Alter Hafen in Bastia

4. Oktober 2022
von Steffi
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Bastia – die Lebendige zwischen Verfall und Erneuerung

Bastia ist anders. Anders als alle anderen Orte, die wir auf Korsika gesehen haben. Bastia lebt.

Woran ich das erkenne? Dort gibt es gleich zwei Kurzwarengeschäfte alten Stils in unmittelbarer Nachbarschaft.

Gut, natürlich leben auch in St. Florent, Ile Rousse, Bonifacio oder Ajaccio und Calvi Menschen, aber es sind Orte, in denen die Touristen den Charakter bestimmen. Sie sind es, an denen sich das Angebot in Geschäften und Restaurants rund um die interessanten Orte richtet. In Bastia hält sich das in Grenzen. Klar, die Restaurants warten auf auswärtige Gäste, doch richten die meisten Geschäfte ihr Angebot an den Bedarf der Einwohner aus. Es ist – noch – eine gesunde Mischung.

Ich streife durch die Straßen, morgens früh um halb acht, auf der Suche nach einer Boulangerie und den versteckten Juwelen. Die, die ich nicht sehe, wenn die Straße voller Leben ist, weil ich dann auf meinen Schritt achten muss oder mich das Angebot in den Geschäften ablenkt. Weiterlesen →

Solenzara

25. September 2022
von Steffi
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Solenzara – nichtssagende Stadt, sagenhafte Landschaft

Die Stadt Solenzara ist kein Ort, den du gesehen haben musst. Doch wieder hat uns unsere Tochter dorthin abkommandiert: „Ihr müsst ins A Mandria essen gehen, ihr werdet es lieben!“

Nun ja, der Baum steht nicht weit vom Apfel, sie hat natürlich wieder recht. Das A Mandria liegt etwas außerhalb, an der Hauptstraße nach rechts, gleich hinter der Brücke über die Solenzara. Es ist eine ehemalige Schäferhütte, ein alter Schafstall, den Sebastian de Rocca in den Siebziger Jahren zum Restaurant renovierte. Ich vermute, dieser Sebastian ist heute der freundliche alte Herr mit der weißen Schürze, der so tut, als würde er kochen, aber doch nur kassiert und dabei die Gäste und deren Karten durcheinanderbringt. Weiterlesen →

Einfahrt Bonifacio

21. August 2022
von Steffi
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Bonifacio – die Unbezwingbare

Als ich Tomy das erste Mal in Köln besuchte, vor 43 Jahren, hing über seinem Bett ein Foto: Ansteuerung von Bonifacio bei Windstärke 8. Es hätte mir eine Warnung sein sollen…

In den einschlägigen Foren und Büchern liest du genug Legenden und Warnungen über Bonifacio und die Straße davor. Wenn der Mistral weht, wird sie zur Düse, für Wind und Welle.

Ich hatte gehörigen Respekt.

Schlaflose Nächte. (Nicht wirklich, mein Schlaf ist bestens)

Angst? Ja auch, vor dem Mistral, vor der Düse, den Wellen.

Dabei wusste ich doch genau, dass Tomy mich nie wissentlich und ohne Not in eine unberechenbare Situation bringen würde. Lieber warten. Denn im Grunde hat er auch Respekt.

(Hier muss ich heute, im August einschieben: Vor ein paar Tagen fegte ein Gewitter mit bis zu 200km/h über Korsika. Viele Schiffe liegen zerstört am Strand, in den Felsen, auch in Girolata. Es gibt einfach nicht genug sichere Anker- oder Hafenplätze in der Hochsaison. Mit wissentlich hat das nichts zu tun, manchmal hat man einfach schlechte Karten.)

Jetzt rate mal, was nach wochenlanger Windstille geschieht, just in den Tagen, in denen wir uns Bonifacio nähern? Weiterlesen →

14. August 2022
von Steffi
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PortoPollo – wo der Tiger grast

Morgens um halb neun rufe ich in der Capitainerie in PortoPollo an, telefonisch, um nach einem Liegeplatz zu fragen. Natürlich meldet sich keiner, scheint ja in Korsika üblich zu sein, weder ans Telefon noch ans Funkgerät zu gehen, und schon gar nicht Mails zu beantworten. Wenn man überhaupt eine Chance hat, jemanden in der Vorsaison zu erreichen, dann auf keinen Fall vor 8, nicht zwischen 12 und zwei und nicht nach 17 Uhr. Kommst du später, weißt du nicht wohin. Wir als Zweiercrew tun uns dann auch mit Moorings schwer.

