Mit diesem Wunsch verteilte eine meiner Freundinnen aus der Zeit in St. Petersburg kleine Geschenke unter ihren Freunden. Manchmal brachte sie einen hübschen Bleistift mit, manchmal Stoff, manchmal ein besonderes Garn – wir gingen ja alle gerne mit Nadel und Faden um. Die Zeit zwischen den Geburtstagen wäre so lang, meinte sie, die muss mit kleinen Aufmerksamkeiten erträglich gemacht werden. Sie hätte das mit ihren Kindern auch so gemacht.
An diese Geschichte habe ich mich erinnert, als das Thema des #freitagstriggers „Geschenke“ auf Instagram ausrufen wurde. Was macht ein gutes Geschenk aus? Was braucht es, damit ich mich beschenkt fühle? Bin ich ein guter Schenker?
Nein, bin ich nicht. Zumindest glaube ich das. Ich kenne Menschen, die müssen Buch führen über nebenbei geäußerte Wünsche oder verborgene Hobbies. Die müssen dann auch stundenlang im Internet nach Geschenken suchen. Die finden immer etwas, womit sie anderen Freude bereiten können, zum Geburtstag oder weil Heute ist. Viele Menschen verpacken das Geschenk dann noch so aufwändig, dass man sich gar nicht traut, das auszupacken.
Ihr ahnt es: Ich gehöre nicht dazu. Ich finde ja vielleicht noch etwas, womit ich jemand eine Freude machen kann, aber kunstvoll einpacken? Zeit- und Ressourcenverschwendung! Okay, Geschenkpapier drumwickeln schaffe ich gerade noch. Oder Packpapier. Dieses Jahr Weihnachten habe ich mich allerdings selbst übertroffen: Ich habe Papiertäschchen für die Gutscheine gebastelt!
Was aber ist ein gutes Geschenk? Als Kind, da waren Geschenke noch magisch, schließlich war man bei der Erfüllung seiner Wünsche ja von anderen abhängig. Als Erwachsener erfülle ich mir meine Wünsche selbst. Vielleicht ist es eines der größten Geschenke, dass ich dazu finanziell in der Lage bin. Natürlich gibt es manchmal etwas, das ich mir nicht gönne, oder von dem ich glaube, dass es unser Budget einfach übersteigt.
So habe ich letztes Jahr im November eine ellenlange Liste mit Farben, Pinseln, Stempeln und anderen Malutensilien gemacht, und an meine Kinder mit der Bitte verteilt, mir diese Dinge in einen Adventskalender zu packen. So hatte ich 24 Tage lang Freude! Bezahlt habe ich übrigens einen Teil selbst – hätte ich ja sowieso gekauft.
Es gibt aber noch andere Geschenke, unerwartete, von Freunden, von Fremden, als solche wahrgenommen, einfach so – Happy Today!
Letztes Jahr im Januar erwähnte ich auf Instagram, dass ich für die Kinderquilts viele verschiedene Stoffe brauche, aber immer nur ganz wenig. Fünf, sechs Frauen meldeten sich und schickten mir Reste ihrer Schätze. Ich fühlte mich, wie das Mädchen im Märchen von den Sterntalern – reich beschenkt – Happy Today!
Im Februar bekam ich in Wien eine ausgefallene Clivia Pflanze, die gerade wieder blüht – Happy Today!
Ende März meldete sich eine Bekannte bei mir, sie wollte die Stoffsammlung ihrer Mutter auflösen. Ich hatte die Kissen in ihrem Atelier immer bewundert – und jetzt bekam ich den Stoff und viele weitere Schätze dazu! Ein ganzer Goldbarren aus Stoff flog in meinen Schoß – Happy Today!
Im Sommer erreichte mich eine Anfrage aus Portugal. Ob ich eine bestimmte Niveadose zum Tauschen hätte. Hatte ich – und völlig unerwartet drei neue Dosen! Happy Today!
Im Herbst erreichte mich eine Anfrage einer bekannten Quilterin. Sie brauchte Motivstoffe, ich bekam Webkanten dafür. Ein Tauschgeschäft ja, doch kam ich unverhofft an etwas, das mir fehlte und das nicht so einfach zu bekommen ist. Es ist ein Geschenk! Happy Today!
Im Dezember verloste jemand auf Instagram selbstgemalte Karten, gut, mit der Bitte dafür etwas an eine selbstgewählte wohltätige Organisation zu spenden. Das mag nicht jeder als Geschenk ansehen, ich schon, denn: Ich hab‘ gewonnen! Happy Today!
Eine Freundin aus Brasilien schenkte mir ein Unterwasserbild und einige Orchideen ihrer kürzlich verstorbenen Mutter. Ist zwar ein eigentlich trauriger Anlass und doch – Happy Today!
Vor ein paar Tagen kam ein Päckchen von alten Freunden, mit Seekarten, die wir für die Weiterfahrt brauchen – Happy Today.
Auch heute bekam ich ein Foto eines entzückenden neuen Erdenbürgers als Dank für einen Quilt, ihr wisst ja schon, dass alles, was mich unerwartet beglückt, ein Geschenk ist. Happy Today!
Und somit habe ich, ohne es zu erwarten, meine Definition von einem perfekten Geschenk bekommen:
Ein unerwartetes Geschenk von einer Person, das mir Freude macht!
Es gilt auch dann als Geschenk, wenn ich es gegen eine vergleichsweise geringe Gegengabe eintausche.
Kommt es nicht von einer Person, ist es ein gefundener Schatz! Davon erzähle ich euch demnächst.
Und jetzt frage ich mich noch: Wie schaffe ich es, Menschen unerwartet Freude zu machen? Und das auch noch hübsch zu verpacken?