Karneval in Salvador da Bahia

12. Februar 2016
von Steffi
Keine Kommentare

Kennst du den größten Straßenkarneval der Welt?

Kennst du den größten Straßenkarneval der Welt?

Nein, nicht Köln. Auch nicht, wenn die Kölner Sturm, Grapschern und Terroristen trotzen.

Rio?

Fehlanzeige!

Der größte Straßenkarneval der Welt ist in – Salvador!

Ruhig ist es in Ribeira am Morgen im Karneval. Keine Rufe der Kanufahrer, keine laute Musik auf einem Ausflugsschiff, kein Auto fährt, kein Bus, nicht mal die Hähne krähen! Der Ort wirkt wie ausgestorben. Und das sind auch die sonst so geschäftigen Straßen! Keine Straßenhändler, keine schreienden Wasserverkäufer, keine laute Musik. Außer ein paar Bussen und einer Menge Taxis ist kein Verkehr, kein Mensch ist auf der Straße. Geschäfte sind geschlossen, ebenso Restaurants und Imbissbuden.

Salvador ist gespenstisch leer.

Wie nach einer Seuche…

Und die heißt – Karneval!

Wer nicht feiert, hat die Stadt verlassen, die anderen sind entweder am Circuito Dodô um den Campo Grande bei den Blocos Afro, oder am Circuito Osmar in Barra und Ondina. Es gibt noch ein paar kleinere Umzüge, aber diese beiden sind die größten. Sie starten um 15:00 und enden in den frühen Morgenstunden…

Dazwischen wird getanzt, getrunken, gesungen, gegessen und – gewartet. Je nachdem, wie man teilnimmt.

Wir lassen uns mit dem Taxi zum verrammelten Shopping Barra bringen, so nah es geht. Denn wir sind nicht die einzigen, die zum Karneval wollen. Der Eingang zur Festmeile geht heutzutage nur durch Checkpoints, an denen Tascheninhalte kontrolliert werden.

Checkpoint Eingang Karneval

Checkpoint Eingang Karneval

Wir gehen an die Orla, der Straße entlang des Meeres, und warten auf die erste Gruppe. Hinter uns liegt der Strand, einige Motorboote liegen vor Anker. Vor uns ist alles in der Hand der Oranjes: Die Biermarke Schin ist der Hauptsponsor und die stehen auf orange – also haben alle Straßenhändler orange Shirts und Kühlboxen. Menschen flanieren auf der Straße, doch als das erste Trio Electrico – eine Bühne auf einem Sattelschlepper – kommt, tanzt die Menge vor und neben dem Trio meist hüpfend und Arme in die Luft werfend.

Ein Albtraum für Sicherheitsexperten

Ein Albtraum für Sicherheitsexperten

Auch wir werden zu Popcorn – Pipoca, jenen hüpfenden Feiernden am Rande des Umzuges.

Danach gehen wir ins Camarote, einer Art Tribüne oder gesicherter Raum mit Toiletten, Getränken, Essen – nur sehen die Leute dort so gelangweilt aus! Was verständlich ist: Wer nicht im Bloco hinter oder vor dem Trio Electrico her tanzt, tut vor allem eines – warten auf das nächste Trio! Und das ist ganz schön anstrengend.

Beim Karneval in Salvador haben die Frauen mehr zu gucken, als die Männer: Es sind die Männer die tanzen. In kleinen Choreografien zeigen sie die Kraft in den Beinen, ihre (Stoß)kraft, die Beweglichkeit der Hüften. Frau könnte ihre Tänze schon als obzön bezeichnen…

Hüftschwung

Hüftschwung

Dabei ist es zum Heulen: Ganze Blocos, also hunderte, fescher junger Männer aus dem ganzen Land ziehen an uns vorbei – alle schwul (okay, ist nicht politisch korrekt, trotzdem traurig ;-))

Jammerschade!

Ein Bloco voller Männer...

