Auf ins Abenteuer! Stimmt der Weg? Ohne Navi ist es völlig unmöglich, in Uganda den Weg zu finden, aber es hat seine Tücken: Heute ein fehlendes Stück Straße. Es fahren noch zwei Jeeps in unsere Richtung, also folgen wir ihnen beherzt. Siehe da: Diese Piste ist um vieles besser und kürzer als die, die wir nach Bwindi genommen haben! Und das fehlende Stück Straße führt durch ein fast schmuckes Dorf! Wir brauchen nur eine gute Stunde bis zur Hauptstraße!
Fahren wir nun die Strecke durch den Bwindi Park über Ruhija und Buhoma entlang der Grenze zum Kongo, die uns der Gentleman erklärt hat, oder die kürzere Strecke über Kanungu? Wir entscheiden uns für Letzteres.
An der Kreuzung steht ein Schild zu Hot Springs und nach Kanungu. Das war es dann auch mit den Hinweisen. Doch diesmal ist auf unser Navigationssystem Verlass. Die Piste ist, nach einer anfänglichen Flussquerung über eine kaputte Brücke, relativ gut. Sie führt vorbei an Teeplantagen, durch Pinien- und später Eukalyptuswäldern hoch über die Berge. Relativ schnell sind wir in Kanungu und bald in Kahihi. Von dort ist es nicht weit zum Gate in den Queen Elizabeth National Park bei Ishasha.
Kurz davor lodern Flammen links und rechts von der Straße: Der Busch brennt! Das Feuer ist niedrig und örtlich begrenzt. Es überspringt selten die Straße. Die Bäume bleiben davon meist unberührt. Erst im Park wird uns das Ausmaß des Brandes bewusst: Manchmal ist die Erde schwarz soweit das Auge reicht, an anderen Stellen kommt das Grün schon nach, dann schwelt es wieder irgendwo. Im Grunde muss es seit Tagen brennen! Wir finden nicht heraus, wodurch das Feuer entstanden ist, doch für mich sieht es aus, als wäre es eine natürliche Verjüngung der Savanne. Später erfahren wir, dass die Gräser absichtlich abgebrannt werden, um neues Grün zu fördern. Wenn die Tiere genug zum Fressen finden, bleiben sie im Park: Zäune gibt es ja keine.
Und die Tiere? Da wir schon um halb Zwei im Park sind, suchen wir noch die Löwen, die hier tagsüber auf Bäume klettern. Doch wir finden keine. Sie sind nicht dort, wo das Navi meint, dass sie sein sollen.
Aber wir finden das Camp. Wieder sind wir alleine, abgesehen von einer Gruppe Flusspferden, die sich vor uns auf einer Sandbank räkelt. Zwei junge Tiere grasen um die älteren Tiere herum. Etwa um vier Uhr gehen sie alle ins Wasser, schön langsam und behäbig.
Über uns turnt jetzt, sehr zu Tomys Freude, eine Gruppe Mantelaffen in den Zweigen. Und dann ist es aus mit der Ruhe: Eine Gruppe deutscher Pauschaltouristen schlägt ihre Zelte auf.
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Die Deutschen sind am nächsten Morgen bald wach, um sieben gehen sie auf Safari. Wir packen schnell unser Zelt weg und folgen: Der Guide der Gruppe wird wissen, warum sie so früh fahren!
Wir nehmen die linke Spur des North Circuit. Trotz der verbrannten Erde sehen wir große Herden von Wasserbüffeln und Uganda-Kobs, ebenso Topis, Wasserböcke, Warzenschweine und viele Vögel. Der Sonnenaufgang über der Savanne ist unglaublich! In einer großen Senke wächst giftgrünes Gras: Eine Weide, nicht nur für die Tiere, sondern auch für unsere Augen.
Ich kann mich kaum sattsehen. Diese Landschaft ist so surreal schön!
Ein Problem habe ich allerdings: Em Ende der Trockenzeit ist es diesig. Ich schaffe es nicht, die Schönheit der Wildnis mit der Kamera festzuhalten. Ich versuche es mal, mit den Fotos unserer Tochter:
Auf der Rückfahrt halten wir uns wieder links und fahren am Rande eines Abbruchs entlang. Unter uns liegt ein Fluss, Nebel steigt auf. An manchen Stellen schwelt noch Feuer, an anderen schimmern grünliche Wasserlöcher. Ein Traum von einer Landschaft! Die Gegend um Ishasha, der Tierreichtum ist eindeutig ein weiterer Höhepunkt dieser jetzt schon fabelhaften Reise!
