23. Mai 2015
von Steffi
4 Kommentare

Liebste 11

Der „Liebster Award“ hat mich erreicht, dank Petra Paul von dem Blog passengeronearth. Das ist ziemlich doof, denn ich würde Petra so gerne nominieren, weil ihr Blog optisch und inhaltlich einfach großartig ist. Außerdem schreibt sie eher über ausgefallene Destinations. Danke, jedenfalls, für den Blog und die Nominierung!

Also was ist das überhaupt: Mit dem Liebster Award sollen neue oder kleine Blogs bekannter gemacht werden. Wer mitmacht, beantwortet die 11 Fragen, die ihm gestellt wurden, nominiert 5 bis 11 Anwärter und fragt sie, was seine Neugier so hergibt.

Hier erst mal meine Antworten auf Petras Fragen:

  1. Was macht deinen Blog einmalig und wertvoll für deine Leser? Was lieben deine Leser an deinem Blog am meisten?

Viele Leser mögen meine Ehrlichkeit und dass ich über meine Gefühle schreibe, verletzlich bin und mich nicht immer ernst nehme. Ich höre auch immer wieder, dass ich gut schreibe, dass es Spaß macht, den Blog zu lesen. Auch die Häufigkeit der Posts unterscheidet den Blog von anderen Segelblogs. Mein Ehrgeiz sind außerdem gute Fotos. Darüber hinaus möchte ich jenen Seglern, die uns nachfolgen, gezielte Informationen zukommen lassen und Mut machen, die eigenen Träume zu leben, die Schönheit der Welt und das Leben zu genießen.

Wertvoll und einmalig ist also die Kombination aus Information, Unterhaltung und Offenheit, gepaart mit guten Fotos und einem ansprechenden Layout.

Stimmt das, liebe Leser? Was sagt ihr dazu? Bitte hinterlasst einen Kommentar!

  1. + 3. Für mich ist Leben Veränderung. Meine sehr persönliche Frage dazu: Gibt es ein positives Erlebnis / Begegnung, die dein bisheriges Leben signifikant verändert oder sogar auf den Kopf gestellt hat? Wenn ja, welches und warum? 

Ja klar – der Moment, als ich Tomy in die Augen sah und wusste, der ist es! Nach der Hochzeit zog ich von Österreich nach Deutschland, das war schon ziemlich einschneidend.

Steffi und Tomy 1981

Steffi und Tomy 1981

Signifikant verändert haben mein Leben natürlich auch meine Kinder.

Und irgendwann unser Umzug nach Salvador da Bahia! Von da an wusste ich, dass ich Vertrautes hinter mir lassen kann. Zumindest für eine Weile!

  1. Hast du eine Strategie, wenn einmal dein “nicht-gerade-bester Tag” an die Tür klopft? Wie gehst du damit um? Wie ziehst du dich am schnellsten aus einem Stimmungstief (falls es so etwas in deinem Leben gibt) heraus?

Stimmungstief kenne ich kaum mehr, Sehnsucht nach meinen Engeln, nach meinen Kindern und Engelskindern, das ja. Oder mal eine kurze Stresssituation an Bord, ein Windstoß, ein ärgerliches Wort, und noch eines drauf…

Kein Grund, das persönlich zu nehmen, und wenn ich es doch tue, helfen Ho’oponopono oder The Work von Byron Katie.

Beide Strategien gehen davon aus, dass wir an Allem, was in unseren Leben aufscheint und uns die Stimmung versaut, einen – verdrängten – Anteil haben. Machen wir uns den bewusst, regt uns die Sache entweder nicht mehr auf oder – Abrakadabra – sie verschwindet. In Echt!

Also der Dreh, der Trick ist: Vergebung und Dankbarkeit im Hier und Jetzt!

Die Kunst der von Herzen gefühlten Dankbarkeit und Anerkennung kann auch gelernt werden. Nichts, sage ich euch, macht schneller glücklich und froh, als ein aufrichtiges Danke! Dazu muss ich mich manchmal genau ins Hier und Jetzt versetzen, denn unglücklich macht meist das gedankliche Verweilen in der Vergangenheit oder Zukunft.