Ein Bloco voller Männer…

Wir schlendern ein wenig herum. In der Straße hinter dem Umzug ist die Fressmeile: Acarajé, Pizza, Churassco, Süßigkeiten, dazu Bier, Wasser, Red Bull oder Roskas und Caipi. Kondome liegen zur freien Entnahme an den Buden herum. Es sieht alles improvisiert und chaotisch aus, ist aber streng reglementiert. So sind Fleischspieße verboten, die Hölzer könnten als Waffe verwendet werden…

Dafür wird das Gegrillte jetzt auf Styroportellerchen serviert.

Soll ich etwas über den Müll sagen?

12 Tonnen waren es am Montag.

6 Tage lang dauern die Umzüge.

Dosenberg

Dosenberg

Es wird wild gefeiert, ja. Aber auch hart, sehr hart gearbeitet: Tausende Straßenhändler versorgen die Feiernden mit Getränken und Nahrung, Taxifahrer haben Hochkonjunktur und die Seile, die die Blocos begrenzen, müssen lückenlos gesichert werden. Dosensammler haben Hochkonjunktur. Es gibt jede Menge Erste Hilfe Ambulanzen und Policia Militar. Die Bands auf den Sattelschleppern spielen fünf, sechs Stunden lang ununterbrochen.

Kaum sind die Mäuse aus dem Haus - oder auf Streife...

Kaum sind die Mäuse aus dem Haus – oder auf Streife…

Feiern geht nur, weil es viele fleißig arbeiten!

Zum Schluss tanzen wir noch im Bloco von Carlinhos Brown, dem musikalischen Genie Salvadors, Gründer von Timbalada.

Tanzen macht am meisten Spaß!

Ohne Worte (Verstehen nur Kölner)

Ohne Worte (Verstehen nur Kölner)

Eindrucksvolle Reihe

Eindrucksvolle Reihe

INFO Karneval in Salvador:

Es gibt zwei große Umzüge:

  • Circuito Dodo beginnt am Campo Grande, geht entlang der Sete de Septembro Richtung Pelourinho und die Carlos Gomez wieder zurück. Es ziehen die afrikanisch geprägten Blocos mit: Olodum, Muzenza, Ile Aye, Filhos do Gandhi, Banda Dida und andere Trommelgruppen durch die Straßen.
  • Circuito Osmar beginnt am Farol de Barra und geht entlang der Orla nach Ondina. Dort kann man die angesagten Bands sehen: Ivete Sangalo, Pisirico, Timbalada, Daniela Mercury. Für viele Salvadorianer ist Karneval die einzige Möglichkeit diese Gruppen life zu erleben.
  • Es gibt auch kleiner Umzüge, die eher unseren Karneval mit Kostüm ähneln im Pelourinho.

Teilnehmen kann man auf drei Arten:

  • Im Camarote: Das sind Tribünen, komplett mit DJ, Essen und Trinken, WC, meist entlang der Orla. Sie gelten als sicher. Sie sind nett mit Freunden, sonst kann es ganz schön langweilig und anstrengend sein auf die nächste Gruppe zu warten. Die Eintrittskarten muss man vor Karneval kaufen.
  • Im Bloco: Das sind mit Seilen gesicherte Abteilungen vor und hinter den Trio Electricos, den rollenden Bühnen. Sie kosten zwischen 40 und 1000 Reals, müssen auch vorher gekauft werden. Man tanzt dann die ganze Nacht hinter einer Gruppe. Sie führen auch einen WC und Versorgungswagen mit.
  • Als Pipoca am Straßenrand. Da kann man die Gruppen an sich vorbeiziehen lassen oder auch daneben oder hinter dem Bloco herziehen. Es gibt auch Gruppen, die ohne Bloco ziehen. Pipoca macht am meisten Spaß, ist umsonst und gilt als unsicher. Nun ja, man nimmt einfach nichts Wertvolles mit! Nirgendwohin, wenn Baianos feiern

Und an sechs Tagen: Donnerstag (Weiberfastnacht) -Quinta; Freitag – Sexta, Samstag – Sabado, Sonntag – Domingo; Montag – Segunda; Dienstag – Terca.

Programm hoffentlich auch 2017 unter carnavalsalvadorbahia.com.br

6. Februar 2016
von Steffi
2 Kommentare

Sonntagsfrage am Samstag: Wie geht es bei uns weiter?

