Cargese – Die wahren Korsen sind –
die Griechen! Gut, Cargèse wird als griechische Stadt angepriesen, weil sich dort vor ein paar hundert Jahren Flüchtlinge vom Pelepones niedergelassen haben. Aber außer der griechisch-orthodoxen Kirche und einer griechischen Flagge, habe ich dort nichts Griechisches gefunden. Im Gegenteil: An keinem anderen Ort prangt an fast jeder Hauswand ein Graffiti der korsischen Helden, in keinem anderem Ort schmückt quasi jedes Haus die korsische Flagge! Ja, selbst die griechische weht unter dem Maurenkopf!
Das beeindruckt mich so sehr, dass ich ein wenig recherchiere: Yvan Colonna, der korsische Unabhängigkeitskämpfer, der kürzlich von einem Islamisten in einem Gefängnis am Festland ermordet wurde, muss in der Gegend gelebt haben, war sein Spitzname doch Berger de Cargese, Schäfer von Cargese. Im Gefängnis saß er, weil er einen Präfekten ermordet haben soll. Ob er hat oder nicht, ist allerdings strittig. Er selbst beteuerte seine Unschuld.
Mir gefällt an dem Ort der Friedhof.
Ich gehe ja immer auf Friedhöfe, die gehören für mich zur Kultur eines Landes. Der Friedhof von Cargèse prangt über dem kleinen Hafen und unter der katholischen Kirche, die auf einem Hügel gegenüber der griechisch-othodoxen liegt. Die beiden Kirchen sind das Wahrzeichen des Ortes.
Die Toten haben jedenfalls die beste Aussicht auf das Meer und die gegenüber liegende Küste. Steil steigt ein Weg an der Seite des Friedhofs hinauf zur katholischen Kirche und in den Ort. Es ist der kürzeste Weg zur Boulangerie und somit zu meinem morgendlichen Croissant. Er führt durch eine Wildnis von Mohnblumen und Kapuzinerkresse, vorbei an Gräbern, bedeckt mit getöpferten Blumen und Gedenktafeln. Und – wie könnte es hier anders sein – auch hier weht die korsische Flagge auf einem Grabstein.