Mit offenem Mund starre ich auf den Teekessel, der auf Paolas Terrasse zum Blumengießen steht: Er blinkt. So wie mein Computer, wenn er lädt, leicht grünlich und regelmäßig.
„Paola, there is an Alien in your teapot!”
Sie lacht. Weit ist es mit mir gekommen: Jetzt halte ich schon Aliens im Teekessel für wahrscheinlicher als das, was in meiner Kindheit in unserem Garten leuchtete: Glühwürmchen!*
Als wir diesmal zurück zum Schiff fahren, begegnen wir im Wald nicht wie sonst Füchsen, Wildschweinen und Reh mit Kitz, nein diesmal fahren wir durch einen Zauberwald: Tausende Feenlichter blinken und blitzen um uns herum!
Mein inneres Kind und der äußere Erwachsene sind entzückt!
Und voller Hoffnung: Wenn es noch irgendwo tausende Glühwürmchen gibt, dann könnten sie von dort aus doch einmal eine Invasion der nördlichen Gärten starten. Also so ähnlich wie Aliens in Filmen! Nur, dass sich darüber alle freuen….
Ihr seht schon, Neirone liegt so abgelegen, dass es auch an ein Wunder grenzt, diese Idylle überhaupt zu finden.
Unseres begann, als der Mast des Windgenerators kurz nach unserem Start zur Atlantiküberquerung von Antigua zu den Azoren brach. Wir waren gerade auf der Höhe von Barbuda und drehten um, Ende April 2018 war das. Wir waren dann so frustriert und endgültig davon überzeugt, dass wir Hochseesegeln nicht mögen, dass wir unser Schiff Huckepack auf einem Containerschiff nach Europa schickten. Wir wären sonst nie auf Genua gekommen!
Dort musste der Skipper das Schiff Ende Mai persönlich in Empfang nehmen. Da wir ja das genaue Datum nicht kannten, buchten wir ein B&B für ein paar Tage, in ignoranter Unkenntnis der geografischen Gegebenheiten der ligurischen Küste, 25 km von Genua entfernt. In Neirone.
25 km können ganz schön lang sein!
Wegen eines Todesfalls in der Familie blieb ich dann zu Hause und Tomy fuhr mit unserer jüngsten Tochter nach Genua. In Busalla führte das Navi sie von der Autobahn, die Tochter fuhr – bis zum Abzweig nach Neirone. Jetzt ging es durch dichten Wald, über viele Kurven auf einer quasi einspurigen Straße. Am nächsten Tag führte die Straße ganz ähnlich nach Genua hinunter.
Und trotzdem fahren wir immer wieder dorthin!
Das liegt nicht nur an der Natur, auch an Paola, Wirtin des B&B da Peppe, begnadete Köchin und mittlerweile Freundin.
Sie verwöhnte Mann und Kind, Tomy schleppte mich im Juli 2018 zum ersten Mal dorthin zum Abendessen. Karte gibt es keine, du kündigst dich vorher an und lässt dich überraschen. Es ist immer köstlich! Serviert wird so zwischen 19:00 und 20:00, meist Pasta, dann ein Fischgericht, wenn du noch kannst, gibt es dann auch Nachtisch.
Gleich beim ersten Mal gab es typische Pansotti: Bauchige (Pansotti) Teigwaren, gefüllt mit Spinat und Ricotta, in Salbeibutter, ein paar Pinienkernen und Walnüssen, frischer Parmesan drüber – Genießen!
Gibt es bei uns jetzt regelmäßig, die Pasta lasse ich mir in der Pastamanufaktur bei uns im Ort machen.
Bei Paola aß ich auch zum ersten Mal Pavlova, auch dieses Dessert gehört mittlerweile zu meinen Repertoire.
Letzte Woche kredenzte sie uns sardisches Couscous mit Muscheln, Fisch, Tintenfisch und Gambas – damit hat sie sich selbst übertroffen. Ich war so überwältigt, dass ich vergessen habe nach dem Rezept zu fragen!
Auf meiner Terrasse wachsen Ableger von Paolas Sukkulenten – auf ihrer mittlerweile welche von meinen.
Ihr B&B ist bescheiden, weit ab vom Schuss. Meist verirren sich Biker dorthin, nur selten Wanderer. Neirone liegt abseits der beliebten Wanderrouten. Aber man kann auch dort auf die Berge wandern: An klaren Wintertagen sieht man die Alpen auf der einen Seite, Korsika auf der anderen. Und vielleicht Wolfspuren im Schnee…
Wir schlafen lieber auf unserem Schiff, deshalb kehren wir meist in der Dämmerung zurück nach Genua. Schnell geht es nicht, auf der schmalen Straße und um die Kurven. Das ist gut so, denn wie oft stehen plötzlich ein Fuchs oder ein Wildschwein mitten auf der Straße. Oder ein Rehkitz überquert sie seelenruhig hinter seiner Mutter.
In Neirone gibt es keine Sehenswürdigkeiten. Da ist nichts.
Wunderschönes, beschauliches Nichts…
Abgesehen von Paola.
INFO Neirone und B6B Da Beppe
Das B&B könnt ihr über Booking.com buchen.
Deren Rezept für die besten Spagetti der Welt möchte ich euch nicht vorenthalten. Und wie es so bei intuitiven, guten Köchen üblich, gibt es nicht immer Mengenangaben. Meine Mutter sagte früher: Das siehst dann…
Spagetti de Mare für 4 Personen
1 kg Miesmuscheln
1 kg Venusmuscheln
Knoblauch, Petersilie, Tomaten
Olivenöl
1 Glas Weißwein
Beide Muschelarten in etwas heißem Wasser 5-10 Minuten erhitzen, damit sie sich öffnen. Kochwasser aufheben.
Muscheln auslösen, ein paar in der Schale lassen. In einer Pfanne Olivenöl und Knoblauch erhitzen, Muscheln hinzufügen. Das Glas Wein dazu, etwas Kochwasser von den Muscheln, die kleingeschnittenen Tomaten und die gehackte Petersilie ebenso.
10 Minuten kochen.
Spagetti Al Dente kochen, abgießen, unterheben – Genießen!
2 Kommentare
Schreibe einen Kommentar →