Nachdem ich die Sonntagsfrage letztes Wochenende vor lauter Wasserschlucken vergessen habe, kommt diese schon am Samstag.

Und wird von mir beantwortet. Ist übrigens erst mal die letzte Sonntagsfrage.

Morgen, Sonntag 7. Februar, fliegen wir zurück nach Salvador, feiern ein wenig Karneval, fahren nochmal mit dem Auto die Küste hoch an einen schönen Strand und – werden wir sehen.

Am 20. Februar fliegen wir nach Bolivien. Wir müssen nochmals gute vier Wochen aus Brasilien ausreisen, um dann volle 90 Tage bleiben zu können. Das haben wir zwar nicht vor, aber sicher ist sicher.

Ende März befreien wir unser Schiff wieder aus dem Zoll und segeln mit dem ersten guten Wind Richtung Norden bis nach Jacaré hinter Recife. Das wird etwa eine Woche dauern. Wir wollen auch eine gute Woche dort bleiben. Danach geht es Nonstop nach Französisch Guyana. Die brasilianische Küste ist so lang, dass wir dafür rund 14 Tage, vielleicht auch mehr, auf See sein werden.

Mitte Juni wollen wir in Surinam sein. Dann werde ich sicher wieder so große Sehnsucht nach meinen Engeln haben, dass ich nach Hause muss…

Aber erst mal freuen wir uns auf neue Abenteuer. Also, drückt uns die Daumen, dass alles so klappt, wie wir uns das wünschen! Danke schön!

 

 

mermaiding yemanja nixe meerjungfrau

2. Februar 2016
von Steffi
2 Kommentare

Wenn du gerne mal über mich lachen möchtest

Ich bin zu früh dran, Mel, meine Trainerin in den nächsten zwei Stunden, kommt erst in zehn Minuten. Ich geh schon mal vor: Im Wellnessbecken sitzen drei ältere Herren und lassen sich den Rücken massieren. Im Nichtschwimmerbereich hüpfen die Damen bei der Wassergymnastik auf und ab. Drei, vier sportlichere Schwimmer ziehen ihre Bahnen. Die Kinder, die im Becken gegenüber schwimmen lernen, halbieren den Altersdurchschnitt. Naja, in ihren Augen gehöre ich ja auch zur Generation der „älteren Herrschaften“. Und ich will…

Hinter Mel betreten drei junge Männer das Schwimmbad.

Ich werde mich endgültig zum Affen machen.

Doch eine Stimme in meinem Kopf tröstet mich: „Erinnere dich, wie dich die Jungs im Nachbarort auslachten, als sie dich laufen sahen: Vielleicht lachen sie immer noch, aber du hast den Marathon geschafft!“

Stimmt!

Und ich werde jetzt Spaß haben! Ich muss es wenigstens einmal ausprobiert haben! Was juckt mich da mein Alter? Oder mein Popo, der schon als ich noch 48 Kilo wog, überdimensioniert war? Oder anders – ich bin alt genug, mich nicht mehr um die Meinung der anderen über mich zu kümmern.

Dass ich obendrein ohne Brille keinen Gesichtsausdruck ausmachen kann, hilft ungemein: Ich kann das Grinsen in den Gesichtern der anderen Badbesucher nicht sehen.

Und so zwänge ich mich in den blaugrünen Anzug. Und in die Flosse. Mel stülpt die Schwanzspitzen drüber – fertig ist die Meerjungfrau!

Oder auch die Meeroma.

Mermaiding – schwimmen wie eine Meerjungfrau, das möchte ich heute bei Abenteuernixe Melanie Seidel im Neusser Stadtbad lernen. Meermädchen haben mich schon als Kind fasziniert, Hans Christian Andersens „Kleine Meerjungfrau“ ist mein Lieblingsmärchen, Yemanja, die Mutter der Fische und Menschen, meine Orixa, meine Kraft, nach ihr ist mein Schiff benannt. Ich muss es einfach ausprobieren!