Darüber hinaus hilft mir nichts besser als Skypen oder Chatten mit meinen Töchtern und meinen Engelskindern, am liebsten aber ihre Gegenwart. Ich bin so gerne mit ihnen zusammen! Sie sind so wunderbar!

Doch wenn das nicht geht: Es gibt ein paar Bücher, deren Lektüre mich immer in gute Stimmung versetzt. Die hab ich natürlich mit an Bord!

  1. Glaubst du, dass Vorbilder & eine Vorbildfunktion wichtig sind? Hast du Vorbilder? Warum genau diese?

Menschen, die wir bewundern, können uns unsere verborgenen Fähigkeiten zeigen: Was immer wir an einem anderen gut finden, haben wir selbst in uns. Insofern können Vorbilder sehr hilfreich sein, können uns Mut machen und uns viel über uns selbst lehren.

Allerdings klingt „Vorbild“ für mich so ein bisschen nach einem Schema, eine Schublade in die ich mich, wenn ich eines hätte, pressen müsste. Es klingt wie: „Ich bin nicht gut genug, aber wenn ich wie X wäre oder hätte dann…“

Ich bin genug. Ich bin. Wozu ein Vorbild?

Dennoch gibt es Menschen, mit denen ich immer wieder gerne zusammen bin, von denen ich etwas lernen kann, einfach, weil sie so in sich ruhen, strahlen, begeistert, ja beseelt sind und andere Menschen bedingungslos annehmen und nicht auf das Ego der Welt eingehen. Letzteres fällt mir manchmal schwer, und ja, dann tun diese Menschen gut: Meine beiden Nachbarinnen, sie wissen schon wer, meine Coaching-Ausbilderin Katrin Gronau, Jaqueline von der Sailor Moon, meine Quilt-Inspiration Robyn um ein paar Beispiele zu nennen.

Und ich möchte Geschichten erzählen können wie Isabel Allende und so mutig und vorurteilsfrei sein wie Milda Drüke.

Hmm, das gibt mir jetzt zu denken!

  1. + 7. Ich liebe es erfolgreich zu sein! Dieses Gefühl etwas geschafft zu haben, was ich mir vorgenommen habe, lässt mich jubeln und tanzen vor Freude (im Kleinen wie im Großen). Wie wichtig ist Erfolg für dich? Was bedeutet Erfolg für dich? Wie machst du es, so erfolgreich zu sein?

Ehrlich gesagt fällt es mir seltsam schwer, diese Fragen zu beantworten. Sie verwirren mich: Erfolg ist, wenn ich erreiche, was ich möchte. Und das ist unausweichlich. Nicht, dass mir alles gelingt – nur weiß ich dann auch, dass ich es gar nicht wirklich will, oder etwas in mir es nicht will oder zulässt.

Außerdem ist mein Glück, meine Freude nicht von äußeren Umständen abhängig – äußere Umstände sind für mich Ausdruck meiner Freude, meines Glücks. Erfolg auch. Also ich bin erfolgreich, weil ich voller Freude und Glück bin.

Und doch ist es ein Erfolg, den Atlantik überquert zu haben, oder erst die Biskaya, dann alles andere und das könnte ich ruhig noch mehr feiern, dafür könnte ich mir ruhig mal selber auf die Schulter klopfen, mit Trommelwirbel und Applaus und so.

  1. Manchmal habe ich das Gefühl, ich könnte mehr Resonanz oder Leser bekommen, wenn ich mich mehr bestimmten “Blog-Trends”/Stimmungen anpassen würde. Schreibst du wonach dir gerade ist und/oder richtest du dich nachdem was die Leser lesen wollen und nach Trends?