Das scheint allerdings ein Generationsproblem zu sein. In all den Häfen, in denen junge Hafenkapitäne das Sagen haben, Ile Rousse, Girolata, und erst recht in Porto Pollo ist das anders:

Kurze Zeit später klingelt mein Telefon: Der Hafenkapitän ruft in tadellosem Englisch zurück! Ja, er hat Platz, aber wenn wir vor drei kommen sollen wir uns erst mal provisorisch am Quersteg festmachen. Da ausnahmsweise Wind ist und wir gut und flott segeln können, kommen wir tatsächlich zu früh an. Wir legen uns an den Quersteg, an dem übrigens die erste Abpumpanlage für Schwarz- und Grauwasser steht, die mir seit Monnickendam begegnet ist! Der Capitain kommt pünktlich zu uns, hilft uns mit den Moorings. Nichts steht einer Wanderung im Weg! Wir wollen hinauf zu den Aussichtspunkten und dem größeren Ort, zum Etang, dem Teich, und zum Tigerfleisch.

Porto Pollo

Yemanja am Servicesteg von PortoPollo

Tigerfleisch? So übersetzt Navily den Tipp eines Seglers: Es wäre sehr gut und man bekommt es in der Metzgerei beim Etang.

PortoPollo

Aussicht auf das Muringfeld in Porto Pollo

Hinter dem Supermarkt beginnt links der Aufstieg. Über natürliche Steintreppen geht es nach oben. Immer wieder überraschen schöne Ausblicke auf PortoPollo und die Bucht dahinter. Auch der Ort Serra … verblüfft: Ein korsisches Straßendorf mit neuem, gepflastertem Gehweg und einzelnen Steinhäusern oder Villen. Auch die Kirche ist schön renoviert, gegenüber wächst eine üppige orangerote Bougainvillea.

Dorfplatz in Sierra, hoch über PortoPollo

An der Kirche weist ein Schild rechts zurück nach PortoPollo. Doch den nächsten Abzweig hinunter übersehen wir erst mal: Es ist ein grasüberwucherter schmaler Trampelpfad zwischen zwei Steinmauern. Es scheinen ihn mehr Wildschweine als Menschen zu benutzen, denn im kniehohem Gras ist er immer wieder ist aufgewühlt.

Und dann eine Weide! Mit hunderten grasenden Tigern!

Ja, ja, es sind Rinder, gestreifte Rinder. Wenn du Tigerrind googelst, kommst du auf eine deutsche Rinderrasse. Wenn du Vache Tigre googelst, kommst du auf die Seite der Farm. Die gibt es sogar auf englisch: Die Tigerrinder gehen auf eine nordafrikanische Rasse zurück, die sich über jahrhunderte perfekt den korsischen Gegebenheiten angepasst hat. Sicher erscheint mir: Zu Lebzeiten sind es glückliche Kühe, mit viel Weideland und mit Kälbern.

Vache Tigre

Vache Tigre, ein getigertes Rind, eine alte korsische Rasse?

An den See führt uns der Weg allerdings nicht, er kommt seitlich davon an der Straße aus. Wir müssten links an ihr entlang, um an die Hofmetzgerei zu kommen. Doch erstens tun unsere Beine weh und zweitens könnte ich dieses edle Fleisch nicht so zubereiten, wie es ihm gebührt. Außerdem ist das Geheimnis um das Tigerfleisch gelüftet, wir gehen zurück zum Schiff nach PortoPollo und genießen den Abend vegetarisch mit Tomatensalat, Käse und Rotwein

Blick auf PortoPollo, Porto Pollo Korsika

Blick auf Porto Pollo

Etang bei PortoPollo, Porto Pollo, Korsika

Der Etang, um den herum riesige Weiden liegen