Mel erklärt mir die Technik: Bauch einziehen und Popo anspannen sind das Wichtigste, die Vorwärtsbewegung kommt vom Brustbein. Die Flosse auf und ab bewegen.

Anfangs liege ich noch auf der Poolnudel und versuche, nicht zu ersaufen. Ich schnappe nach Luft.

Atmen? Ich hab doch keine Kiemen! Ich pruste und huste und schlucke nur Wasser!

Schwimmen mit dem Kopf unter Wasser konnte ich noch nie! Tauchen schon gar nicht, abgesehen von der Luftnot: Mein Popo schwimmt oben. Liegt vermutlich am Fettgehalt.

Nach und nach werde ich ruhiger, ich beginne mir zu vertrauen. Meinem Körper. Der Flosse. Der Bewegung mit ihr. Mel ist Motivation selbst: Ich wäre sehr begabt, ich hätte genügend Körperspannung, ich sähe gut aus…

Es beginnt Spaß zu machen.

Verdammt, ich muss schon wieder auftauchen, brauche Luft. Dabei ist es so schön unter Wasser dahinzugleiten. Es ist auch irre anstrengend und doch so schwebend leicht.

Mel hat recht: Es ist wie fliegen.

Nur schöner.

Leider wird mir nach knapp eineinhalb Stunden kalt. Kunststücke lernen ist für heute nicht mehr drin.

Macht nichts.

Ich komm wieder!

Und vorher übe ich noch Apnoetauchen. Oder einfach nur den Atem besser zu kontrollieren.

INFO:

Abenteuernixe Melanie Seidel-Beck bietet im Raum Neuss Mermaiding Kurse für Kinder und Erwachsene an, Anmeldung unter Abenteuernixe.de

Viele Kurse gibt es unter anderen in Süddeutschland und auch in Niederösterreich.

Mermaiding ist leider nicht in allen Schwimmbädern erlaubt.

Flossen und Kostüm gibt es bei magictail.de

Übungen zum längeren Luftanhalten (Apnoetauchen) unter freediveuk.com (Englisch) Es gibt auch Apps im Applestore oder für Android.

Erfahrungen anderer Erwachsener zum Beispiel hier: www.zeit.de

Und nun viel Spaß! (Ich seh‘ euch ja nicht lachen!) Oder was meinst du? Hättest du auch Spaß?

Segeln mit Yemanja - Segelreise so weit wir kommen - Winterlinge

30. Januar 2016
von Steffi
3 Kommentare

Was ein Bauer mit Segeln zu un hat

Mein Großvater, ein Landwirt mit Leib und Seele, wurde heute vor 118 Jahren in einem kleinen mährischen Dorf geboren. Was das mit Segeln, dem Blog und unserer Reise zu tun hat?

Mehr als du denkst!

In seinen Erinnerungen erzählt er von seinem Lehrer: „Er führte uns in so manche Schlupfwinkel des menschlichen Wissens und darüber hinaus in die des Träumens. Wenn er vortrug, horchten wir mäuschenstill. Skagerrak bis Golf von Mexiko, jeder Schlupfwinkel, Zugspitze, Kilimandscharo, Himalaja oder Poppokatten Cettelaltep – er erzählte, von den Kolonien Deutschlands, Togo, den Kanarischen Inseln, Feuerland, den Kurdillen und Antillen im Stillen Ozean” – und weckte so die Sehnsucht nach der weiten Welt in den halbwüchsigen Schülern.

Ich glaube, die weiteste Reise, die mein Opa abgesehen von den Verwandtenbesuchen in Deutschland machte, ging nach Venedig. Aber seine Träume, da bin ich mir sicher, leben in mir weiter. Irgendwie kommt er überallhin mit mir mit.

Opa lebte mir die Liebe zur Natur vor. Im Spätwinter wartete ich immer auf den Tag an dem er von seinem Gartenrundgang zurückkam und sagte: „Wenn das Wetter so bleibt, blühen in zwei Tagen die ersten Winterlinge!“ Woher wusste er das so genau? Denn es stimmte immer! Und so blühen heute Winterlinge in meinem Garten. Ihr Gelb leuchtet spitzbübisch wie die Augen meines Großvaters, ein lebensfröhlicher Mann bis zu seinem Ende mit knapp 91 Jahren.

