Auch auf der Fahrt über eine gut befahrbare Straße zum Ziwa Rhino Sanctuary ist das Land trocken, die Menschen arm, obwohl die Hütten besser aussehen als bei Bulisa auf der anderen Seite des Nationalparks. Auch hier wohnen sie in strohgedeckten Rundhütten, doch sind diese größer und meist schöner und sorgfältiger verputzt, oft liebevoll verziert. Sie sehen besser aus, als manches Eckiges, das wir im Süden gesehen haben. Es gibt riesige Felder, die mit Traktoren bewirtschaftet werden, auch anders als im Süden. Insgesamt ist das Land weniger dicht besiedelt. Und es gibt noch etwas Unglaubliches: Frauen auf dem Fahrrad, eine lenkte sogar ein Motorrad! Das war bisher undenkbar!
Zu Mittag sind wir kurz vorm Ziwa Rhino Sanctuary, einer ehemaligen Farm, wo das südliche Breitmaul-Rhinozeros gezüchtet wird, mit dem Ziel, es auszuwildern. Das letzte Rhino Ugandas wurde 1982 erschossen, es gibt keine wild lebenden mehr hier.
Das Sanctuary ist mit einem Elektrozaun gesichert, der Campingplatz mit dicken Eisenpfosten: Hier sind wir auf der anderen Seite des Zauns! Mir fehlt die Wildnis! Mich stören die zwei, drei Tage, die wir jetzt noch übrig haben, ohne Wildnis, oder die drei, die wir zu wenig haben, um nach Kidepo und Mount Elgon zu fahren…
Ja, auch ich habe manchmal schlechte Laune!
Wir gehen ein Bier trinken – und stolpern fast über ein Rhinobaby! Es ist vier Monate alt und läuft verspielt wie ein junger Hund hinter seiner Mama her, die friedlich rund ums Restaurant grast. Ein Rudel Ranger passt auf, dass die Menschen zu keiner Gefahr für die beiden werden – und umgekehrt. Nachts schlafen drei Nashörner unter dem gleichen Baum wie wir, nur eben auf der anderen Seite des Zauns.
Mir geht es wieder gut!
Auch morgens früh kommt eine Rhinomama mit Jungtier vorbei, drei weitere Nashörner zupfen an dem frischen Gras rund um den Campsite. Die Touris – DER-Tours/Drifters, wir und ein Franzose, der mit dem Motorrad unterwegs ist, stehen staunend hinter dem Zaun. Wozu haben wir eigentlich Rhinotracking gebucht?
Wir betrachten die 50 Dollar pro Person als Beitrag zur Artenvielfalt und freuen uns über die Infos, die wir von dem Ranger über die Nashörner bekommen. Trotz ihres gefährlichen Aussehens sind es friedliche Tiere, die sich von 120 bis 150 Kilo Gras am Tag ernähren, des Weiteren brauchen sie 70 bis 80 Liter Wasser. Es sind nach den Elefanten die größten Landsäugetiere der Erde. Die Weibchen werden ab vier Jahren geschlechtsreif. Sie bekommen immer nur ein Junges. Das bleibt etwa zwei Jahre bei der Mutter, bis sie wieder ein Junges bekommt, dann verstößt sie das Ältere. Diese Halbwüchsigen schließen sich zu Teenagergruppen zusammen. Wenn die jungen Weibchen trächtig werden, verlassen sie diese Gruppe und ziehen mit ihrem Nachwuchs durch die Gegend, die Männchen verlassen sie mit etwa 8 Jahren und bleiben dann allein.
Hier im Ziwa Sanctuary bekommen die Kleinen erst mit etwa eineinhalb Jahren einen Namen: Du kannst Namensgeber werden, das Mindestgebot dafür sind 5000 Dollar. Die Konkurrenz scheint nicht sehr groß zu sein. Augustu heißt ein Tier, weil der Augsburger Zoo viel gesponsert hat, die Europäische Union ist mit Europa vertreten. Es gibt aber auch einige anonyme Spender. Es ist also das ideale Geschenk für Leute, die schon alles haben… sinnvoller, als ein Stern jedenfalls.
Der Rhino Fund hat es sich zur Aufgabe gemacht, Rhinos in Uganda wieder heimisch zu machen – mit einem Wermutstropfen: Hier war das nördliche Breitmaulnashorn heimisch, davon gibt es nur mehr drei Exemplare, die praktisch unfruchtbar sind. Was hier wieder angesiedelt wird, ist das südliche Breitmaulnashorn. 2002 kamen die ersten vier Tiere aus Kenia an, zwei weitere aus dem Zoo in Orlando folgten. 19 Rhinos wurden seitdem hier geboren, das jüngste am 27. Dezember 2018, vier weitere Geburten werden dieses Jahr erwartet. Sieben sind unter zwei Jahren. Jetzt sind es 25 Tiere, wenn die Zahl auf 35 bis 40 Tiere angewachsen ist, sollen die ersten rund 15 Tiere im südlichen Teil von Murchinson Falls ausgewildert werden. Dort sind sie sicherer vor Wilderern als im nördlichen Teil. Trotzdem werden sie wohl auch dort eingezäunt und überwacht werden – es sind noch zu wenige, um etwas zu riskieren. Übrigens sind in den Hörnern Sender angebracht – Wildern also zwecklos. Um Inzucht zu vermeiden ist ein Austausch der Männchen mit Tieren aus Kenia geplant.
Bevor wir abfahren, schlendert noch ein Reedbuck ganz gemütlich über den Campingplatz – ich bin wieder mal restlos glücklich!
Nachmittags kommen wir im Nile River Camp in der Nähe von Jinja an. Die Aussicht auf dem Nil ist romantisch, vor uns turnen Rotschwanz-Äffchen im Geäst: Hier werden wir es uns die nächsten zwei Tage gut gehen lassen und die vielen Eindrücke verarbeiten.
INFO Ziwa Rhino Sanctuary
Am Ende der Berichte über unsere täglichen Erlebnisse und Eindrücke kommt eine Zusammenfassung per Bericht und PDF damit du deine eigene individuelle Reise durch Uganda besser planen kannst!