Wir sind in den Tobago Cays, im Traum von der Karibik: unter uns türkisfarbenes Wasser, in dem riesige Schildkröten schwimmen, vor uns ein Riff, dahinter eine Pirateninsel: Elisabeth Swan hat auf Petit Tabac Jack Sparrows Rum verbrannt. Heute ginge das nicht mehr, 80% Stroh-Rum gibt es nicht mehr, alles darunter brennt nicht. Aber Stroh-Rum ist ja auch kein echter Rum.
Vom Osten kommend liegen vor Mayreau ausgedehnte Riffe mit kleinen Inseln dazwischen. Das ganze Gebiet ist ein Naturpark, in dem der werte Segler Eintritt zu bezahlen hat, 10 EC pro Person und Tag. Moorings kosten extra, ankern ist kostenlos.
Wir wählen einen Ankerplatz nahe dem Schildkröten-Beobachtungsgebiet. Zwischen uns und der Insel sollen besonders viele vorkommen. Und wirklich taucht gleich eine vor uns unter, als wir den Anker auswerfen. Kurze Zeit später machen wir uns mit dem Dinghi auf dem Weg zur Insel, ich möchte im abgesperrten Schutzgebiet schnorcheln.
Aber erst besteigen wir den kleinen, mit Kakteen und Macchia-ähnlichen Pflanzen bewachsenen Hügel auf der Insel Baradel. Der Ausblick über die Riffe, hinein ins tiefe Türkis, ist betörend schön! Dabei ist es ja eine Sinnestäuschung: So wundervoll leuchtet flaches Meer nur, wo Sand darunter und Sonne darüber ist. Kaum schieben sich Wolken davor, ist der Traum vorbei!
Diese bleiben für heute aus, ich mache mich auf die Suche nach den Schildkröten, finde aber nur Seesterne. Riesige Seesterne, die wie Trittsteine im Meer liegen. Und doch bin ich zufrieden: Sie sind einfach beeindruckend, so wie alles hier! Ach, wie schön die Welt doch ist! Und wie gesegnet ich bin, dass ich sie sehe!
Den Rest des Tages verbringen wir damit, die Schildkröten zu beobachten, die in einiger Entfernung von unserem Schiff schwimmen und tauchen. Wir hoffen, dass sie mit jedem minutenlangem Tauchgang näher kommen. Während ich so aufs Meer schaue, rufe ich mir all die wunderbaren Tiere, die ich in meinem Leben beobachtet habe, in Erinnerung: Die Rehe hinter dem Bauernhaus im Urlaub, Glühwürmchen, Fasane, Hasen und Kaninchen, die Wildgänse und Kraniche die über unserm Haus nach Süden oder Norden ziehen, die Störche in Rust und im Münsterland, die Pinguine in Südafrika, die Delphine in der Biskaya und vor Salvador, den Wal, der kurz vor unserm Schiff abtauchte, Lamas und Kondor in Bolivien, Aguti und Kapuzineräffchen in unserem Garten in Brasilien, die Affen in Laos, ein riesiger Iguana auf den Iles du Salut, die bunten Schmetterlinge in Suriname, die Faultiere, die wir dort in die Sicherheit begleiteten, die kleine Maus, die einmal in meinem Zimmer wohnte und meine Schokolade fraß, die Fische am Riff und jetzt eben Meeresschildkröten. Die leider nicht näher kommen, aber was soll’s, ich bin glücklich und dankbar für all diese Begegnungen!
Am nächsten Morgen flickt Tomy erst mal das Dinghi: Am Tag zuvor ist ihm Zigarettenasche auf den Boden gefallen und hat ein winziges Loch hineingebrannt. Aber Loch ist Loch, die Luft geht raus. Und nein, er ist beim Rauchen nicht im Dinghi, sondern am Schiff gesessen, doch das Beiboot ist in Lee gelegen. Merke:
Willst am Schiff du rauchen, uff, schau, dass das Dinghi liegt in Luv!
Der Kleber sollte 24 Stunden trocknen, so geduldig sind wir nicht, nach fünf Stunden fahren wir zur gegenüberliegenden Insel, um am Riff zu schnorcheln: Immer wieder fasziniert mich das Schweben mit und über den Fischen! Ich könnte den bunten kleinen Gesellen ewig zusehen! Nur leider hab ich kein T-Shirt an und mein Rücken verbrennt, meine Haut weicht auf, meine Brille sitzt heute nicht, ich schlucke ständig Wasser. Macht nichts: Schön ist es!
Kaum sind wir zurück am Schiff, kommen der Regen und der Wind. Es wird eine unruhige Nacht. Zwar hält der Anker bombenfest, doch das Sausen des Windgenerators, das Brausen des Windes, der schlagende Regen, das Rucken und Vibrieren des Schiffes, lassen mich nicht gut schlafen.
Am nächsten Morgen tobt das Wasser an die Riffe. Ein paar Katamarane machen sich trotzdem auf zu Petit Tabac. Gerne wäre ich auch dorthin gefahren, aber Tomy hat recht: Es ist nur eine Insel, wie jede andere und sicherer Ankerplatz ist dort jetzt keiner mehr. Also ziehen wir das Eisen hoch, fahren durch die andere Bucht und eine Runde um Petras Schiff, um uns zu verabschieden. Sie muss nach Süden, weil ihre Tochter von Grenada aus wieder heimfliegt, wir wollen noch nach Mustique und Bequia, bevor wir in Grenada mit ihr und Tom Weihnachten feiern.
INFO Tobago Cays
Die Tobago Cays sind ein Naturpark in St. Vincent und die Grenadinen. Dorthin kommt man nur per Schiff, entweder mit dem eigenen, einem gecharterten oder mit einen Ausflugsboot von den umliegenden Inseln, bzw von einem der Kreuzfahrtschiffe, die zum Beispiel in der Saline Bay in Mayreau Halt machen.
Gutes BBQ am Strand macht Randy. Haben andere Segler empfohlen.
Segler und Charterer: Bitte den Doyle Führer Windward Island lesen! Am besten schon daheim besorgen oder vor Ort bei den Schiffsausrüstern, wenn sie einen haben!
Weitere Info über den Park gibt es hier.
Wer mag, kann hier auch heiraten!
Und hier das Foto für Pinterest! Danke fürs Teilen!