Segeln mit Yemanja - Segelreise so weit wir kommen - Winterlinge

Die Winterlinge in meinem Garten erinnern mich an meinen Großvater.

Aber das wichtigste, das er mir mitgab, ist die Liebe zu Märchen und Geschichten. Er verstand die Kunst des Geschichtenerzählens: Oft spielte ich an dem kleinen Bach, der hinter unserem Garten vorbeiführte. Abends lag ich meist in der Besucherritze zwischen ihm und seiner Lebensgefährtin – Oma starb vor meiner Geburt, meine Eltern waren beruflich viel unterwegs – und er erzählte mir die Geschichte von den Steinen, die ich tagsüber gesammelt hatte: Wie sie aus dem Fels brachen, im Wasser des Baches rund geschliffen wurden und so ihre Farbe, Schönheit und Charakter preisgaben. Sie erlebten allerlei Abenteuer unterwegs, trafen aufeinander, rollten auseinander und landeten schließlich in der Schürzentasche eines kleinen Mädchens…

Ach was gäb‘ ich drum, hätte ich noch eines dieser Märchen vor mir! Doch leider hat er keines aufgeschrieben!

 

Ob ich ohne meinem Opa so gerne reiste? In der Natur wäre? Und davon Geschichten erzählte?

 

Was haben deine Großeltern bei der Erziehung gut gemacht? Und wie? Was wussten sie noch? Mach mit bei der Blogparade von Sara “Was (Ur)oma noch wusste”.

Und Frank von Finde-dich-selbst fragt in seiner Blogparade nach der Liebe zur Natur.

 

Seawitch in St. Peters Port, Guernsey

26. Januar 2016
von Steffi
5 Kommentare

Wo sind all die Segler hin…

Wo sind sie geblieben?

Tomy und ich sitzen abends vor dem Kamin. Während ich Fotos sortiere, Fotobücher erstelle und mich an die wundervollen Menschen, die wir unterwegs trafen, erinnern, stöbert Tomy im Internet und liest, wie es ihnen ergangen ist. Ein wenig vermissen wir sie…

Alle träumten sie vom Segeln, von Abenteuern und fernen Landen, und doch fand und findet jeder seine ganz eigene Route, den Traum zu verwirklichen: Während die einen immer noch in der wunderschönen Bretagne sind, ist ein Schiff sogar schon beinahe rundherum. Dabei starteten alle etwa zur gleichen Zeit in 2014!

Es gibt viele Arten, einen Traum zu leben und weit zu segeln:

Tim und Els von der Seawitch (Niederlande, Blog auf Niederländisch) waren unsere Stegnachbarn in Katwoude, wir grüßten einander freundlich doch nicht mehr. Einen Monat vor uns, Anfang Mai 2014, waren sie plötzlich weg. Und in Guernsey stand Tim an unserem Steg und half beim Anlegen! Tim ist Segellehrer für Hochseesegeln, doch Els ist die hohe See etwas unheimlich. Also tingeln sie die Atlantikküste hinunter, genießen das Leben in der schönen Bretagne. Dieses Jahr überwintern sie in Morlaix.

Seawitch in St. Peters Port, Guernsey

Das grüne Schiff ist die Seawitch

Heinz und Christine von der Anima Mea wir in A Coruna und verbrachten viele schöne Stunden mit ihnen. Heinz baute seine Anima Mea selbst und träumte von der Atlantiküberquerung. Doch die Fahrt über die Biskaya brachte die beiden an ihre Grenzen: Sie steuerten drei Tage von Hand durch eine bedrohliche See, seltsamerweise zur gleichen Zeit wie wir. So begrub Heinz seinen Traum, die beiden erkunden jetzt das Mittelmeer. Christine: „Das langsame Reisen gibt uns doch viel mehr als immer riesige Strecken zu segeln. Wir fahren gerne mal ins Landesinnere und sind begeistert von den alten Städten, der Kultur und der Geschichte im Mittelmeerraum.“ Im Winter erfreuen sie sich übrigens an den Enkelkindern.

