Schnorcheln ist eines der Dinge, die ich erst im fortgeschrittenen Alter, also Ü50 gelernt habe. Oder sagen wir so: Ich bekomme mittlerweile durch einen Schnorchel Luft, schlucke nur wenig Wasser und sehe sogar etwas! Die Erkenntnis, dass es optische Taucherbrillen gibt, war im wahrsten Sinne des Wortes erleuchtend!
Gut, mein gewichtigstes Teil schwimmt immer noch am liebsten oben, aber das macht nichts. Ich liebe es, über ein Riff zu gleiten. Runter und anfassen muss ich da wahrlich nichts! Soll man ja auch nicht, um die Tiere nicht zu erschrecken und vor allem um sich selbst nicht zu verletzen. Was so schön bunt aussieht, ist nicht immer ungefährlich!
Am gefährlichsten für den Menschen ist dabei der Sonnenbrand. Für das Riff hingegen die Sonnencreme, allen voran Oxybenzol, das in der EU verboten ist, aber in vielen, auch sogenannten riffsicheren, Cremes in den USA und Australien enthalten ist. Was nicht heißt, dass „unsere“ Sonnencremes ungefährlich für Riff und Mensch sind.
Deshalb schütze dich bitte mit einem weißen T-Shirt oder UV-undurchlässigen Spezialshirts vor der Sonne!
Und jetzt – tata – alle meine Riffe in den Grenadinen (St. Vincent und die Grenadinen, Grenada)
Schon beim ersten Mal schnorcheln im Underwater Sculpture Park auf Grenada faszinieren mich die bunten tropischen Fische. Ich schwimme in einem Schwarm gelb-weiß gestreifter Sergeant Majors und bin hin und weg. Die Idee mit den Skulpturen ist nett, zieht auch sicher Touristen und ihr Geld an, aber heute weiß ich: Es gibt spektakulärere Riffe in der Karibik! Trotzdem „musst“ du den Underwater Sculpture Park gesehen haben, zumindest, wenn du länger vor Ort bist.
Sandy Island vor Carriacou ist schon eine Steigerung: Wieder gibt es Schwärme von Sergeant Majors, ich weiß leider nicht, wie sie auf Deutsch heißen. Ein Rifftintenfisch verkriecht sich vor mir im Sand, viele blaue und gelbe Fischerln schwimmen um mich herum. Bei weiteren Besuchen entdecke ich einen Rochen und einige Trunkfische.
Pelikane holen sich dort ihr Futter, das Inselchen, nicht mehr als eine bewachsene Sandbank, könnte aus einem Prospekt eines Reiseveranstalters sein. Sandy Island ist einer der schönsten Orte in den Grenadinen! Auf der Landseite gibt es einige Ausflugsbote, die dich hinüberbringen, wenn du nicht mit einem Schiff unterwegs bist. Das Riff liegt in Richtung Hillsborough.
Die Tobago Cays sind, was die Farbe des Wassers, die Artenvielfalt unter Wasser, die Ausdehnung und die Schönheit angeht, vielleicht nur mehr von den BVI oder den Bahamas zu überbieten. Dort am Riff vor der Insel Jamesby schwebe ich mit Nadelfischen und zum ersten Mal mit Papageienfischen. Auch die riesigen Seesterne vor Baradel sind sehr beeindruckend. Schildkröten, für die Baradel berühmt ist, sehe ich erst beim zweiten Besuch. Sie denken nicht daran, sich in der abgesperrten Zone aufzuhalten! Sie futtern viel lieber davor zwischen den Schiffen. Es ist einfach traumhaft, über diese majestätischen Tiere zu schweben und ihnen beim Auftauchen zuzusehen! Bitte schwimme ihnen nicht nach, versuche nicht, sie anzufassen! Das tut ihnen nicht gut – und dir vielleicht auch nicht!
Aber all das zusammen ist nichts gegen das Riff rechts vom Ankerplatz vor Mustique! Es ist aus einer anderen Welt, voller schillernder Energie! An diesem Riff drei Tage hintereinander schnorcheln zu können, ist die Bojengebühr 200 EC mehr als wert! Es ist nicht tief, wir müssen manchmal aufpassen, dass wir nicht mit Bauch oder Flossen hängenbleiben.
