10. August 2015
von Steffi
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5. August 2015
von Steffi
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Ein Meer aus Kornblumen
In unserer Segelpause besuchen wir meine Mutter, mein Elternhaus, die Orte meiner Kindheit. Und ja, das gehört hierhin, weil auch wir Segler Eltern haben, oft genug alt und fast allein zurückgelassen. Wir haben manchmal Sehnsucht und manchmal ein schlechtes Gewissen. Wir segeln auf Kosten der Zeit, die wir mit Menschen verbringen könnten, deren Zeit auf Erden begrenzt ist. Die Jahre, die meiner Mutter noch bleiben, kann ich an den Fingern einer Hand abzählen. Alles andere wäre ein Wunder.
Als ich ein Kind war, saß mein Großvater unter dem Nussbaum und sah mir verschmitzt schmunzelnd beim Spielen zu. Heute sitze ich fast an dem gleichen Platz und blicke auf die Stelle, an der ich einst in der Sandkiste spielte. Links davon trocknete die Wäsche in der Sonne, dahinter blühte rosalila der wilde Apfelbaum, rechts der Zwetschkenbaum, an dem meine Schaukel hing.
Ich war geborgen in einer Welt, die es täglich neu zu entdecken galt.
Ist Reisen ein Rückfall in die Kindheit? Sollen wir nicht werden wie die Kinder? Begeistert, offen, vergebend, wachsend, die Welt in ihrer Liebe erfassend?
Ja, genau so reise ich! Und schreite gerne in die Kindheit zurück!
Und immer wieder bemerke ich, wie meine Vorlieben, meine Sichtweise der Welt, meine Werte von meinen jungen Jahren geprägt sind.
Ich werde wohl alt, denn ich greife immer öfter in die Schatzkiste eines erfüllten, reichen Lebens.
Schluss jetzt mit dem Geschwafel: Wir fahren ins Burgenland, nach Stoob, wo mein Vater, ein Blumennarr wie ich, früher seine Tontöpfe kaufte. Stoob ist – oder war – berühmt für seine Keramik, für bunt mit Blumen bemaltes Töpfergut. Damals war das Leben sicher nicht einfach und doch genau das. Weder Versicherungen noch Anwälte, auch keine Schlagzeilen dominerten das tägliche Miteinander. So konnte ich als Sechsjährige an der Hand meiner Mutter durch die Werkstatt gehen, staunend zusehen wie Vasen auf der Töpferscheibe wie aus der Hand eines Zauberers emporwuchsen, wie sie in Öfen gebrannt, und dann händisch sorgfältig bemalt wurden. Immer durfte ich mir als Andenken ein kleines Väschen aussuchen, doch wirklich bei mir bleib etwas ganz Anderes: Ein Puzzlestein meiner Liebe zum Handwerk, zur Farbe und zur Gestaltung.
Heute starren die Kinder in ihre Smartphones…
Und Stoob ist zu Tode renoviert, mit geleckten Häusern, einem kleinen Keramikgeschäft, in die Werkstatt dürfen nur mehr angemeldete Reisegruppen ab 15 Personen.
Manchmal frage ich mich, ob die Kinder schuld sind, wenn sie in ihre Handys glotzen oder – unter anderem – eine glatte Welt.
Wir fahren weiter, Richtung Neckenmarkt, denn dort am Rande des Burgenlandes, wartet Jaqueline von der Sailor Moon bei ihrer Mama auf ihr Baby. Auf dem Weg zu ihr, gleich hinter Stoob, packt mich der Zauber dann doch:
Kornblumen! Ein, zwei, drei Felder mit Kornblumen, ein blaues Meer, an dessen Horizont ein Reh in den Wogen der Ähren versinkt.
Ich erzähle Jaqueline und ihrer Mutter davon, letztere bemerkt erstaunt, dass sie selbst das gar nicht bemerkt, ja gar nicht bewusst schätzt. Ebenso wenig wie das Badezimmer mit warmen Wasser und einem WC. Lachend erzählt sie, wie Jaqueline sich über die Toilette gefreut hatte und es keiner zu Hause verstand.
