Segeln mit Yemanja

Raus aus der Komfortzone – Monatsrückblick Februar 2024

Imbassai

Der März ist schon fast vorbei, und ich habe immer noch nicht meinen monatlichen Rückblick geschrieben. Das liegt daran, dass sowohl der Februar, als auch der März sehr intensiv waren.

Gleich am ersten Sonntag im Februar rief nachmittags der mittlere Enkeljunge an: “Oma, kann ich malen kommen?” Er hat das Sprühen für sich entdeckt, nicht dass er das schon könnte, aber üben, das geht. Ich Januar hatte ich ihm die Proportionen eines Gesichts gezeigt, jetzt wollte er üben und neue Anregungen. Drei Stunden malte er, ins letzte Bild bin ich richtig verliebt!

Der Künstller ist knapp neun Jahe alt

Wir feiern zwar schon lange nicht mehr Karneval, aber unsere Kinder und Enkel lieben die Teilnahme an den Karnevalszügen! Und natürlich stehen Opa und Oma dann am Straßenrand und sammeln Strüssjer und Kamelle. Letztere hatten diesmal noch eine lange Reise vor sich, erst im März kamen sie am Ziel an.

Das lag nicht an der Post, nicht an der DB auch wenn ich ein sehr gestörtes Verhältnis zur DB habe: Immer wenn ich mit dem Zug eine längere Reise antrete, sprich ein Flugzeug erwischen will, hat er Verspätung. Damit habe ich also gerechnet, als ich den Flug nach Salvador buchte. Der Zug von unserem Ort nach Köln fuhr zwar pünktlich ab, blieb aber kurz vor Köln HBF stehen. Nach 10 Minuten meldete sich ein hörbar frustrierter Lokführer mit: „Ich weiß auch nicht, warum das nicht weitergeht.“ Was es in dem Moment dann tat.

Der Zug nach Frankfurt sollte von Gleis vier abgehen, statt um 18:18 um 18:29, in den Abschnitten A bis G.

Und jetzt kommt ein Wunder:

Gleichzeitig sollte der Zug nach Hamburg Altona, planmäßige Abfahrt um 18:11, verspätet um 18:32 ebenfalls von Gleis 4 abfahren, vom gesamten Gleis 4.

Eine gute halbe Stunde lang wechselten die Abfahrtzeiten der beiden Züge, mal ging der eine um 18: 32, dann der andere. Grund für die Verspätung waren übrigens ebenfalls abwechselnd Verspätung aus dem Ausland, technische Störung und verspätet ankommendes Personal.

Wen wundert es?

Schließlich fuhr der Zug nach Hamburg ein. Wir ahnten es – das geht sich nicht aus. Wir werden das Gleis wechseln müssen.

Die DB bemerkte das 10 Minuten später, um 18:29, Abfahrt jetzt auf Gleis 3, um 18:32, Treppe runter, Treppe wieder rauf. Mit Koffer natürlich, wobei meine Tasche plötzlich ganz leicht wurde: Ein buddhistischer Mönch hatte die hinteren Griffe gepackt, so schwebte sie plötzlich die Treppe hinunter. Doch ein Wunder!

Immerhin waren wir rechtzeitig in Frankfurt.

Der Flug, obwohl lang, war angenehm. Umsteigen von einem Auslandsflug auf einen Inlandsflug ist in Sao Paulo in eineinhalb Stunden allerdings unmöglich. In der Zeit schafft man knapp die Einreise, nicht aber die Aufgabe des Gepäcks, den Sicherheitscheck und die guten zwei Kilometer Fußweg zum Gate. Natürlich versäumten wir den Anschlussflug, konnten aber den nächsten nehmen.

Wundeerschöne Wolken über Brasilien

In Salvador hatten wir ein Auto gemietet, trotz leicht veränderter Straßenführung und einigen Baustellen fanden wir fast sofort zu unseren Freunden in Rio Vermelho. Fast sofort? Klar, wir hatten ein Navi, aber Salvadors Straßen führen drunter und drüber oder nebeneinander her, GPS ist da oft nicht genau genug. Echt schwierig wurde das ein paar Tage später, als wir ins Museu do Mar und ins Carmo wollten. Denn:

Es schüttete.

Und wenn es in Salvador regnet, werden manche Straßen zu reißenden Flüssen oder knietiefen Seen. Gut, ich übertreibe leicht, trotzdem macht Regen die Orientierung nicht leichter, den Verkehr nicht weniger. Die Situation lag leicht außerhalb meiner Komfortzone, aber schließlich war mir mein Alltag über den Winter ja auch langweilig geworden.

Umso mehr genoss ich den Ruf des Bem-te-Vie, die Äffchen, die über die Kabel vor unserem Fenster liefen, auch den Regen, wieder Portugiesisch zu sprechen, das Wiedersehen mit unseren Freunden, Den Besuch der Kirche Senhor do Bonfim, ein Maracuja Eis in der Sorveteria da Ribeira, neue Street Art zu entdecken, durch Rio Vermelho zu spazieren, am Strand von Praia do Flamengo den Surfern zuzusehen und natürlich unseren Lieblingsstrand in Imbassai.

Früher standen dort Bretterbuden, in denen Caldo de Sururu, Muschelsuppe, gekocht und Bier gekühlt wurde, um diese und andere Köstlichkeiten an die Strandbesucher zu verkaufen. Vor 23 Jahren hatten wir dort unsere Stamm-Barraca. Diese Strandbude gehörte einer armen Familie in Imbassai, die sich damit über Wasser hielt. Oft konnte dort niemand auf 50 Real herausgeben, also ließen wir den Schein da und die Woche drauf wurde abgerechnet. Dann setzte die Regierung das Gesetz, das feste Bauten am Strand verbietet, um und unsere Familie verschwand. Stattdessen gab es feste Bauten hoch oben auf den bewachsenen Hügel. Nur konnten die Menschen jetzt nicht mehr im warmen Fluss sitzen und den Tag genießen.

Heute gibt es wieder Tische, Stühle und Sonnenschirme im Sand, die Kellner geben die Bestellungen per Walkie-Talkie an die Küche weiter und bezahlt wird mit Visa.

Sagenhaft schön ist es immer noch.

Die Rubrik Alltagsabenteuer gab es hier schon vor einigen Jahren, genauer seit Februar 2018. Sie wird jetzt wiederbelebt, auch Dank der Idee des Monatsrückblicks von Julia Peters.

 

Die mobile Version verlassen