Schon im Frühling 2019 zog mich die Natur im Antola Naturpark, Parco Naturale Regionale dell Antola, in ihren Bann: Zauberhafte Bergwiesen, knorrige Bäume und eine Aussicht über halb Europa!
Na gut, halb Italien!
Natürlich wollte ich schon letztes Jahr im Mai davon erzählen, aber dann wurde meine Mutter krank und der Zauber in meinem Leben veränderte sich: Die Verbindung mit meiner Mutter stand jetzt im Mittelpunkt, kurz danach die mit den (neugeborenen) Engelskindern, nicht die mit der Natur, schon gar nicht die mit meinem Laptop. Wochenlang schlummerten die Fotos unbearbeitet in irgendeinem Ordner vor sich hin, die Worte dazu verdampften in der Hitze des Sommers.
Finde ich sie im Herbst, wieder?
Dazu muss ich erst mal da hinauf: Der Ausgangspunkt für die Wanderung liegt am Casa de Romana, etliche Haarnadelkurven oberhalb von Torriglia. Es ist nicht weit von Genua, vielleicht 60 km. Auf der Straße, Luftlinie viel weniger! Und doch fährst du fast eineinhalb Stunden dorthin, vorbei am Monumentalfriedhof Staglione, an romantischen Kirchtürmen, einem Stausee, kleinen Wasserfällen und offensichtlich gut bewohnten Bergdörfern. Dass Menschen dort leben, die Wiesen bewirtschaftet werden, ist nicht selbstverständlich: In der Abgeschiedenheit mögen heute nur noch wenige Leute leben. Vermutlich liegt es an den Wanderern und Sportlern, die ihnen ein Auskommen ermöglichen.
Viele haben wir nie getroffen, im April, an einem sonnigen Sonntag etwas mehr als an einem wolkigen Tag im Herbst. Im Mai blühen dort oben die Narzissen – die haben mich dorthin gelockt, nachdem ich zufällig im Internet davon gelesen habe. In meinem Wanderführer fehlt diese vielleicht bisher schönste Tour nämlich völlig.
Blühende Narzissen finde ich Ende April allerdings nicht, oder sagen wir: Eine oder zwei. Deshalb wollte ich dieses Jahr im Mai dorthin. Wird nur wieder nichts, aber: Ich komme wieder!
Entschädigt werde ich mit einem Enzian: Ich habe vorher doch tatsächlich noch nie einen Enzian in seiner natürlichen Umgebung gesehen! Dummerweise habe ich vergessen, ihn zu fotografieren.
Und was kannst du daraus schließen? Nein, nicht aus meiner Erfahrung, sondern aus der Tatsache, dass es dort oben blühenden Enzian gibt? Richtig, es ist fast eine alpine Landschaft! Ja, nur wenige Kilometer von Genua, vom Meer, bist du in einer völlig anderen Welt! Während unten Bougainvillea und Aloen blühen, der Sommer so richtig in Fahrt kommt, wagen sich am Weg zum Monte Antola die ersten Krokusse und Primeln aus der Erde: Der Vorfrühling beginnt.
Mich faszinieren nicht nur die Blüten, sondern ihr isoliertes Vorkommen: Es gibt Stellen, da wachsen Orchideen, an anderen Frühlingsknotenblumen, an wieder anderen Pestwurz. Außer den Krokussen ist nichts überall! Und du brauchst ein geübtes Auge, um sie zu entdecken.
Im Herbst ist das etwas anders: Die Samenstände der Disteln, die Blüten der Scabiosen und Bergflockenblumen leuchten überall. Und darüber tanzen blitzblaue Schmetterlinge, Wildbienen tauchen tief in die Blütenblätter, baden darin, bis sie über und über mit Pollen bedeckt sind.
Ich bin einfach glücklich, dass es so eine Landschaft noch gibt!
Und dann sind da die Bäume: Knorrige Buchen, kaum größer als Büsche am Kamm, majestätisch, alte Baumriesen windgeschützt im Tal. Am Kamm kannst du an guten Tagen auf einer Seite Korsika sehen, auf der anderen bis in die Alpen hinter Mailand, da haben wir es, das halbe Italien.
Im Sommer und Frühherbst liegt der Klang der Kuhglocken über den Tälern und gibt dem Ganzen erst recht einen Eindruck von Almwiesen. Die Kühe lagern manchmal mitten am Weg. Ich kenne sie von daheim nur friedlich: Doch eine der Damen mag offensichtlich nicht fotografiert werden, oder sie findet meine dunkle Kamera bedrohlich. Sie springt auf und macht einen Satz auf mich zu…
Auch gut, dann weiche ich eben aus, ist ja nicht mein Revier!
Trotz dieser fast magischen Landschaft, Kraft spendenden Landschaft ist der Weg zum Gipfel des Monte Antola weit: So drehen wir bei beiden Wanderungen nach etwa eineinhalb Stunden um. Im Frühling sind wir zu spät los, im Herbst wartet ein Geburstagsmenü für unsere Freunde bei Paola in Neirone auf uns. Aber wir kommen wieder, im Mai 2021, wenn die Narzissen blühen! Oder früher? Wir hoffen!
#Corragioitalia – Italien wir kommen wieder heißt die Blogparade von Barbara von reisepsyco.com und Ilona von wandernd.de an der dieser Artikel teilnimmt.
INFO Monte Antola
Im Parco Naturale Regionale dell Antola gibt es viele Wanderwege, aber auch andere Sportarten sind möglich: Kanufahren, Schneeschuhwandern, Reiten, Motorrad- oder Fahrradtour, Klettern, Bergsteigen, Gleitschirmsegeln; siehe die diversen Links
Ausgangspunkt der leichten, fast ebenen Wanderung zum Monte Antola ist das Casa del Romano. Dort kann man auch einkehren. Viele Parkplätze gibt es nicht, deshalb ist es ratsam, früh dort zu sein. Im Mai sollen die Narzissenwiesen spektakulär sein.
http://www.parks.it/parco.antola/Gpar.php
http://www.parks.it/parco.antola/iti.php Routen
https://de.wikipedia.org/wiki/Regionaler_Naturpark_Antola
Wenn dir der Artikel gefallen hat, teile ihn bitte auf Pinterest! Danke
Pingback: Italien, ich komme wieder – Sehnsucht in Zeiten des Coronavirus
Pingback: Italien - ich komme wieder! Nach Corona erst recht!