Ja so ist das oft: Was wirklich zählt, wichtig oder gar wertvoll ist, wissen wir oft erst, wenn es weg ist!
Was ist für dich von Bedeutung? Was schätzt du? Was vermisst du?
1. August 2015
von Steffi
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Ein Märchen
Anläßlich unseres 34. Hochzeitstages ein kleines Märchen aus Salvador…
WP: Fotochallenge “Inspiration”

24. Juli 2015
von Steffi
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Werden wir jetzt porös?
Was tun Langfahrtsegler auf Heimurlaub?
Richtig, sie gehen zum Arzt.
Zum Zahnarzt, zum Gynäkologen, zum Hautarzt und zum Hausarzt und der schickt sie dann weiter zum Neurologen und zum Orthopäden.
Unsere Töchter beobachten das Ganze misstrauisch:
Mama hat Arthrose im linken Ringfinger. Mama lässt sich ein Muttermal auf der Nase entfernen und erschrickt mit dem Verband ihr Engelchen. Mamas Zähne müssen von Zahnstein befreit werden.
Auch Einhorn-Daddy lässt sich die Stirn aufschneiden und das Horn aus Talg entfernen. Er braucht eine neue Krone. Nicht am Kopf, im Mund. Und vor Allem lässt er sich an der rechten Hand aufschneiden:
Karpaltunnelsyndrom!
Die Jüngste, die in unserem Haus wohnt, meint: „Mama, morgens gehst du wie eine alte Frau die Treppe runter!“
Stimmt!
Das ist allerdings über Nacht weg, wenn ich mich aufraffe und ausgiebig und regelmäßig dehne.
Und all das kommentiert das mittlerweile erwachsene Kind, welches mir schon mit sieben Jahren mitteilte, dass es so alt – 30 war ich damals – nicht werden wollte (sie hat ihren Wunsch dann rechtzeitig revidiert) mit:
„Werdet ihr jetzt porös?“
Nein, werden wir nicht: Denn alles andere ist genauso wie es laut den Normen der Gesundheitsindustrie sein soll:
Nämlich Bestens!
Und wie geht es dir?

18. Juli 2015
von Steffi
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Machst du noch Urlaub oder reist du schon?
Reist du im Urlaub? Machst du Urlaub vom Reisen?
Urlaub ist für mich etwas, das arbeitende Menschen machen, wenn sie mehr als zwei Tage am Stück entspannen. Das können sie zu Hause tun oder an einem anderen Ort. Um an diesen zu gelangen, muss dieser Mensch reisen – das kann fliegen, wandern, mit verschiedenen Fahrzeugen fahren, segeln oder eine andere Fortbewegungsart sein. Ja selbst im Kopf an einem fremden, erholsamen Ort in eigenem Inneren zu gelangen, kann eine Reise sein. Um in den Urlaub zu gelangen, ist Reisen also eine Voraussetzung.
Eine Reise kann aber auch von Ort zu Ort führen, rund um den Globus. Reisen ist Unterwegssein, etwas Bewegliches und Bewegendes. Wir reisen, um Geschäfte zu tätigen, andern zu helfen, Freunde und Verwandte zu besuchen, Feste zu feiern, sich zu erholen, sich zu regenerieren, der Natur oder sich selbst nahe zu kommen, mal etwas Anderes sehen oder etwas Aufregendes zu erleben, aus Neugier, um etwas zu lernen, sich zu bilden oder fit zu halten, um Abenteuer zu erleben…
Bei all diesen Gründen geht es darum, den Alltag, die Routine zu unterbrechen um in irgendeiner Art gestärkt oder verändert wieder heim zu kehren und genau diesen Alltag anders, besser bewältigen zu können. Wenigstens für eine Weile. Urlaub kann Teil solch einer Reise sein.
