„Mama, bringst du mir ein afrikanisches Tuch mit, so eines, mit dem die Frauen sich die Kinder auf dem Rücken binden? Und lass dir gleich erklären wie es geht!“
Der Auftrag unserer Tochter lässt sich leicht oder schwer erfüllen, je nachdem: Afrikanische Tücher sind Mangelware, aber die Frauen binden sich die Kinder mit jedem zur Verfügung stehendem Lappen auf dem Rücken: Kind Huckepack nehmen, Tuch herum und vorne einmal über und einmal unter der Brust festgebunden. Wer jetzt irgendwas von schlecht für den Rücken des Kindes faselt, der möge mir die deutsche Frau zeigen, die vollkommen gerade und elegant einen 20 l Kanister mit Wasser auf dem Kopf trägt! Oder Männer, die nicht weniger aufrecht hart am Feld arbeiten. Ich muss allerdings zugeben, ganz kleine Kinder haben wir kaum gesehen, die am Rücken waren alle mindestens ein halbes bis zwei Jahre alt.
Ach ja: Fotos von erkennbaren, süßen kleinen schwarzen Kindern wirst du hier keine finden: Ich möchte nicht, dass wildfremde Menschen Fotos meiner Engelskinder auf ihren Blog posten, also tue ich es auch nicht mit anderen. Abgesehen davon, verstößt es gegen Persönlichkeitsrechte.
Kinder in Uganda – von Kampala bis Ishasha kommen sie von überall herangelaufen und winken, in den anderen Regionen sind sie zurückhaltender. Oft tragen sie einen Kanister auf dem Kopf oder ein jüngeres Kind am Rücken und winken trotzdem. Ihre Aufgabe ist es meist, Wasser zu holen. Wir haben Jungs, nicht älter als fünf gesehen, die alleine der Hauptstraße entlang Kanister schleppten. (In dem Zusammenhang – den nächsten der über die schrecklichen Zustände in Deutschland jammert, setze ich in einem ugandischen Dorf, weit ab von Strom und Wasser, aus!). Kinder helfen ihren Eltern, sie haben ihre Aufgaben, ohne denen die Familie nicht überleben kann. Ich halte das nicht unbedingt für das Schlechteste, es bleibt genug Zeit für Langeweile. Spielzeug in unserem Sinn gibt es nicht. Kein Lego, kein Plastik, keine Puppe, schon gar nichts Elektronisches. Meist rollen sie einen alten Reifen mit einem Stock die Straße entlang. Ein Kind, mit einem Roller aus Holz ist ein König! Den meisten scheint allerdings schlicht fad zu sein. Eigentliche Kinderarbeit, also bezahlte Arbeit, die Kinder verrichten, wie Steine klopfen, haben wir keine gesehen – mit vielleicht einer Ausnahme: Etwa 10jährige, die am Markt in Jinja Bohnen auslasen.
Und was ist mit der Schule? Nun, es waren Ferien! Aber angeblich hat Uganda im Verhältnis zu anderen afrikanischen Ländern ein gutes Schulsystem. Bis zu vier Kinder einer Familie können kostenlos die Grundschule besuchen. Schulen gibt es wirklich viele, auch weiterführende. Dennoch: Etwa 95% der Kinder beenden die Grundschule, können also lesen und schreiben, aber nur 2% schaffen es an eine Hochschule.
Doch uns hat etwas Anderes berührt: Es gibt viele Menschen, die mit ganz viel Herzblut dabei sind, die Situation der Ärmsten zu verbessern! Alle, die wir kennengelernt haben, haben auch Erfahrung mit den bekannten großen Hilfsorganisationen und sind sich einig: Finger weg! Dort wird viel Geld verschwendet, es versickert in den Händen der Helfer, ankommen, dort wo du es willst, bei den Kindern, bei den Alten und Behinderten, tut nur sehr wenig. Aber es gibt viele kleine und private Initiativen, deren freiwilliger, oft aus eigener Tasche bezahlter Einsatz, viel bewegt. Spendenbescheinigung bekommst du von denen allerdings nicht immer! Aber ich bin sicher, dort kommt dein Geld an:
Kindern eine Chance: http://www.kinderneinechance.at
Kindern eine Chance ist eine österreichische Initiative, ins Leben gerufen vom Tiroler Stefan Pleger, der durch seine Firma, Freunde und Familie in Zigoti Waisenkindern Schulbildung ermöglicht. Das Projekt hat in Uganda einen guten Ruf. Wir haben zufällig seine Familie getroffen, die gerade zur Unterstützung in Uganda war: Das Engagement und die Begeisterung dieser Menschen haben uns überzeugt – dort kommt euer Geld an und ist gut investiert!
Afird: https://afirduganda.org/
Silke, die Biologin und Lehrerin aus Mettmann die wir auf Kluges Guestfarm trafen, wird in den nächsten zwei Jahren als technische Beraterin für Afird arbeiten. Afird will Kleinstbauern in Permakultur beraten, damit sie bessere Erträge erwirtschaften, ohne den Boden auszulaugen. Dazu gehören auch Bildung, Schulen und zum Beispiel Schulgärten.
Das hier ist Silkes Traum von einer Schule:
Als Gärtnerin musste ich natürlich den Versuchs- und Vorzeigegarten von Afird besuchen. Darin wollen sie verschiedene Wege aufzeigen, wie die Menschen auf steinigem Boden oder kleinstem Raum Gemüse anbauen können oder eine Biogasanlage betrieben können. Es gibt Versuchsgärtchen, in denen mit und ohne Mulch bzw. Dung gearbeitet wird, um die unterschiedliche Entwicklung der Pflanzen zu zeigen. Auch Bewässerung ist ein Thema:
Private Initiative
In Jinja lernen wir auch Franz kennen, ebenfalls Tiroler und ehemaliger Lehrer, der privat in Folge seiner Tätigkeit für eine Organisation, die sich um Waisenkinder kümmert, einen volljährigen Waisen unter die Arme greift. Denn wenn die jungen Leute 18 sind, landen sie oft auf der Straße. Nicht alle haben das Zeug, ihr Leben in die Hand zu nehmen, Franz ist jedoch von seinem Schützling überzeugt und hilft ihm, ein Haus für sich und ein kleines Unternehmen zu bauen.
Hier die Entwicklung seines Projekts (Fotos: Franz Wagner):
Noch etwas interessiert unsere Tochter: Wie ist das mit Zwillingen? Sie ist ja selbst Zwilling – Nkato – und in Afrika werden Zwillinge entweder als Geschenk des Himmels oder als schlechtes Omen gesehen. In Uganda gelten sie als Segen, da eine kinderreiche Familie als erstrebenswert gilt. Die Eltern und Geschwister erhalten deshalb Ehrennamen:
Nalongo Steffi verabschiedet sich damit aus Afrika und segelt demnächst mit Salongo Tomy im Mittelmeer. Danke, Uganda, du bist ein wundervolles Land!
INFO Kinder in Uganda
Am Ende der Berichte über unsere täglichen Erlebnisse und Eindrücke kommt eine Zusammenfassung per Bericht und PDF damit du deine eigene individuelle Reise durch Uganda besser planen kannst. Da dies der letzte Bericht ist, musst du nicht mehr lange warten.