Ich wüsste jetzt nicht, wie ich unsere Segelreise an Trends oder Stimmungen anpassen sollte. Ich schreibe, was wir erleben aus meinem Blickwinkel, mit viel Liebe. Sicher habe ich dabei den Leser im Blick, insofern als ich Begeisterung fürs Leben, Segeln, ein Reiseziel vermitteln und Informationen für Nachahmer geben möchte.

Und wenn ich an Überschriften a la “7 Dinge, die” oder Ähnliches denke, wird mir schlecht! Aber sie ziehen, sogar meine gemäßigten.

  1. Hast du Ziele für deinen Blog und wie sehen deine Ziele aus?

Ach, Ziele schränken mich wieder so ein: Sie sollen messbar sein! Aber wie messe ich, ob mein Blog jemand Mut macht, seine Begeisterung weckt, ihn dazu bringt seinen Horizont zu erweitern? Wenn jemand Spaß am Lesen hat, den Blog mit Freude liest?

Zahlen sagen mir das nicht wirklich, auch wenn ich mich freue, wenn die Leserzahl und Klicks nach oben gehen. Und so unternehme ich einiges, um die Leserzahl zu steigern. Und wenn dann ein netter Kommentar oder eine anerkennende Email kommt, dann finde ich das einfach großartig.

  1. + 11. Was ist dein größter Traum / deine Vision? Wo würde ich dich treffen und was würdest du tun, wenn es keine Limitierungen (Geld, Gesundheit, Familie ..) in deinem Leben gäbe?

Du würdest mich treffen, wo ich bin. Ich würde machen, was ich tue. Also segeln, reisen, nähen, gärtnern, schreiben, lieben. Allerdings würde ich öfter meine Kinder sehen, ihnen die Flüge zu uns bezahlen, oder gemeinsame Reisen. Ich würde öfter kurz mal zu meiner Mutter fliegen, auch wenn ich dafür um die Welt müsste. Oder ich hätte so ein großes Schiff, dass alle mit könnten!

Darin müssten alle Platz haben...

Darin müssten alle Platz haben…

So, und jetzt zu meinen Nominierungen. Falls ihr nicht mitmachen möchtet, ist das in Ordnung. Ich mag eure Blogs und freue mich, wenn meine Erwähnung euch mehr Fans bringen. Ich habe sie gewählt, weil sie meinen Interessen und Anliegen entsprechen und außerdem ein Vergnügen zu lesen sind.

1 Vanessa von www.bindannmalveg.de Ich bin zwar keine Veganerin, doch finde ich es sinnvoll, so wenig Fleisch wie möglich zu essen. Vanessas Rezepte sind toll! Probiert mal das Ingwer-Limetten-Ananas-Risotto! Köstlich!

2 Karin von www.stadtlandmeer.de nominiere ich, weil ich immer noch Tauchen lernen will, und sie gute Tipps gibt!

3 Mischa und Jaqueline von www.gowesst.com sind Segelfreunde von uns – ich mag ihren herrlich frischen und offenen Stil.

4 Auch Klaus von segeln-blog-nordsee-ostsee.de segelt, sein Blog erfüllt vermutlich auch nicht mehr die Kriterien von klein und neu, aber er schreibt gut und so liebevoll.

5 Fredi von seemannsgarn-handmade.blogspot.de teilt meine Leidenschaft fürs Nähen, das Meer und fürs Erzählen. Außerdem kann sie klasse Zeichnen!

6 Marcella, die auf www.mein-grundeinkommen.de über ihre Erfahrung mit dem Grundeinkommen per Video bloggt, nominiere ich, weil ich für ein bedingungsloses Grundeinkommen bin und diese Aktion einfach Klasse finde.

Klasse finde ich auch monatsmob.de, aber Alex und Stefan hatten ihn dieses Jahr schon!

Danke auch an Ute von livingmydreams.de, die spontan angeboten hat nochmals mitzumachen, wenn ich keine 5 finde – du hast die Wahl!