Martin und Violetta von der Ganescha: Auch Martin und Violetta trafen wir in A Coruna und Oeiras. Ihr geliebter Hund, etwas altersschwach und nicht seetauglich, ebenso Violettas Angst vor dem Wasser verhinderte zunächst die Verwirklichung von Martins Traum vom Segeln über den Atlantik. Dieses Jahr starb der Hund, wurde sehr beweint, und Violetta überwand ihre Angst – Die Ganescha liegt zur Zeit in Lanzarote. Martin kämpft ein wenig mit seiner Gesundheit, doch im März wollen sie wieder segeln, diese Saison zwischen den Kanarischen Inseln.

Miri, Manni und Silvi von der Lady S: Ach, was vermisse ich Mannis flotte Sprüche! Und Silvis erfrischenden Enthusiasmus bei der Ausrüstung ihres Schiffes: Sie ist die einzige Frau unterwegs, die dafür verantwortlich ist. Sie baut um und ein, kauft, was notwendig ist, immer lächelnd und fröhlich. “Im Mast ist die komplette Verkabelung neu, das Radar dran und die Maststufen. Unser Solarpaneel liefert Strom, die Rettungsinsel hängt am Heck und das Ais und neuer Funk tun auch Ihre Dienste. Ich verbringe meine Tage in der Ankerkiste und habe die meisten Harzarbeiten zum Einbau der elektrischen Ankerwinsch fast fertig. Dann gibt es noch einen Haufen Kleingruscht zu erledigen.” schreibt sie mir. Miri ist die stille Eminenz im Hintergrund. Es wird noch ein klein wenig dauern, bis die drei loskönnen, im Moment üben sie noch den Umgang mit dem Wind auf einem Segelschiff auf den Kanaren. Segelfliegen können sie ja schon.

Marcel, Joanna und Nico von der Chulugi: Auf Madeira trafen wir den peruanischen Nackthund mit der eigenwilligen Zunge und seine „Eltern“ Marcel und Joanna. Auf La Palma feierten wir meinen Geburtstag gemeinsam mit zu viel Rotwein. Auch sie reisen langsam und genussvoll, hingen lange auf den Kanaren fest, erkundeten die Kap Verden und sind jetzt in Gambia. Irgendwann wollen sie nach Brasilien, Salvador und so. Und nach Südafrika – also anders herum.

Chulugi

Nico, der peruanische Nackthund von der Chulugi

Milan und seine Familie von der Fleumel IV: Lange Zeit war Milan die gute Seele des TO (TransOcean Verein für Hochseesegeln) in Mindelo. Auch uns bereitete er ein großartiges Willkommen, zeigte uns die Insel, versorgte uns mit Tipps, Wegpunkten und leckeren Fisch. Doch jetzt ist er selbst am Sprung. Im letzten Jahr verkaufte er seine Fleumel III und ersetzte sie mit einer größeren Yacht. Wann es losgeht? Bald! Wohin? Fischen! Und nach Brasilien! Wenn nicht wieder etwas dazwischenkommt.

Walter und Elke von der Sunrise kennen wir ebenfalls seit A Coruna. Wir trafen sie zuletzt in Santa Cruz de La Palma, wo sie mit der Atlantic Odyssey II 2015 zu ihrer Atlantiküberquerung starteten. Nach einer Saison in der Karibik, „überhurrikante“ ihr Schiff in Trinidad, die beiden zu Hause in Deutschland. Und dort wäre ihre Reise beinahe zu Ende gewesen: Walter brach sich zwei Brustwirbel bei einem Unfall bei der Gartenarbeit. Seitdem mag Tomy mir gar nicht mehr dabei helfen! Walter hatte Glück, es geht ihm wieder gut. Anfang Januar flogen sie zurück zur Sunrise und sind jetzt in Grenada.
Ihr Blog ist übrigens meine liebste Segel-Bloglektüre: Elke schreibt so vergnüglich! Prädikat: Reinschauen!

