Hier herrscht ein wenig Durcheinander: Wir waren natürlich erst auf Elba und dann in Lerici, das ist mir beim Posten etwas durcheinander geraten… Und jetzt sind wir wieder in Genua und da kommt wieder was Anderes!
Also reset: Wir sind in Korsika, in Marina de Taverna, einer netten kleinen Marina ohne viel Schnickschnack mitten im Nirgendwo der Ostküste. Sie dient vielen Seglern als Zwischenstation auf dem Weg zwischen Elba und Korsika oder Sardinien. Dafür ist sie auch bestens geeignet. Nach einer Woche dort reicht es aber auch: Wir segeln nach Elba!
Hab ich segeln gesagt? Segeln ist ja in Wahrheit langsames Motorbootfahren, sagte einst ein alter Segler aus unserem Bekanntenkreis. Ich fürchte, er hat recht… Jedenfalls motoren wir rüber nach nach Campo nell‘Elba, besser die Bucht Cala Galanzana davor, wo wir einen netten Ankerplatz vorfinden. Irgendwie haben wir keine Lust an Land zu gehen und gammeln erst mal einen Tag rum.
Ah, dieses wunderbare, altmodische Wort gammeln! Kennst du das noch? Ein Gammler, ein Hippie, so ein Typ mit langen Haaren, der ansonsten nicht viel tat, war der Alptraum unserer Eltern! Sowas sollte nicht ins Haus! Irgendwie ist es mir auch gelungen, nie einen anzuschleppen…
Aber gammeln, nichts wirklich Produktives tun, hie und da einen Absatz lesen, eventuell Mal Fotos löschen oder ein neues Häkelmuster ausprobieren; den Leuten beim Ankern zusehen, eine Runde ums Schiff schwimmen und dann wieder in die Gegend starren – das ist doch etwas Feines und soll bitte nicht in Vergessenheit geraten!
So machen wir uns erst am nächsten Tag, leicht widerstrebend, auf ins Städtchen. Und sind bald angenehm überrascht.
Campo nell‘Elba empfängt uns mit vielen Blumen und jeder Menge kleiner Straßenkunstwerke. Der Ort ist zwar touristisch geprägt, aber Restaurants und höherwertige Klamotten- und Souvenirläden überwiegen. Der Ort gefällt uns! Mir hat es der Künstler Blub angetan, der bekannte Kunstwerke und Figuren mit Taucherbrillen versieht. Später entdecken wir sein Werk auch in Lerici und Marciana Marina, doch nirgendwo in dieser Dichte.
Der angekündigte Südwind vertreibt uns aus der Bucht, denn bei Südwind ist sie ziemlich ungeschützt. Also segeln wir westlich um Elba herum in die Bucht Spiaggia di la Cala vor Marciana Marina. Die südliche Küste von Elba sagt uns nichts, aber der Westen und Norden gefallen uns! In der kleinen Bucht liegen schon ein paar Segler und einige kleine Motorboote. Sie alle verschwinden wie mit Zauberhand mit dem Sonnenuntergang! Das war in der anderen Bucht auch so und sollte so bleiben: Italiener lieben es anscheinend, die Abende und Nächte in der Marina oder wenigstens in deren unmittelbaren Umgebung zu verbringen. Es ist auch kaum ein Schiff für längeres Ankerliegen ausgerüstet. Hie und da sieht man ein Sonnenpaneel, aber Windgeneratoren sind selten.
Uns soll es recht sein, wir genießen diesen ungewöhnlich schönen Sonnenuntergang!
Den nächsten Tag fahren wir rüber nach Marciana Marina, wir müssen einkaufen. Dafür und für einen Cappuccino mit einem Hörnchen ist der Ort bestens geeignet. Der Ankerplatz ist wegen dem vielen Schiffsverkehr etwas unruhig, dafür ist er gut für Hafenkino: Je näher der Abend rückt, umso seltsamer werden diese. Eines bemerken wir nur, weil wir um vier Uhr früh unseren Anker raufziehen wollen: Direkt neben uns versucht ein Italiener zu ankern, dabei verfehlt er uns nur knapp. Tomy verscheucht ihn wütend. Dann holen wir in Ruhe unseren Anker rauf und segeln, ja segeln, so richtig mit offener Genua vor dem Wind nach Lerici!