Und somit haben Reisende und Urlauber einiges gemeinsam.
Reisen bildet, heißt es. Eben weil es auch etwas im Inneren bewegt.
Wirklich?
Jetzt in unserer Reisepause, quasi unserem Urlaub, wo ich nicht ständig neue Eindrücke verarbeiten muss, kann ich mich wieder ein wenig dem Philosophieren widmen.
Was ist Bildung überhaupt? Darüber wird ja immer wieder diskutiert, da will ich mich erst mal gar nicht einmischen.
Was aber wird gebildet? Das Wissen, die Erfahrung, die Fähigkeiten und Fertigkeiten, das Herz, der Charakter, die Vorstellung von der Welt, sich selbst und anderen?
Vermutlich all das und noch mehr, von daher ist die Frage, was Bildung ist und wann ein Mensch gebildet ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ich behaupte mal, jeder ist gebildet – jeder ist in dieser Welt ein Bild von dem, was er wirklich ist. Jeder hat ein Bild von sich selbst, den anderen und der Welt. Jeder malt mit Worten dieses Bild, erzählt nur eine Geschichte über sich selbst, die anderen und die Welt. Und so gut wie alle glauben fest an ihre eigene Geschichte.
Wenn wir Reisen, werden wir wieder zu Kindern, die begeistert und spielerisch die Welt erobern und daran wachsen.
Geht es nicht darum, dieses Bild loszuwerden, aufzuhören Geschichten zu erzählen und zu sein? Oder es zumindest so zu verändern, dass der Alltag leichter, spielerischer und freudiger bewältigt werden kann?
So, dass wir uns wieder lebendig fühlen, begeistert, staunend, mutig, stolz und kreativ wie ein Kind die Welt begreifen und über uns selbst hinauswachsen?
Reisen, so habe ich irgendwo einmal gelesen, ist eine Regression in die Kindheit. Wenn wir Reisen, werden wir wieder zu Kindern, die begeistert und spielerisch die Welt erobern und daran wachsen. Wir werden wieder lebendig, wir fühlen, nehmen mit allen Sinnen wahr, wachsen über uns selbst hinaus.
Bildet uns Reisen, also Unterwegssein in diesem Sinne? Oder geht das auch im Urlaub, in der Entspannung?
Ja und nein, wie immer kommt es auf den Menschen, den Reisenden, den Urlauber, an.
Viele wählen ihr Reiseziel und ihre Reiseart schon von vornherein so, dass sie möglichst wenig Eindrücken ausgesetzt sind, die ihr Weltbild auf dem Kopf stellen könnten: Nur kein Kontakt mit der Bevölkerung, außer in Folkloreshows, mal schnell mit dem Touribus durch die Stadt, möglichst mit Menschen, die sind wie sie selbst, Essen am besten wie bei Muttern, oder wenigstens Schnitzel mit Pommes. Nur keine Zweifel wecken an der eigenen Art zu leben oder die Welt zu sehen und zu bewerten.
Das gilt sicher nicht für jeden, der eine solche Reise wählt, schließlich hat jeder eine andere Grundlage, von der aus das Bild von der Welt verändert wird. Für manch einen mag es schon den Einsturz des Weltbildes bedeuten, wenn er seinen Kaffee auf einem roten Plastikstuhl trinken muss.
Für mich wäre eine Kreuzfahrt oder eine Pauschalreise jedenfalls sicher Horizont erweiternd! Da ich beides fürchte, wie der Teufel das Weihwasser kann ich sicher sein, dass eine solche Erfahrung mein Bild von der Welt verändern würde. Oder eben auch nicht! Kommt darauf an, ob ich meine Eindrücke dazu benutze, meine Vorurteile zu bestätigen, oder ob ich ihnen erlaube, sie zu revidieren.
Aber auch diejenigen, die individuell reisen, sind nicht davor gefeit, un-umgebildet nach Hause zu fahren.
