Scheiße, durch ein Schiff geflossen

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gibt keine schicken Sommersprossen, es stinkt!

Ein olfaktorisches Drama in mehreren Akten

Libretto: In der Seglergruppe auf Facebook gibt es eine Klodiskussion. Jemand fragt, ob es die anderen Segler okay finden, in einer Bucht über Bord zu pissen oder zu kacken. Da ich gerade in einer stark frequentierten Bucht liege, in der ich gerne schnorchle, spreche ich mich vehement dagegen aus. Asche auf mein Haupt, es kam schlimmer…

Ein paar Tage danach bemerkten wir, dass sich unser Schwarzwassertank bei den Überfahrten nicht so recht entleeren wollte. Etwas weniger wurde es, aber nicht viel. Abpumpen ist in der Karibik nicht.

Erster Akt: Wir segeln mit offenen Tank von St. Lucia nach Martinique. Es gluckert im Tank, ich habe die Hoffnung, dass er sich etwas entleert. Tut er auch…
Im Badezimmer stinkt es derweil fürchterlich, auch ins Cockpit dringen immer wieder lästige Schwaden. Tomy schaut in die Backskiste, in der der Schwarzwassertank hängt und stellt fest: Da oben tropft es.

Zweiter Akt: Wir ankern vor St. Anne, recht weit draußen, wir sind quasi das letzte Schiff in der großen, offenen Bucht. Wir räumen die Backskiste leer: Das Ölzeug ist sauber, doch weiter unten sieht es nicht so gut aus: Stiefel, Wasserschläuche und Benzinkanister schwimmen in Scheiße. Aus Tomys rechten Stiefel schütte ich einen halben Liter Jauche. Er ist gefüttert. Mit Salzwasser leiste ich erste Hilfe, denn genug Süßwasser, um den ganzen Scheiß damit loszuwerden haben wir im Moment nicht. Ich wische die Backskiste aus. Das erste Mal war es wohl nicht, dass der Tank übergegangen ist, das sehe ich an der Holzverkleidung. Sie ist schon lange durchgeweicht.

In Gedanken schreibe ich diesen Blogbeitrag: Es hilft ungemein, die Sache mit Humor zu nehmen!

Im Bad und in der Backskiste stinkt es immer noch erbärmlich.

Dritter Akt: Der Tank muss geleert werden. Tomy rüstet sich mit Flossen und Taucherbrille und bewaffnet sich mit einem zurechtgebogenen Kleiderhaken. Damit stochert er so lange im Abflussschlauch herum, bis er etwas braune Brühe frei gibt. Ich leere von oben Wasser nach, Tomy stochert, braunes Wasser zieht eine Spur hinter unserem Schiff.

Ich bin so froh, dass diese Bucht riesig ist und keiner in der Nähe liegt! Und ich werde nie wieder über Ankerpisser lästern!

Wir spülen den Tank noch ein paar Mal mit Wasser durch, dann kommt Tankreiniger aus Zitronensäure hinein.

Vierter Akt: Nachts wabern immer noch ein paar Stinkbomben durch unser Schiff, gegen Früh lässt der Gestank etwas nach. Ich frage, wohin die Flüssigkeiten rinnen, die in der Backskiste unter der Verkleidung verschwinden. Im Grunde kenne ich die Antwort ja.

Ein kurzer Blick in die Bilge, ein kurzer Schnüffler – Tomy pumpt die Bilge leer und legt sie trocken. Aber vorher müssen wir, die Toilette weicht noch. Ins Wasser pinkeln ist eine Sache, aber der schwimmenden Wurst hinterher zu sehen, ist schon extrem peinlich! Nun, wenn die ersten schwimmen gehen, wird sie weit draußen sein.

Hoffe ich.

Tomy will die Backskiste auslüften lassen, aber das kann nicht funktionieren. Allerdings hat keiner von uns beiden Lust, in die Backskiste zu kriechen und die Verkleidung des Tankes abzuschrauben…

Zwischenspiel: Es ist alles getrocknet, der Tank leert sich wenn er soll, das Badezimmer kann ohne Riechsalz betreten werden. Das heißt nicht, dass wir nicht nochmal an die Verkleidung müssen, aber erst mal stinkt etwas Anderes. Und zwar in den Schapps in der Küche. Ich räume nacheinander alle aus, erst in der letzten finde ich den Übeltäter: Ein Ei hat den rauen Seegang der Überfahrt nicht heil überstanden. Es ist mittlerweile trautes Heim einiger Dutzend Maden.

Sie können nicht schwimmen.

Vorläufiger letzter Akt: Tomy stellt fest: Wenn er den Tank ausbauen oder die Verkleidung erneuern will, dann muss er die Heizung ausbauen. Die braucht hier zwar kein Mensch, aber die Arbeit will er sich nicht machen. Und da Yemanja gut dürchlüftet riecht, besteht erst mal auch kein Anlass.

Nur die Stiefel – die muss ich nochmals schrubben!

 

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