Hier sind eure Fragen:
(Da ich eine Märchentante und Träumerin bin, haben sie wenig mit Bloggen zu tun)

1. Du und das Meer – was erzählst du davon?

2. und 3. Was ist dein liebstes Fest und warum?

4. und 5. Hast du schon mal unter freien Himmel geschlafen? Wenn ja, was kannst du darüber erzählen? Wenn nein – warum nicht?

6. Bei welcher Gelegenheit bist du zuletzt auf einen Baum geklettert? Hast du getanzt? Oder auf einer Schaukel hoch hinaus geschaukelt?

7. und 8. Was war dein liebstes Kinderbuch und wie hat es dich beeinflusst?

9. Wozu benutzt du dein Smartphone?

10. Wie gehst du mit Komplimenten um?

11. Was ist dein nächstes Wow-Projekt? Also eines, das dich total begeistert!

Danke schön fürs Mitmachen!!!

Hier noch die Regeln:

  1. Danke der Person, die dich norminiert hat und verlinke ihren Blog bei dir.
  2. Zeige in deinem Blog, dass du teilnimmst.
  3. Beantworte die 11 Fragen.
  4. Nominiere 5-11 weitere neue Blogger für den Liebster Award.
  5. Überlege dir 11 Fragen für die nominierten Blogger.
  6. Schreibe diese Regeln in deinen Liebster Award Blog Artikel.
  7. Informiere Deine nominierten Blogger über den Blog-Artikel.

20. Mai 2015
von Steffi
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Gustav in Schale

Enveloped – eingehüllt, verhüllt, umspannt oder eingewickelt heißt das Thema der Photochallenge von dailypost.wordpress.com Enveloped, an der Yemanja und Gustav heute zum ersten Mal teilnehmen.

Ich bin durch Zufall auf diese Challenge gestoßen. Ich mag sie, weil sie wie ein Quilt ist: Ein Thema – ein Muster – aber viele verschiedene Ausführungen, bzw. Interpretationen. Wirklich interessant, diese vielen verschiedenen Fotos zu einem Thema!

Gustav in Schale

Gustav in Schale

17. Mai 2015
von Steffi
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Olodum

Und weiter geht es mit der Mutter aller Trommelgruppen: Olodum!

Um sieben, nach dem Abendessen gehe ich erst mal schlafen – es wird eine lange Nacht! Um neun Uhr soll Einlass sein, eine Vorgruppe, dann treten Pisirico und Olodum auf, keine Ahnung in welcher Reihenfolge – es könnte gut drei Uhr morgens werden, bevor Olodum überhaupt die Bühne betritt!

Dennoch machen wir uns um neun Uhr auf, so richtig einschätzen kann ich das mit den Zeiten hier nicht: Manchmal fangen sie pünktlich an!

„Cais Dourado!“ sage ich zum Taxifahrer. Er sieht mich verständnislos an, also zeige ich ihm die Eintrittskarte.
„Cais Dourado!!!“ antwortet er selbstverständlich.
Hab ich doch gesagt, Mann!
Oder?

Vor einer alten Fabrikhalle lässt er uns austeigen, es beginnt zu nieseln, wir finden Schutz unter einem Mauervorsprung und beobachten das bunte kommerzielle Treiben, das ein nicht wegzudenkender Faktor bei brasilianischen Festen ist:
Vielleicht fünfzig Menschen, ganze Familien wollen heute ihr Geschäft machen. Die vielbefahrene Straße ist zu beiden Seiten vollgestellt mit Caixas do Isopor, jenen Truhen aus Styropor, die von Wasser über Bier und Schnaps alles beinhalten, was Herz und Magen begehren: An einer Ecke werden Fleisch und Käse gegrillt, andere verkaufen Kaugummi und Süßigkeiten, Zigaretten, Fruchtcocktails und eben Bier, Bier, Bier.

Doch heute fließt eher das Wasser in Strömen – von oben.

