Passt so schön, mystisch und Mustique! Dabei ist es hauptsächlich dunkel. Zumindest nachts. Das hat die Nacht so an sich, aber diese Insel ist anders.
Das merkt der werte Segler schon beim Festmachen an der Mooring. Entweder hilft ihm Berris Little, der Hafenmeister, dabei, oder er kommt kurz darauf in seinem schwimmenden Büro angefahren und kassiert die Gebühr für die Mooring für eine Übernachtung, mit der Erlaubnis, insgesamt drei aufeinanderfolgende Nächte bleiben zu dürfen. Freundlichst klärt er auf: Der Müll kommt in den Container am Dinghisteg, der ist hinter der Mole. Basil’s berühmte Bar wird gerade renoviert, aber dahinter ist die Pop-up Bar, die ist offen. Hotels an Land sind das Cotton House und das Firefly, dort kann man auch essen, ebenso in The View, das ist das Haus mit den drei markanten Fenstern über der Bucht. Brot und Supermarkt sind hinter der Pop-up Bar, die Kirche und die Bibliothek oben im Dorf. Taxis stehen vor dem Supermarkt, sie machen auch Inselführungen. Neben uns ist ein Riff, da lohnt schnorcheln. Einen schönen Aufenthalt wünscht er auch noch.
Und sein Haus heißt auch Yemanja.
Wir gehen auf Erkundungstour. Basil’s Bar verspricht, etwas Besonderes zu werden, es werden nur die besten Materialen verbaut: Die Regenrinnen sind aus Kupfer. Dahinter scheint Basil einen Wohnsitz zu haben, das schließe ich aus der fernöstlich-afrikanischen Dekoration des versteckten Hauses: Basil ist dafür bekannt, gerne in Fernost einzukaufen. Die Eingangstüren zu seinem Garten erregen jedenfalls Aufmerksamkeit!
Dahinter sind zwei Boutiquen, eine im lila, und eine im rosa Haus. Warum ich 288 US Dollar für ein indisches Hemderl ausgeben soll, erschließt sich mir allerdings nicht. Da nehme ich lieber ein Pain aux Chocolat in der französischen Bäckerei, die versteckt hinter Bougainvillea zwischen den Boutiquen liegt. Der Bäcker ist aus Metz und lebt schon 28 Jahre auf Mustique. Im Supermarkt gibt es so erlesene Dinge wie italienische Salami, ein Euro die Scheibe, gut, kommt von weit her, und völlig fettfreies griechisches Joghurt: Ein Widerspruch in sich. The View bietet wirklich einen schönen Blick über die Bucht, dazu Barrakuda oder Hummer, mit dem als Beilage, was der Koch gerade hat. In unserem Fall sind das Okra auf knusprigen Auberginen und Avocadoscheiben. Köstlich! Leider verträgt sich das konzentrierte Eiweiß nicht mit Bier und schwankendem Untergrund. Auf dem Schiff ist ja alles gut, aber warum, verdammt noch mal, wackelt diese Insel so?
Auf dem Rückweg ist es stockdunkel. Keine Straßenlaterne erhellt den Weg. Sehr mystisch! Auch der Rest der Insel bleibt dunkel, kaum ein Haus ist erleuchtet: Die Herrschaften sind wohl nicht zu Hause!
Im Grunde ist Mustique ein Eiland im privaten Besitz von Reich, Schön und Berühmt. 1958 kaufte Colin Tennant, ein schottischer Nobelmann, die gesamte Insel. Er hatte große Pläne. 1960 akzeptierte Prinzessin Margareth ein 10 ha großes Stück Land an der Südspitze als sein Hochzeitsgeschenk. Der Satz stammt nicht aus meiner Feder, er ist so herrlich britisch – ich musste ihn abschreiben!
Mittlerweile sind alle Grundstücke verkauft, wer hier ein Haus bauen will, kauft ein bestehendes und reißt es ab. Die preiswerteren kosten 10 Mille, das neue Haus dann mindestens auch noch mal fünf, Preise in US$ und nach oben offen.