Wieder fahren wir an den Bäumen vorbei, die die Löwen angeblich lieben, doch nichts! Wir geben erst mal auf, fahren zurück ins Camp um zu frühstücken. Am Weg treffen wir noch eine kleine Herde Elefanten.
Wir sind gerade mit unserem sehr späten Frühstück fertig, als der Guide der Gruppe zu uns kommt: „Wir wissen, wo die Baumlöwen sind, fahrt hinter uns her!“ Sehr nett von ihm!
Tomy rast also über die Piste den drei Jeeps hinterher, wir biegen kurz vorm Gate nach rechts – nicht links – ab und müssen umdrehen. So kommen wir nicht heran. Letztendlich müssen wir den Park verlassen: Die Löwen, besser der Löwe hängt in einem Baum weitab der Straße in einer tiefen Astgabel ab. Ich brauche eine ganze Weile, bis ich ihn sehe! Und auch dann ahne ich ihn nur, an ein Foto ist nicht zu denken. Aber gut, es ist ein Löwe!
Die Gruppe fährt später nochmals raus und findet tatsächlich eine ganze Familie Baumlöwen – uns bleibt dieses Erlebnis versagt. Dafür beobachten wir wieder eine Gruppe Mantelaffen, die am anderen Ufer des Ishasha, im Kongo, im Astwerk turnen. Ehrlich gesagt, ist das interessanter als ein paar faule Löwen. Ein wenig enttäuscht bin ich doch: Ich hätte schon gerne einen Löwen mit der Kamera geschossen!
Abends sitzt die Gruppe lange am Lagerfeuer. Ein Einheimischer erzählt von Hochzeitsriten der verschiedenen Stämme. Manches habe ich schon gehört, vieles klingt fantastisch und ich weiß nicht, inwiefern das alles heute noch so gemacht wird: Über 80% der Ugander sind Christen, 12-14% Muslime, da bleibt nicht viel für exotische Riten! Doch ich will sie euch nicht vorenthalten:
Onkel und Tante klären die jungen Leute auf. Sie sagen ihnen nicht nur wie es geht, sondern auch, wie man dem Partner Freude bereitet. Sie sind in der Hochzeitnacht dabei und schauen, ob sie ihre Aufgabe gut erledigt haben. Wenn ja, bekommen sie ein Geschenk, wenn nein, wird weiter unterrichtet.
Der Onkel ist übrigens der Bruder der Mutter, der Bruder des Vaters gilt als Vater, ebenso gilt die Schwester der Mutter als Mutter. Die Tante ist also die Schwester des Vaters, sie kümmert sich darum, dass das Mädchen nicht wie ein Brett im Bett liegt.
In einem anderen Stamm testet der Vater des Bräutigams die Braut, die Mutter der Braut den Bräutigam: Wenn er impotent ist, rät sie ihrer Tochter von der Hochzeit ab, und umgekehrt.
Wieder woanders muss der Junge nackt vor der Menge stehen und sich beschneiden lassen. Je mehr er sich von der Vorhaut wegschneiden lässt, umso mehr Geschenke bekommt er. Wobei die Variante VIEL die Frage aufwarf: Wie viele sterben dabei? Keiner, aber es klang sehr schmerzhaft! Die Freude ist ihm dann bestimmt eine Weile vergangen!
Die Beschneidung der Frau ist angeblich nur bei zwei Stämmen üblich und mittlerweile in Uganda illegal. Trotzdem werden immer noch junge Mädchen, halbe Kinder noch, beschnitten. Doch langsam setzt ein Umdenken ein.
Dann gibt es noch die Variante, bei der der Mann vor den versammelten Familien die Frau niederringen und mit ihr Verkehr haben muss. Also wenn ich da an die starke Sharon denke, die mich so gut bei den Gorillas gehalten hat, dann kann ich nur sagen: Unsere deutschen Jünglinge hätten keine Chance, außer, sie ist extrem verliebt!
Auch Brautraub kommt angeblich noch vor: Der heiratswillige Mann muss seinen Freunden den Auftrag geben, das Mädchen seiner Wahl beim Holzsuchen oder Wasserholen zu kidnappen. Dann muss er sie im Haus seiner Eltern vergewaltigen. Danach darf sie nicht mehr zurück zu ihrer Familie. Der Mann handelt den Brautpreis aus, ab da ist sie eine Sklavin seiner Familie.
Ich bin wieder mal sehr dankbar dafür, in Deutschland zu leben!
INFO Ishasha
Am Ende der Berichte über unsere täglichen Erlebnisse und Eindrücke kommt eine Zusammenfassung per Bericht und PDF damit du deine eigene individuelle Reise durch Uganda besser planen kannst!
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