Tomy schwimmt einem Schwarm lächelnder Doktorfische hinterher. Erst zurück am Schiff lese ich, dass sie am Schwanzansatz Skalpell-scharfe Knochen haben, die sie zur Verteidigung einsetzen. Ich gleite derweil über Gehirnkorallen, Korallenfarne, entdecke ein paar Feuerkorallen und eine unglaubliche Vielfalt von kleinen und großen Fischen: Daumennagelgroße leuchtend blaue mit weißen Punkten; längliche mit blauer Oberseite und gelben Bauch; markante Blue-headed Wrasse; Schwärme von kleinen gelb gestreiften und gepunkteten; junge, noch grellgelbe Doktorfische, gelb-weiß gestreifte Sergeant Major; Vieraugenschmetterlingsfische; Falterfische und viele unscheinbare, die in meinen Führern überhaupt nicht auftauchen, aber nicht minder faszinierend sind. Mein Führer ist englisch, keine Ahnung, ob die Fische überhaupt einen deutschen Namen haben.
Aber am schönsten sind die Papageienfische. Zwei Arten finde ich hier, den Stoplight-Parrotfish mit seinem gelben Punkt am Schwanzansatz und den Blue Parrotfish, dessen durchscheinende Schwanzflosse besonders strahlt. Beide Arten schillern lila-blau und ich könnte stundenlang über ihnen im Wasser schweben und mich an ihren Farben erfreuen. Sie haben keine Angst, sind mir zu Greifen nah, ich kann hören, wenn sie die Algen von den Korallen picken!
Welch‘ zauberhafte Welt Yemanjas Reich doch ist!
Doch einen Schreck hält sie noch für mich bereit: Ich gleite über einen Korallenstock mit vielen winzigen, schwarzgelben Fischen, roten Dogsnappers, blicke nach unten – und in die Fratze einer grünen Muräne!
Sie erschrickt genauso wie ich, schnellt zurück in ihre Höhle, während ich hektisch mit den Armen rudernd den Rückwärtsgang einlege!
Schade, dass ich die Action Kamera nicht mit habe!
Andrerseits: Das Meer schluckt zu viel Licht, die Fotos werden selten etwas, wie ihr ja hier seht. Lieber den Moment genießen!
Im Norden der Admirality Bay vor Port Elisabeth in Bequia wartet das nächste Highlight auf uns: ein gelbes Riff. Viele der Schwämme und Korallen sind dottergelb, manche Fische sieht man hier kaum! Zwischen dem kleinen Leuchtturm vor dem Riff und dem Land gibt es einige Schluchten im Fels, aber auch Haufen von großen, runden Steinen. Sie sind von vielen Röhrenschwämmen bewachsen. Tausende kleine Fischchen schwimmen um uns herum. Ein Wrack soll es hier geben, doch bevor wir es finden, wird uns kalt.
Beim zweiten Besuch in der Admirality Bay ist das Wetter recht unbeständig, deshalb fahren wir nicht mit dem Dinghi zum Riff hinüber, wo man es an der Boje der Taucher lassen könnte. Stattdessen schwimme ich zu dem Riff zwischen Princess Margaret Beach und Lower Bay – auch das ist hübsch!
Im Norden der Chatham Bay vor Union Island liegt ebenfalls ein schönes Riff. Leider ist das Wasser an dem Tag relativ trüb, auch fällt es steil ab, sodass die Sicht schnell abnimmt. Trotzdem entdecken wir einige aufregende Lebewesen: Ein paar schwebende Kugelfische, einen ganzen Schwarm Rifftintenfische und zu guter Letzt einen Oktopus, der sich kaum von der Umgebung unterscheidet. Wenn ich so schnell darüber hinweg geschwommen wäre, wie die jungen Norweger, hätte ich ihn sicher nicht gesehen!
Dort muss man das Dinghi mit einem Anker im Sand befestigen.
Tags darauf ankern wir vor Frigate Island: Auch dahinter soll ein schönes Riff sein, ebenso vor Petit St. Vincent und Morpion. Doch ich kann Tomy nicht davon überzeugen, dahin zu fahren.
Grüne Schildkröten schwammen übrigens an jedem Ankerplatz in den Grenadinen um unser Schiff, manchmal nur eine, manchmal fünf oder sechs! Lionfish, diesen aus dem Pazifik eingeschleppten Räuber, der in den Riffen der Karibik keine Feinde hat, sahen wir nie. Allerdings haben wir welche auf Carriacou im Lazy Turtle gegessen: Er schmeckt köstlich. Angeblich sind in der Tyrrel Bay unter jedem Anker welche und auch in Bequia am Riff neben Jack’s Bar.
Kennst du die Riffe der Grenadinen? Welches ist dein liebster Ort zum Schnorcheln?
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