Die Sunrise vor dem Start zur Atlantic Odyseey Januar 2015

Die Sunrise vor dem Start zur Atlantic Odyseey Januar 2015

Tom von der Cariad gehört zu jener großartigen Seglergemeinschaft, mit der wir von Mindelo aus den Atlantik überquerten. Er war lange Zeit in Trinidad, jetzt ist er in Grenada. Dort wartet er gerade auf ein Schiff, von dem er ein aufblasbares Kanu kaufen will. Witzigerweise ist dieses Schiff mit der Sunrise unterwegs. Tom will dieses Jahr über den Karibikbogen hinauf nach Kuba. Durch den Panama-Kanal will er erst nächstes Jahr gehen. Oder übernächstes… Wäre schön, ihn wieder zu treffen!

Cariad

Die Cariad in der kleinen Bucht hinter Bom Jesus

Dietmar und Katja von der Summer segeln jetzt auf der Caesarina, einer Swan 55, weiter, zurzeit in der Karibik. Der Name sagt alles! Ein wahrhaft kaiserliches Schiff! Auf Dietmar trafen wir zum ersten Mal im Äther vor Lissabon, als er mit einer anderen Crew funkte. War langweilig da draußen, kein Wind, also hörten wir mit…
Persönlich trafen wir ihn im Januar 2015 in La Gomera, da war Katja auf Heimurlaub. Ob wir sie auch mal kennenlernen werden?

Herbert und seine Jungs von der Maya (Schweiz)  trafen wir auf La Gomera das erste Mal und später nochmal in Mindelo, seine Frau Asma haben wir leider nie kennengelernt. Die vier haben im vergangenen Jahr sage und schreibe 15 Länder besucht – na gut, ein wenig getrickst haben sie dabei – und sind durch den Panamakanal. Somit ist die Maya eines von den beiden Schiffen hier, die es in den Pazifik geschafft haben. Gerade sind sie in Costa Rica, suchen Whale Sharks und finden Schlangen.

Erwin von der Saphira (Österreich) ist aus Gloggnitz, sprich aus praktisch der Gegend aus der ich komme… Wir trafen einander nur einmal auf Itaparica, doch versorgte Erwin mich schon vorher mit allen wichtigen WLan Passwörtern am Ankerplatz. Und mit Tipps für den Törn nach Französisch Guyana. Sein Schiff liegt in Martinique, er selbst ist in Europa, Geld für die Weiterreise verdienen.

Patrick und Leentje von der Silmaril (Belgien, Blog auf Englisch) kennen wir am längsten – seit Camaret sur Mer. Wir waren in Portugal zusammen, in Madeira und jetzt in Brasilien. Dorthin wollten die beiden ursprünglich gar nicht, wir haben sie sozusagen dazu verführt. Jetzt sind sie selbst verliebt in Bahia! Wegen dieser dummen 90 aus 180 Tagen Regelung, die die Zeit in Brasilien beschränkt, sind sie auch gerade zu Hause. Demnächst geht es dann Richtung Süden. Oder doch Norden?

Silmaril

Silmaril vor Itaparica

Micha und Jaqueline von der Sailormoon (Österreich) sind ein erfrischend unbedarftes und herrlich entspanntes junges Abenteuer-Segel-Pärchen aus Österreich. Sie segelten mit uns von Mindelo über den Atlantik nach Brasilien, mussten allerdings vorzeitig nach Jacaré abdrehen: Jaqueline war besorgniserregend seekrank. Den Grund dafür hält sie heute zärtlich im Arm: Willi, ihr Sohn, kam im Oktober in Österreich zur Welt. Micha segelt gerade mit zwei Freunden die Sailormoon nach Grenada, Ende Februar kommen Jaqueline und Willi nach. Wohin es dann geht? Werden wir lesen!