Kurz vor zehn lässt der Nieselregen nach, wir schaffen es, die Straße zu überqueren und gehen hinein. Wir haben Pista Karten gekauft, wir stürzen uns also ins Gewühl. Noch ist es leer, die Vorgruppe ist auch nicht der Knaller, Hauptsache laut! Warum hab ich meine Ohropax nicht mitgenommen? Mit zugehaltenen Ohren höre ich die Musik viel besser, kann sogar eine Melodie erkennen und Worte verstehen…

Ich werde nie verstehen, wie einige da noch telefonieren können!

Um elf Uhr beginnt der Umbau der Bühne für die nächste Gruppe – wir haben Glück: Es ist Olodum! Doch es dauert – die Jungs sollten mal nach Köln kommen, in den Sitzungskarneval, da fluppt das in 10 Minuten! Doch ich will keine deutschen Maßstäbe anlegen, damit macht sich frau in Bahia nur unglücklich!

Mittlerweile hat sich eine ansehnliche Lacke vor dem Eingang gebildet und wir vertreiben uns die Zeit damit, zu beobachten, wie die Gäste diese überwinden: Die Frauen stöckeln meist auf den Absätzen durch, mit großen Schritten, die Männer gehen ebenfalls auf den Fersen, die meisten springen irgendwie, einer meint, eine Plastiktüte unter den Füßen könnte hilfreich sein und rutscht aus, einer trägt seine Angebetete über die Schwelle. Nur wenige latschen beherzt durch – nass wurden sowieso alle!

Spätestens beim Verlassen…

O-lo-dum – – O-lo-dum – – … los geht es! Die Surdos wummern durch mich hindurch, ein gewisser süßer Duft liegt in der Luft, die Menge tobt, hält ihre modernen geheiligten Geräte* hoch und tanzt: Poposchwingend und breitbeinig bis in die Hocke und wieder hinauf – woher nehmen die die Kondition? Die wenigsten Hinterteile sind klein, die Frauen neigen zur Üppigkeit, heute mehr denn je. Dennoch, bewegen können sie ihr bestes Stück, dass nicht nur Männern schwindelig wird! Wir fünf, Tom, Thomi und Anja und wir, die einzigen Gringos hier, können da einfach nicht mithalten! Spaß haben wir trotzdem!

Doch den Gringos fehlt dieses spezielle Gen, dass es den Baianos jeden Alters ermöglicht, Nächtelang durchzutanzen. Kurz vor zwei geben wir auf, verzichten auf Pisirico, die nicht vor drei Uhr mit dem angekündigten dreistündigen Programm beginnen werden. Der Regen lässt etwas nach, wir könnten es wagen…

Jetzt sind wir diejenigen, die die Lacke überwinden müssen. Ach was Lacke, Pfütze – das ist mittlerweile ein See, auf dem die Bierdosen fröhlich dahintreiben, mehr als knöcheltief! Also Schuhe aus – aber wozu eigentlich?

Als wir uns endlich mit dem Taxifahrer auf einen Preis einigen, sind wir nass bis auf die Knochen!

Alles sei überflutet, sagt er, lädt uns fünf eiskalt vor den Augen der Polizei in sein Auto, dreht um und fährt an eben dieser vorbei gegen die Einbahn davon, sämtliche rote Ampeln ignorierend: Die andere Straße wäre nicht passierbar und diese, vor wenigen Stunden kaum zu queren, liegt verlassen vor uns.

Für rund 20 Euro für Eintritt, Bier und Taxi wurde uns wirklich einiges geboten!

*Meine – iPhone und Kamera – waren mit zu heilig, um sie mitzunehmen ;-): Keine Fotos! Aber hier hier der Link zu einem ihrer besten Songs, in der Hoffung, keinerlei Rechte zu verletzten… Also wenn, dann sagt es mir einfach, ich lösche es dann!

