Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg in die Tobago Cays. Wir haben die Windvorhersage für die nächsten Tage als recht sanft in Erinnerung, deshalb wollen wir den südlichen Eingang wagen. Internet um das zu überprüfen, fanden wir in Clifton auf Union Island nicht, zumindest kein brauchbares. Draußen bläst es mit bis zu 22 Knoten, die Wellen haben kleine Krönchen aus Gischt. Wir drehen doch lieber nach Mayreau ab, um den nördlichen Eingang ins Riff zu nehmen. Und bleiben dort in der letzten Bucht, der Salt Whistle Bay, hängen. Sie ist so hübsch, weil nur ein kleiner, mit Palmen bewachsener Sandstreifen den Strand und das Riff auf der Atlantikseite von der ruhigen Bucht im Westen trennt.
In ihr liegen eine gute Handvoll Schiffe, teils an Moorings, teil am Anker. Das Wasser über Sand in der Bucht spiegelt den Himmel zauberhaft in tiefstem Türkis. Rechts leuchten bunte Tücher in der Sonne, sie flattern fröhlich im Wind und winken uns heran. Auch die Strandbars daneben sind liebevoll angemalt, ein wenig erinnert uns die Bucht an Brasilien: Wir lassen uns gerne zum Bleiben verführen!
Vor der Einfahrt lungern wieder die Schlepper herum und warten auf Beute. Unserer, Make Friends, steht freundlicherweise auf seinem Boot, führt uns zu einem Ankerplatz. Gut, den hätten wir alleine auch gefunden, aber immerhin will er für den Service nichts haben. Dafür stellt er sich als Ralf vor, zeigt uns Hummer und Fisch, und lädt uns für den Abend in sein Restaurant ein. Ich überschlage im Kopf den Preis: Dafür würden wir ja schon beinahe im Maibeck in Köln fürstlich speisen!
Gut, er hat uns freundlich und unaufdringlich eingewiesen, Free Wifi hat er auch, sprich der Generator will betrieben werden. Das Hotel in der Bucht hat zwar Strom, die Fressbuden nicht. Die Grillen auf Holzkohle.
Und wie!
Schon beim Anlanden des Dinghis umschwebt uns ein wunderbarer Duft nach Knoblauch und Gewürzen. Der Tisch ist gedeckt, das Bier kalt. Ein kleiner fussiger Kater schläft seelenruhig unter der Bank. Als er aufwacht springt er sofort auf meinen Schoß, schnurrt und tritt seine Krallen nach zutraulicher Katzenart in meine Oberschenkel. Haut mag er offensichtlich lieber als den Stoff meiner Hose, denn er widersetzt sich meinen Versuchen, seine Krallen zu lenken, standhaft. Ich setzte ihn in den Sand, wo er artig mit seinen beiden Geschwistern auf seinen Teil des Fisches wartet.
Und was für ein Fisch! Red Snapper bekommen wir, gut in Knoblauchbutter, dazu Krautsalat, genauer Coleslaw, einen Ofenkartoffel ebenfalls dick mit Knoblauchbutter bestrichen, Gemüsereis und gegrillte Bananen. Es ist einfach köstlich! Eine klare Empfehlung, Black Boy and Debbie’s Bar!
INFO Mayreau
Im Doyle Revierführer Windward Islands steht alles Wissenswertes drinnen. Es empfiehlt sich sehr, ihn zu lesen.
Darüber hinaus ist es sinnvoll, Augen und Ohren offen zu halten, denn die Dinge können sich in der Karibik schnell ändern. Oder auch nie!
PS: Auf Facebook hagelte es einige Kritik wegen des Ausdrucks Schlepper – der ironisch gemeint ist – und weil ich die hohen Preise hier zwiespältig sehe. Wir haben vollstes Verständnis für die Menschen, die hier in kurzer Zeit unter schwierigen Bedingungen ihre Familien erhalten müssen, geben, wo wir können, gehen aus, geben extra Trinkgeld, kaufen ein, trinken mindestens vier Bier, wenn wir in einer Bar Internet bekommen, und zwar auch, wenn es bis zum Ankerplatz reicht. Uns ist klar, dass vieles hier teuer importiert werden muss. Manchmal frage ich mich allerdings, ob in der Karibik nicht die hohen Preise mit verantwortlich sind für die Armut.