Der Mensch neigt nun mal dazu, nur das wahr zu nehmen, was er für wahr hält, er neigt dazu, seine Meinung zu bestätigen. Da unterscheidet sich der erholungssuchende Urlauber nicht vom abenteuerlichen Reisenden. Der erste Schritt ist es also, bereit zu sein, mehr wahr zu nehmen, offener zu sein, als im normalen Alltag. Zu beobachten ohne zu bewerten.
Wenn also Reisen bilden soll, wenn Reisen unser Leben bereichern soll, dann müssen wir den neuen Eindrücken erlauben, unser Bild von der Welt, von den anderen und uns selbst zu verändern.
Mir ist das sehr wichtig: Möglichst offen, neugierig und begeistert auf Menschen und Dinge zuzugehen. Dafür muss ich auf Menschen zugehen, sie ansprechen, mich immer wieder überwinden, aus meinem Schneckenhaus zu kriechen und bewusst mein Herz öffnen. Ich muss mich auf meine Gegenüber, sei es ein Mensch, ein Baum oder eine Speise einlassen. Es gelingt mir oft, oft auch nicht. Manchmal kann ich über meine selbsterrichteten Zäune klettern, manchmal nicht. Meistens bedarf das bewusster Anstrengung, mindestens jedoch bewusster Achtsamkeit. Wenn es nicht gelingt, lache ich wenigstens über mich selbst, meine Grenzen, meine Anmaßungen, meine Besserwisserei und meine Vorurteile. Gelegentlich bringen sie mich zur Verzweiflung…
Oft, gerade wenn es sehr viele neue Eindrücke sind, müssen wir sie möglichst schnell in Schubladen sortieren, um weiterhin funktionieren zu können. Andernfalls würde uns der Boden unter den Füßen weggezogen. Nichts anderes sind Vorurteile – sie helfen uns im Alltag, auch in der Fremde sicher zu sein und zu handeln. Und manchmal ist es einfacher, sie langsam, im Urlaub auf der Sonnenliege, unter die Lupe zu nehmen. Manchmal müssen wir nichts tun, um zu wachsen!
Wenn also Reisen bilden soll, wenn Reisen unser Leben bereichern soll, dann müssen wir den neuen Eindrücken erlauben, unser Bild von der Welt, von den anderen und uns selbst zu verändern. Wir dürfen nicht nur in Schubladen einsortieren, wir müssen die Schubladen unseres Denkens neu anordnen, mit andern Inhalten füllen, in andere Schränke stellen, so lange, bis wir merken, dass die Welt in keine Schublade passt. Sie ist wie sie ist.
Ich mache das, indem ich schreibe. Auch indem ich mich beobachte, meine Reaktionen, meine Gefühle wahrnehme, mich meinen Ängsten bewusst stelle, Neues auf Probe hereinlasse. Manchmal gelingt es gut, manchmal nicht.
Doch wenn es mir gelingt, bin ich glücklich und erfüllt, dann werden meine Berichte gut, einfach weil ich mit dem Herzen dabei bin. Dann strahle ich, bin offener und nehme mehr war… Dann beginnt der Kreis von vorne.
Wer sagt, dass das im Urlaub nicht geht? Es kommt doch darauf an, was jeder einzelne daraus macht!
Also reise im Urlaub, mache Urlaub vom Reisen!
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„Reisen oder Urlaub – ein Unterschied?“ fragt Francis in der Blogparade von my-road.de. Viele haben den Unterschied schon herausgearbeitet. Der Beitrag von Petra von passengeronearth gefällt mir besonders gut. Mir ging es darum, etwas Verbindendes herauszuarbeiten.
Weitere Beiträge sind von
http://www.reisen-fotografie.de/urlaub-machen-und-reisen-ein-unterschied/
http://vietmok.de/urlaub-oder-reisen-gibts-da-einen-unterschied-und-was-mache-ich-in-vietnam/
Noch viele mehr findet ihr auf my-road.de