8. Mai 2015
von Steffi
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Auf Salvadors Straßen

Und wieder locken die Graffitis (und die Stoffgeschäfte), diesmal allerdings in eine ziemlich belebte Straße, die Carlos Gomez. Sie führt vom Pelourinho (Rua de Chile) bis kurz vor den Campo Grande. Mit dem Bus sind wir hier schon oft gefahren, doch die Gassen, Läden und Wandmalereien mussten zu Fuß erkundet werden.

Die Carlos Gomez ist eine stark befahrene Straße, ein Bus kommt nach dem anderen, dazwischen Autos und Motorräder. Menschenmassen warten auf diese Busse, Ramschläden flankieren sie. Links runter geht es zum Museu de Arte Sacra, dessen schöner, mit alten Mangobäumen bestandener Hof über der Bucht eine der beliebtesten Hochzeitslocations ist. Leider hat es zu, doch die Stoffläden haben offen…

Die Carlos Gomez ist voll mit Handarbeits-, Stoff-, Bastel- und Nähmaschinenläden! Ein Paradies für mich! Möchte ich doch während meines Heimurlaubes viele Quilts nähen!

Menschen wohnen hinter Absperrgittern, ältere Damen sitzen vor einem Garnladen und häkeln, tauschen sich über die neuesten Muster und Werke aus. Immer wieder werden Snacks und Süßigkeiten angeboten, Aqua darf nie fehlen. Ein kleiner Platz ist voller Obst- und Gemüseständen. Auch die Telefonzentrale ist eindrucksvoll.

Telefonzentrale

Telefonzentrale

Und überall dazwischen ist Graffiti. Graffiti, Typ Wandbild, wird in Salvador weitgehend akzeptiert und ist niemals illegal in Salvador, im Gegensatz zum Tagging. Geschäfte und Bars lassen ihre Wände schon lange mit Wandmalereien verzieren. Vielleicht kommt die Affinität dazu auch aus der portugiesischen Tradition, Wände mit Azujelos zu verzieren. Daraus entstanden die Mosaike und dann eben Graffiti – letzteres ist meine Theorie!

Mir gefallen die Arbeiten von Eder Muniz besonders gut. Als Künstler ist er mittlerweile international bekannt, bis in die USA und auch Europa. Seine Spezialität sind Tier-Mensch-Natur-Metamorphosen. Die traurige Frau ist auch überall in Salvador zu sehen, Limpotu, ihr „Vater“ kommt aus Salvador und lebt in Malmö. Tomy fasziniert wiederum die Olodum-Trommel in einem Wandbild, er fotografiert sie wieder und wieder, doch ich glaube ihm nicht ganz…

Olodum Trommel

Olodum Trommel

Kurz vor dem Campo Grande beherbergen drei Forts die Militärpolizei und andere militärische Einrichtungen. Wunderschöne alte Häuser, verkommen, wie fast alle hier, machen traurig – Was könnte diese Stadt doch schön sein! Südamerikas Perle, Rio könnt‘ einpacken – doch darum geht es heute nicht.

Alte Vila

Alte Vila

Hier, hinter einer dieser alten Villen, deren Eingang von Hundertwasser inspiriert wurde, verstecken sich zwei alte Säufer…

Den Park am Campo Grande umgibt ein floral inspirierter Zaun, er ist schön gepflegt, mit größenwahnsinniger Unabhängigkeitssäule in der Mitte, an deren Spitze ein Cabloco, ein Indio, die Schlange Portugal aufspießt.

Hm, ich glaub, da hat einer was verdreht…

Zurück gehen wir die Sete de Setembro an ihrem weniger repräsentativen Teil – der geht vom Campo Grande nach Barra – also zurück zum Peourinho. Obwohl die Gebäude um den Platz, an dem die Portugiesische Bibliothek steht, eines der schönsten Häuser der Stadt, ausnahmsweise renoviert, schon recht eindrucksvoll sind.

