Segeln mit Yemanja

Zimtschnecken aus dem Omnia-Ofen

Sind gerade auf Mayreaux mit wenig Internet. Kann nur bestehendes posten!

Nach einem Rezept von kochen-und-backen-im-wohnmobil.de und einer Inspiration von Eva Groß, die das Rezept als Erste am Schiff ausprobierte.

Nun gut, wird die gewöhnliche Landratte fragen, wo ist der Unterschied? Ganz einfach: Am Schiff funktionieren Waagen nicht besonders gut. Rezepte, die in Cups oder Tassen angegeben sind, sind einfacher. Und dieses Rezept verlangt auch noch so etwas wie 46g Wasser! Wie soll ich die denn hier abmessen?

Schätzen ist angesagt!

Doch zuerst krame ich, besser Tomy, den nagelneuen brasilianischen Omnia-Ofen aus dem hintersten Schapp. Diese Backform wird auf dem Gasherd zum Backofen. Sie war mein letzter Kauf in Joao Pessoa in Brasilien. Omnia hieß sie dort nicht, Verpackung oder Gebrauchsanleitung war auch keine dabei, dafür kostete sie auch nur rund 20 Euro, die Funktionen müssten die gleichen sein. Tomy ist sehr misstrauisch, was dieses Teil angeht, deshalb haben wir es bis heute vernachlässigt. Dann schimmelte uns das Brot mal wieder unterm Hintern weg, und ich fand diese tolle Website, auf der es ganz viele Rezepte für den Omnia gibt.

Der brasilianische Omnia, von mir Brasnia genannt

Jetzt habe ich die Schuld wieder mal Tomy gegeben, aber so einfach ist das nicht: Ich koche nicht gerne, und backen tue ich erst recht sehr selten. Und schon gar nicht, wenn es draußen eh schon 35 Grad hat. Da muss ich mein Schiff nicht auch noch heizen. Aber genau das ist der Vorteil des brasilianischen Omnias, ab jetzt von mir Brasnia genannt: Er braucht weniger Gas und entwickelt nicht so viel Hitze!

Und jetzt wird geschätzt:

20g Mehl und je 46g Wasser und Milch brauche ich für ein chinesisch klingendes Teil namens Thangzong. Ich würde sagen, das ist gewöhnlicher Brandteig, eine winzige Menge, die den Teig angeblich saftiger werden lässt und das Ergebnis länger frisch hält.

Hmm, ich mache einen, aus einem Esslöffel Mehl und je 5 Esslöffeln der Flüssigkeiten. Dabei denke ich an meine Mutter. Die war die Königin der Hefeteigköchinnen, die hat noch nie was von einem Thangzong gehört. Meist setzte sie den Teig so um 11 Uhr zwischen Suppe kochen, Kraut rösten und Gans braten, alles für mindestens 15 Personen, an. Um halb zwei, wenn keiner mehr Luft bekam, weil der Bauch so voll war, standen dann wunderbar duftende und lockere Powidlknödl oder Buchteln am Tisch. Und natürlich fand sich Platz dafür, frisch musste da nie etwas bleiben! Wenn sie keine Krücken bräuchte, würde sie das auch heute noch mit links machen!

Hefeteig machen muss also in meinen Genen liegen, und tatsächlich hatte ich bisher auch nie ein Problem damit. Vor allem Mutters Rat die Konsistenz des Teiges betreffend kommt mir hier zugute: „Das siehst dann!“

Also messe ich mit meinem Messbecher knapp 400 g Mehl, halb Dinkelvollkorn, halb Weißmehl ab, frage mich irritiert, wieviel denn 135g Milch sein sollen und nehme eben ein bisserl mehr als 125ml. Ein Ei ist leicht, ein halber Teelöffel Salz auch, mit dem Milchpulver bin ich großzügig und nehme einen Esslöffel, von der Hefe kommt ein halbes Paket rein. Die Butter muss ich wieder schätzen. Als ich sie zum Teig hinzufüge und mir kurz die fettigen Finger abschlecke bemerke ich mit Entsetzen: Die ist ja salzig! Und ich hab doch schon Salz im Teig! Also füge ich noch zwei Teelöffel Zucker hinzu, in der Hoffnung damit etwas gut zu machen.

Beim Kneten sehe ich dank Mutters Rat schnell: Mein Teig ist zu fest, das Vollkornmehl braucht mehr Flüssigkeit. Also gebe ich bestimmt noch mal 5 oder 6 Esslöffel Milch hinzu. 10 Minuten soll ich ihn kneten – mein Training heute früh hätte ich mir sparen können!

60 Minuten darf der Teig jetzt gehen. Danach rolle ich ihn aus. Naja, drücke mit den Fingern, denn natürlich hab ich kein Nudelholz und die letzte Flasche Gerolsteiner, die wir in unserer Notfalltasche gefunden haben, tut es auch nicht wirklich. Ich pinsle etwas Kokosöl auf den ausgerückten Teig und streue die Zimt-Zucker-Mischung darauf. Auch die Rolle pinsle ich noch mit etwas Kokosöl ein, damit sich die Schneckerln später besser voneinander lösen, schneide 12 Röllchen und stelle sie in meinen Brasnia. Jetzt müssen sie wieder eine Stunde gehen.

Ich war ja kurz versucht, einfach die ganze Rolle in den Brasnia zu legen, wieder mal in Erinnerung an meine Kindheit. Auf dem Bauernhof in der Ramsau, wo ich viele, viele schöne Wochen in den Ferien verbracht hatte, gab es sonntags immer Zimtstriezel: Da kam auf den ausgerollten Teig erst Mal dick zerlassene Butter, dann Zimt und Zucker. Der Teig wurde eingerollt und quasi als Ganzes gebacken. Schmeckte frisch einfach köstlich!

Aufgegangen und fertig zum Backen

Nach einer weiteren Stunde drehe ich den Ofen wie angeben zwei Minuten lang voll auf und dann auf kleinste Stufe zurück. Nach 30 Minuten Backzeit sehe ich nach: Meine Zimtschnecken sehen eher kümmerlich vertrocknet als locker und gar aus!

Ich glaube, das üben wir noch mal!

Aber erst mal drehe ich die Gasflamme höher auf und stelle den Wecker auf weitere 15 Minuten. Danach sehen die Teile immer noch sitzengeblieben aus, aber immerhin gar. Misstrauisch nehme ich eine Kostprobe: Sind nicht schlecht, die Schneckerln!

Fertig sehen die Zimtschnecken auch nicht viel anders aus

Merke Steffi, bis du eine Hefeteig-Prinzessin wirst, ist noch ein weiter Weg! Nimm das nächste Mal weniger Vollkornmehl, schau dir den Teig genauer an und mache ihn weicher, tu vielleicht noch ein Eigelb extra rein (Geheimtipp deiner Mutter). Dreh das Gas etwas höher auf. Du könntest auch ganz normales Mehl verwenden, dann klappt das sicher wie im Rezept! Und jetzt koch dir einen Kaffee, lass dir die Teile schmecken und feiere den Brasnia: Immerhin funktioniert er!

Demnächst gib es Panettone! Ohne Vollkorn.

 

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