Der August war ein geteilter Monat: Eine Hälfte verbrachten wir auf dem Schiff, die andere Zuhause. Natürlich sind die Erlebnisse mit und auf dem Schiff weniger vom häuslichen oder beruflichen Alltag geprägt, und damit scheinbar wundervoller. Aber ist dieser Alltag daheim denn wirklich so eintönig? Sicher, wir sind nicht mehr berufstätig, von daher haben wir vielleicht leicht lachen, trotzdem denke ich: Abenteuer und Wunder macht sich jeder selbst! Es kommt auf den Blickwinkel an: So können Rotweinflecken an der Zimmerdecke wie Blüten aussehen…
Aber manchmal fällt mir das Wunderzaubern auch schwer! Zum Beispiel in
Portovenere, einer Touristenhochburg, die uns so gar nicht zusagt: Auf Fotos sieht es toll aus, ist ja auch schön, nur leider nicht mehr echt: Es ist einer jener Orte, die ihre Seele an den Tourismus verkauft haben. Dabei sind wir ja nicht unschuldig, schließlich sind wir auch hier! Dennoch: Orte, wie Lerici, Sestri Levante, Santa Margerita Ligure, in denen noch echte Italiener leben, sind uns lieber!
Aber: Auf der Fähre treffen wir auf den entzückenden kleinen Hund oben!
In San Terenzo habe ich ein Aha-Erlebnis, das sämtliche italienische Strände betrifft. Ich sehe die Hölle vor mir: Den ganzen Tag in der Hitze braten, in jeder Körperöffnung Sand, in salziger Brühe schwimmen und das mit gefühlt einer Million anderen armen Seelen! Es gibt Menschen, die lieben das, aber für mich ist das nichts!
Fische
In dem Ort finde ich auch Recyclingfische. Gestaltet hat sie der Patron des Geschäftes, der mir stolz winkt, nachdem mir seine Nachbarin fröhlich die Erlaubnis zum Fotografieren gegeben hat.
Nachmittags schnitze ich wieder an meinen Stempeln herum. Seit ich vor 10 Jahren in einer Quiltzeitschrift diese Idee gesehen habe, möchte ich das machen. Solange habe ich auch schon das Material für den Linolschnitt. An den habe ich keine guten Erinnerungen aus meiner Schulzeit! Dass es heute viel bessere Materialien dafür gibt, weiß ich erst seit ich mich mit Instagram und Pinterest entspanne…
Die Stempel sind jetzt fertig, ich habe nur nicht daran gedacht, Stoff und Material zum Drucken mitzunehmen. Aber gut, ein altes, stockiges Leintuch ist noch an Bord, ein Schneidbrett wird mit einer Mülltüte umhüllt, darauf kommt die Acrylfarbe, mit der wir eigentlich unser Logo an die Hafenmauern dieser Welt pinseln wollten, eine Flasche dient als Farbrolle: Ich bin erst mal zufrieden mit meinen Fischerln!
Schiffe
Am Rückweg von Lerici nach Sestri Levante hören wir immer wieder die Station Cap Corse: „Sailing vessel Invador, sailing vessel Invador, this is Cap Corse!“ Wir fragen uns, was ist das für ein Schiff? Ein kleines Segelschiff wie unseres wird von der Station Cap Corse ingnoriert, ist eh klar dass die sich vom Verkehrstrennungsgebiet vor Korsika fernhalten. Es muss also etwas Größeres sein. Aber wieso melden die sich nicht? Weil die Franzosen Invador falsch aussprechen? Dieses Rätsel konnten wir nicht lösen, doch das Schiff lag am nächsten Tag bei uns im Hafen: Mit dem Baum quer über die Straße und über 100 Jahre alt – mit modernester Technik an Bord.
Marinaevents
Die Marina hier in Genua hat einen einmaligen Service für die Crews der Superyachten, die hier oft wochenlang auf ihren Einsatz warten. Immer wieder organisieren sie Ausflüge oder BBQ oder auch Weinproben. Das sieht dann so aus:
Backflash Karibik – Vorfreude Mittelmeer
Abgesehen davon, dass das Wasser auch hier manchmal karibisch ist, häkle ich es mir einfach: Oben der Sand, dann die verschiedenen Blau- und Türkistöne und schließlich die tintenblauen Wellen mit den Schaumkronen draußen auf See…
Garten
Unser Weg nach Hause führt nicht nur durch die schöne Schweiz, sondern auch an DER Staudengärtnerei vorbei, nämlich die von der Gräfin Zeppelin. Dort habe ich schon vor 30 Jahren Blumen bestellt, da will ich hin. Ich habe einen Großeinkauf vor, werde aber hart auf den Boden der Tatsachen zurückgeworfen: Im Auto haben höchstens noch ein paar Läuse Platz und die Gärtnerei ist so überwältigend groß, dass ich den Überblick verliere. Gut, drei Pflanzen finden noch auf meinem Schoß Platz, im Herbst werde ich dann wieder postalisch bestellen: Mein Garten ist eine Wüstenei!
Wir sind ein Wunder
Nein, diesmal beobachte ich keines, ich bin eines! Genauer meine Töchter und Engelskinder. Ich begleite die Zwillinge – meine Töchter – mit ihren beiden Babys zum Arzt. Dort sind die vier die Attraktion: Dass die beiden fast gleichzeitig Nachwuchs bekommen haben, zaubert ein Lächeln in fast jedes Gesicht! Übrigens: Wusstest du, dass in Uganda Zwillingsmütter (und –väter) einen besonderen Titel bekommen?
Schultüte
Das älteste Engelchen kommt in die Schule und wünscht sich einen Adler als Schultüte. Da sind meine Kreativität und meine Erfahrung mit Stoff gefragt! Ich finde das Ergebnis super! Leider gehen die Schultüten am Tag der Einschulung völlig unter: Es waren so tolle dabei! Fußballspieler, Drachen, Einhörner und Meerjungfrauen, alle selbst gemacht und kaum einer hat es gewürdigt! Schade, schade für die Kinder!
Rotweinblüten
Am selben Abend werde ich zum Rotwein-Vulkan. Wie ich das gemacht habe, weiß ich nicht. Ich telefoniere mit meiner Mutter, stelle dabei das Glas neben mich aufs Fensterbrett. Es kippt und ich versuche, es zu fangen. Dabei verteile ich den Rotwein überall hin: Auf den Boden, die Heizung, das Sofa, seltsamerweise nicht auf mich. Nachdem alles wieder sauber ist, mache ich es mir bequem. Zufällig geht mein Blick nach oben: Auf dem Plafond blühen blaurote Rotweinblütenknospen…
Ob ich Blütenblätter dazu malen soll?