Durch die blutigen Inseln – Navily, die Ankerapp, übersetzt sie mit blutrünstig – fahren wir nach Ajaccio. Von weitem schon begrüßen uns die Hochhäuser der Hauptstadt. Wir wundern uns über die kleinen Hütterln in bester Lage davor. Es ist – mal wieder – der Friedhof! Den alten Korsen war nix zu schad‘ für ihre Verstorbenen!
Wer uns nicht begrüßt, ist der Hafenmeister vom Port Charles Ornano. Zumindest braucht es wieder mehrere Anrufe auf Kanal VHF 9, bis jemand antwortet. In der Zwischenzeit kreisen wir in der Hafeneinfahrt gegenüber der schönsten Flagge Korsikas:
Warum auf dieser Flagge ein Maurenkopf, der eher schwarzafrikanisch aussieht, abgebildet ist, habe ich noch nicht abschließend herausgefunden. Klar, geht auf die Mauren zurück, die auch Korsika besetzten. Angeblich besiegte ein Korse einen Mauren, der dessen Verlobte entführt hatte. Ich verstehe trotzdem nicht, wieso ein Land auf seiner Flagge einen Feind zeigt, auch nicht wenn er ihn besiegt hat. Aber gut, die Korsen versteht man ja nicht unbedingt.
Endlich antwortet der Platzzuweiser auf meine englische Anfrage – auf Italienisch. Oder Korsisch. Jedenfalls unverständlich. Aber er führt uns zu einem guten Platz mit Seitensteg: welch ein Luxus! Kann mich gar nicht erinnern, wann wir den zuletzt hatten!
Übrigens spricht auch in der Capitainerie keiner wirklich Englisch. Darf ich erinnern: Wir sind in Ajaccio, der Hauptstadt Korsikas.
Die Stadt selbst ist vergleichsweise enttäuschend. Die Kirche St. Erasmus, in der Schiffsmodelle, gespendet von glücklich heimkehrenden Seefahrern, hängen sollen, hat an beiden Tagen unseres Aufenthaltes geschlossen. Als Geburtsstadt Napoleons trifft man ihn oder einen Hinweis auf ihn an jeder Ecke. Mir ist nicht ganz klar, warum ein Mann, der Europa mit Krieg überzog und die Sklaverei wieder einführte, verehrt wird. Ich glaube, solange wir unsere alten Idole, die Kriegsherren der Vergangenheit, nicht vom Sockel stoßen, wird das nichts mit Frieden. Aber gut, Napoleon hat wenigstens die Anfänge des Zivilrechts geschaffen.
Was toll ist, ist der Markt. Klar, korsische Spezialitäten, Schinken, Wurst und Käse, gibt es in jedem Supermarkt. Aber die von diesem Markt waren schon besonders gut. Und dann erst der eingelegte Knoblauch! Den wird Tomy in ewiger Erinnerung behalten! Das schlechteste Baguette Frankreichs werden wir auch in Erinnerung behalten. Wir haben es in der Altstadt gekauft, in der Straße mit den Läden für die Touristen. (Gutes gibt es in der Boulangerie die rechts gegenüber dem Port liegt)
Wirklich gefallen haben wir aber nur die Murals am Bahnhof: Einige Künstler haben interessante Zugmotive gemalt. Und einer die schöne Korsin!