Thomas von der Outer Rim ist mit Frau und vier Kindern unterwegs, das jüngste ist etwa so alt wie unser Lian, also 2 1/2. Und die sechs wollen unten ums Kap Horn herum in den Pazifik. Ihr Blog ist voll mit atemberaubenden Naturerlebnissen. Da wünsch‘ ich mir schon manchmal, nicht so eine Frostbeule zu sein und es ihnen gleich zu tun. Im Moment stecken sie vermutlich in irgendeiner Caleta in Feuerland, meist dick angezogen und hoffentlich mit funktionierendem Außenborder! Den hat nämlich der Wind gebadet…

die Outer Rim liegt im Hintergrund am Fuße des Regenbogens

die Outer Rim liegt im Hintergrund am Fuße des Regenbogens

Tom und Anja von der Robusta (Schweiz) gehören auch zu der legendären Seglergemeinschaft aus Mindelo. Leider machten die beiden in Salvador sehr schlechte Erfahrungen, sowohl bei der Instandhaltung der Robusta als auch persönlich. Sie segelten im Juni 2015 Richtung Süden, mussten unterwegs ihren Holzmast legen und reparieren, ebenso nochmals die Lagerung des Motors und lagen vor kurzem in der Caleta Horno in Argentinien, gemeinsam mit der Kalibu, die wir auch in Salvador trafen. Thomas und Birgit sind auch mit Kindern unterwegs – sehr schön sind die Beiträge der Kinder, Leonard und Zoe, auf dem Blog der Kalibu.

Gallionsfigur der Robusta ist eine Meerjungfrau

Die Gallionsfigur der Robusta – noch heil und ganz

Jens und Dagmar von der Garlix rasen um die Welt. Ich glaube, auf einer X-Yacht erliegt mann ganz automatisch dem Rausch der Geschwindigkeit! Sie segelten im November 2014 mit der ARC von Las Palmas in die Karibik und nehmen jetzt an der ARC-World Tour teil. Im Moment „fliegen“ sie Richtung Salvador, Ziel ist St. Lucia. Sie sind also schon wieder im Atlantik, quasi rundherum.

Jochen und Hanna segeln schon eine Weile nicht mehr, sie sind zu Landratten geworden und leben – meistens – auf Itaparica. Jochen verkaufte sein Schiff in Katwoude, dort trafen wir ihn zum ersten Mal und dann wieder in Bahia. Wo die beiden gerade stecken ist schwer zu sagen: Deutschland, Mallorca, Santo Andre, Itaparica… Reisenden Landratten und Fans von schönen Ferienhäusern empfehle ich erst mal einen Besuch auf ihren Webseiten.

Malou und Camille, die beiden Mädchen von der Cygnus Peña, hab ich leider ganz aus den Augen verloren. Dabei haben wir uns in Porto Santo so nett unterhalten! Sie wollten mit ihren Patchworkeltern und der ARC in die Karibik. Und dann? Ich weiß es nicht mehr! Ihr Schiff liegt jedenfalls laut Marinetraffic in Italien.

Cygnus Pena

Das Logo der Cygnus Pena an der Kaimauer von Porto Santo

 

Ja, wir alle leben unseren Traum, so verschieden wie Menschen eben sind. Unser Leben unterwegs unterscheidet sich im täglichen Ablauf sicher sehr von dem, sagen wir einer Angestellten, zu Hause. Und doch haben wir alle mit den gleichen grundlegenden Herausforderungen zu tun: Gesundheit, Beziehung zu Mensch und Tier, finanzielle Grundlagen, Sicherheit von Person, Hab und Gut.

Nein, auch wer einen Traum folgt, tanzt mit dem Leben, so wie die, die im Hamsterrad stecken, einzig die Deko und die Musik sind schöner und wilder!

PS: Florian vom flocblog rief zur Blogparade “Deine Reise ist nicht meine Reise” auf. Wie ihr seht, ist die Segel-Reise der anderen auch nichr unsere – macht das nicht Mut? Die eigene zu wagen? So, wie es für dich und deine Familie am besten ist? Und braucht es nicht manchmal Großzügigkeit die Reisen der andern zu akzeptieren? Da spricht mir Maria, eine andere Teilnehmerin aus dem Herzen! Ihr Blog gefällt mir, weil sie so wie ich hin und hergerissen zwischen Abenteuerlust und Hund, Haus und Hof ist.