Leitura Portuguesa

Leitura Portuguesa

Die Uhr Relogio do Sao Pedro wird renoviert, also etwas geschieht ja doch. Der Straßenabschnitt, der jetzt folgt ist nichts für Menschen mit Berührungsangst. Es ist eng, auf wenigen Quadratmetern versuchen die Menschen lautstark alles zu verkaufen, was das menschliche Herz begehren könnte, rechts aus den parkenden Autos heraus und den davor stehenden Tischen, links aus den Geschäften und Bauchläden: Acaraje, Uhren, Bademoden, Unterwäsche, Kinderkleidung, Handyzubehör, Plastikdosen, Bettüberwürfe, Bier, Wasser, Spielzeug, Snacks…

Von oben tropft es aus den Klimanalagen.

Welch eine Oase ist da das Benediktiner-Kloster! Ihr eher karges inneres ist ein wohltuender Kontrast zu dem Trubel auf der Straße. Große, alte Bäume mit hängenden Bärten und riesigen Bromelien oder Agaven im Gipfel sorgen davor für kühlen Schatten und frischer Luft.

Wir brauchen ein kühles Bier zum Abschluss, am besten vorm Mercado Modelo, wo die Kellnerinnen mit allen Mitteln – winken mit der Hand oder Karte, die Konkurrenz anfauchend, die Kunden anlächelnd – potenzielle Kunden abfangen.

Mercado Modelo

In Erwartung

Wir entscheiden uns rein zufällig für die Bar mit den besonders entspannenden Snack um 8 Real:

Gomes7 inter 0515 (27)

5. Mai 2015
von Steffi
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Swingender Rosenkranz

In der Kirche Nossa Senhora dos Rosario dos Pretos, jener Kirche die von der Bruderschaft der Schwarzen errichtet wurde, soll am Dienstag um sechs am Abend afrikanische Messe sein, mit Trommeln und so.

Aber es ist Mai – seit meiner Kindheit war ich in keiner Maiandacht mehr. Ja, ich hatte doch glatt vergessen, dass es das gibt!

Mit Andacht verbinde ich Ruhe und Stille, nicht aber Rosenkranz per Lautsprecher vorgebetet, aber gut, vielleicht versteh ich da ja etwas nicht.

Andächtig ist nur jener Tourist, der sein Smartphone vor jedem Seitenaltar hoch hält, ehrfürchtig wie der Pfarrer die Hostie, sein Foto macht, sich bekreuzigend verneigt.

NS Rosario dos Pretos

NS Rosario dos Pretos

Jedem das seine, unseres ist es nicht, wir gehen ein Bier trinken. In der Bar Meu Boteca gibt es nicht nur preiswertes Cerveja, die Snacks sind ausgesprochen gostoso! Leider sitzt frau dort etwas schief am Hang!
Wir beobachten das Treiben auf der Straße, das Kommen und Gehen, von den Einheimischen scheint jeder jeden zu kennen. Gegenüber schwebt eine Plastiktüte herab, darin ist der Schlüssel für das Haus nebenan. Er wird entnommen, die Tüte entschwebt. Nebenan öffnet die Bar, vor dem Casa Dida wird ein Lautsprecher aufgebaut, unterschiedliche Musik beschallt uns sowieso schon aus drei Richtungen…

Leise is nich in Bahia!

Eine Trommelgruppe, Swing do Pelo, sammelt sich vorm Instituto Moura, doch irgendwie will es nicht losgehen. Tomy will zurück aufs Boot, ich bleiben – wegen den Trommeln bin ich heute hier!

Wir wandern ziellos umher, ich kann Tomy überreden noch mal zurückzugehen – und siehe da, sie trommeln:
Mein Herzschlag stimmt sich in die Surdos ein, Füße und andere Körperteile mit den anderen Trommeln. Die Jungs swingen was das Zeug hält, Trommeln und Stöcke wirbeln durch die Luft, sie haben jede Menge Spaß. Nur der Maestro dirigiert und kommandiert die Jungs mit finsterer Miene und todernst herum.

Swing do Pelo

Swing do Pelo

Sie ziehen los, wir – nein, nicht hinterher, jetzt zu Yemanja und in die Koje!