Oder etwa doch nicht?
Besser war früher, dass ein Blogger einfach aus seinem Leben erzählen konnte, was er so macht, so denkt, so kauft, wo er isst – heute muss er jede konkrete Info als Werbung kennzeichnen, egal, ob er was davon hat oder nicht:
Also: Achtung, dieser Artikel enthält Werbung! Auch wenn ich aus Überzeugung schwärme! Und aus der Erinnerung heraus…
Nach Istrien auf Urlaub fuhren meine Eltern schon, als es mich noch nicht gab. Vielleicht war ich auch nur sehr klein, jedenfalls verbrachte ich viele Sommer lang in Umag, erst in der Anlage Punta, später in Stella Maris. Im Meer gab es Stechmuscheln, mit dem Motorboot konnte man nach Piran zum Mittagessen fahren, die Cevapcici waren frisch und köstlich, die Pommes selbstgeschnitten, in den Supermärkten gab es lokale Produkte (oder nichts), ich ernährte mich von dickem Marillensaft, sprang von Stein zu Stein und stellte mir vor, ich wäre eine Meerjungfrau.
Die Fahrt dorthin führte vorbei an endlosen Hopfenfeldern. Wenn sie im rechten Winkel zur Straße standen, wurde ich beim Ansehen schwindelig. Wir hielten in Trojane, um Krapfen zu essen, so riesig, dass ich kaum einen vertilgen konnte. Die Fahrt erst durch die Täler Sloweniens, vorbei an blühenden Rosenbüschen, Wiesen und Heuschobern, später durch den Karst, war traumhaft schön. Und lange!
Doch endlich, über Koper: Das Meer!
Die Cremeschnitten waren ein Gedicht, der Kirschstrudel mit echten Kirschen samt Kernen gefüllt. Abends ging man in den Tanzpalast, die Band spielte Marina, Marina, Marina und die kleine Steffi tanzte, während ihre große Schwester den jungen Männern den Kopf verdrehte.
Ach, was war das schön!!!
Heute findet man Cevapcici kaum mehr auf der Speisekarte, dafür Nudeln mit Trüffeln. Es gibt in Porec einen Metro und im Kaufland bekommt der Urlauber deutsche Produkte. Gut, es gibt dort auch cremigen oder alten Schafskäse und immer noch leckere Paprikawurst. Die Sipakmarmelade, Hetscherl- oder Hagebuttenmarmelade, schmeckt auch immer noch auf dem immer noch pappigen Brot. Der Marillensaft hat irgendwelchen Nektaren Platz gemacht, die nie und nimmer an das Original herankommen. Die alten Slasticarnias sind fast alle verschwunden, es gibt moderne Bäckereien, sogar mit Körnerbrot und im Kirschstrudel ist Kirschgelee. Cremeschnitten kennt wohl keiner mehr.
Nach Istrien führt eine Autobahn ohne Charme, um Krapfen zu essen, muss man abfahren. Um Porec führt eine Schnellstraße. In Rovinj und Porec haben viele Häuser neue Türen und Fenster, dichter sind sie, schöner nicht. In den beiden Orten und auch dazwischen reihen sich romantische, moderne, liebevoll gestaltete Restaurants an Bars an Eisdielen, Blumen an Blumen. Vieles ist viel gepflegter als früher. Und Englisch ist die Sprache der Tourismusbranche geworden – es irritert mich immer noch!
Die Karstlandschaft, über die wir in der Schule lernten, dass sie nicht wieder aufgeforstet werden kann, ist tiefgrün, bedeckt mit Büschen und Bäumen. Es gibt sie nicht mehr.
Mag ich Istrien immer noch? Natürlich! Ich vermisse vieles – vielleicht aber am meisten meine Kindheit und Jugend. Aber das ist kein Grund, die goldene Mitte nicht langsam genussvoll zu verabschieden!
Überhaupt gefällt mir das Hinterland Istriens immer besser. Dort, in Fuskulin, hat mein Bruder zwei Ferienhäuser, die er auch vermietet. Wir waren in der vergangenen Woche mit der ganzen Familie dort, um seinen Geburtstag zu feiern: Eine Woche lang.
Am ersten Tag waren wir im kleinen Kreis Fischessen.
Am zweiten Abend fuhren wir mit einem Ausflugsdampfer gemeinsam mit seinen besten Freunden nach Rovinj und in den Limski-Fjord.
Am dritten speisten wir alle in Vrsar.
Am vierten kochte und grillte unser Schwiegersohn für die Familie am Pool. Das war das beste Essen!
Den fünften Abend schlemmten wir Trüffelnudeln im Agroturizam Špinovci Tikel mit Blick auf Motovun.
Am Sundowner des sechsten Abends erfreuten wir uns in Rovinj.
Am siebten Tag ruhten wir – Tomy und ich fuhren nach Genua und die Töchter nach Hause, aber erst nach einer kleinen Wanderung durch die Felder, Weingärten und Olivenhaine um Fuskulin, vorbei an Brombeerhecken und Feigenbäumen.
Meer und Häfen hat es auch. Die müssen aber noch eine Weile auf uns warten! Erst erkunden wir Italien.
PS: Vom Segeltörn mit unserer Etap21i in Kroatien berichte ich hier.
Wo warst du immer in deiner Kindheit? Gefällt es dir dort immer noch? Was hat sich verändert? Ich freue mich über deinen Kommentar!