Auf der Insel gibt es 150 Einwohner, die sind zwar auf St. Vincent geboren, stammen aber aus Mustique, 2000 Arbeiter und Angestellte, und 187 Häuser, davon werden etwa 87 auch vermietet. Diese Zahlen decken sich nicht mit dem, was so im Internet steht, wir haben sie allerdings so vom Guide verstanden. Das ehemalige Haus von Colin Tennant ist für 157 000 Dollar die Woche zu haben, Tommy Hilfingers Anwesen schon für 100 000. Mick Jagger schmeißt hier seine Silvesterparty, Bryan Adams ist sein Nachbar, der Nike-Besitzer hat sein Topkapi auf den höchsten Berg gebaut, Prinz Williams, Kate und Kids scheinen zu mieten, aber nicht von der Großtante. Einige italienische Industrielle, ein Marmorkönig, die Besitzer von Lacoste oder Bombardier haben hier ein Häuschen. Die meisten Namen kannten wir nicht.
Das einzige Hotel liegt auf dem Gelände einer ehemaligen Baumwollfarm, deshalb heißt es Cotton House. Dort steht auch das älteste Gebäude der Insel. Einst war dort ein Dorf, aber heute gibt es nur mehr Lowell. All das erzählt uns einer der drei Taxifahrer und Touristenführer. Er ist übrigens sehr stolz, ein Eingeborener zu sein!
Verwaltet wird die Insel von der Mustique Company, im Dezember ist Versammlung. Ein wenig muss ich schmunzeln, als unser Taxifahrer und Führer das erzählt: Auch Reich, Schön und Berühmt muss also zur Eigentümerversammlung! Und vielleicht zähneknirschend Geld ausgeben für Dinge, die sie so gar nicht wollen!
Für Straßen, den Flughafen, auf dem in der Hauptsaison 15 bis 25 Flugzeuge mit bis zu 19 Passagieren täglich landen. Für den Spielplatz hinter der Schule, die Erhaltung der Entsalzungsanlage oder des Powerplants, das mit Dieselgeneratoren betrieben wird. Viele Gebäude der Mustique Company sind mit Solarzellen am Dach ausgestattet. Der Müll kommt in die Müllverbrennungsanlage mit Energierückgewinnung. Auch die Häuser der Angestellten der Company sind hübsch: Wer für die Company arbeitet, bekommt die Unterkunft gestellt. Die Einwohner wohnen im Dorf Lowell, die Arbeiter, die zum Beispiel die Bar bauen, haben Unterkünfte in einem eigenen Bereich.
Es gibt einen Kindergarten mit fünf, eine Grundschule mit 45 Kindern, die älteren müssen nach St. Vincent ins Internat. Im Community Center werden unter Anderem Computerkurse angeboten. Es gibt einen Arzt, eine Krankenschwester und eine Art Krankenversicherung für alle. In der Polizeistation arbeiten drei Polizisten. Wer sich auf der Insel nicht benimmt, fliegt runter. Oder rüber auf eine andere.
Die ganze Insel gleicht dabei einem Golfplatz, ist top gepflegt, aber auch naturbelassen. Hauptverkehrsmittel sind passenderweise Golfkarts, allerdings mit Benzinmotor. Damit ist Mustique so ganz anders, als die anderen Inseln der Karibik, quasi eine Insel der Seligen.
Nachmittags schwebe ich völlig verzaubert über das Riff: Wie gerne würde ich die vielen bunten Fische meinen Engeln zeigen! So frage ich mich: War Kate schon mit ihren Kindern hier schnorcheln? Weiß sie, wissen die anscheinend vom Schicksal verwöhnten, welcher Schatz hier unter dem Meer liegt? Können sie die Schönheit dieser Erde überhaupt wahrnehmen und genießen?
Abends tanze ich unter Sternen mit dem warmen Wind zur Musik, die aus Basil’s Bar kommt, auf dem Vordeck: Ich bin glücklich und zufrieden.
Wenn nachts auch noch die Moustiques, die Moskitos, die der mystischen Insel den Namen gaben, fern bleiben, erst recht!
INFO Mustique
Hin kommst du wohl am besten auf eigenem oder gechartertem Kiel. Es gibt auch eine Fähre von St. Vincent und eben den Flughafen. Inwieweit diese Verkehrsmittel von Touristen mit durchschnittlichem Geldbeutel genutzt werden können, entzieht sich meiner Kenntnis. Mooring für ein bis zu 70 Fuß großes Schiff: 200 EC für eine Nacht, die folgenden zwei Nächte sind inbegriffen.
Während der Eigentümerversammlung vor Weihnachten ist ein Besuch nicht möglich.
Übernachtung: Hotel: Cotton House, Guesthouse: Firelfy oder eine der Vilas mieten ;-)
Taxitour über die Insel 50 US$.
In Basil’s Bar gibt es Mittwochs und Samstag Lifemusik.
Das Riff rechts vom südlichen Ankerplatz ist ein Traum!