fragt Blog2Help andere Blogger. Nun, erst wollte ich dazu einen provokativen Artikel über den Müll im Meer veröffentlichen (der kommt noch!), aber dann begann ich doch mehr auf mein Verhalten zu achten. Ich sag ja immer, Meer macht philosophisch, also begann ich auch nachzudenken:
Wieso soll ich die Umwelt schützen? Keine Sorge, mir fallen da schon genug handfeste Gründe ein, aber dennoch glaube ich, dass das Wort schützen die Sache in eine nicht hilfreiche Richtung lenkt. Sieh mal, wir schützen die Umwelt doch schon seit Jahrzehnten, recyceln wie die Irren und doch wird der Müll immer mehr. Immer mehr Waren werden in Plastik verpackt, die Zutaten für z.B. Jogurt werden um die halbe Welt geschickt, wir konsumieren mehr und mehr und mehr – die Situation wird nicht wirklich besser. Wir kämpfen gegen etwas, unsere Energie geht so in die falsche Richtung. Wir lenken damit unsere Aufmerksamkeit auf das, was wir nicht wollen – und die Umweltverschmutzung wächst!
Schützen muss ich nämlich nur etwas, das angegriffen wird. Das wird die Umwelt nun tatsächlich. Deshalb müssen wir umdenken und lernen, die Umwelt erst gar nicht anzugreifen. Den Krieg gegen sie und letzlich uns selbst beenden.
Wie also lebe ich in harmonisch verbunden mit der Welt, die mich umgibt, ja durchdringt, beim Atmen und Essen zum Beispiel? Wie lebe ich in Harmonie mit mir selbst? Für mich ist das ein sehr viel friedlicher Ansatz, der mir Raum gibt, meine Kreativität zu entwickeln. Der mich Durchatmen und aufleben lässt.
Was bedeutet das jetzt für uns in unserem Alltag?
Konsum
Seit wir segeln, wissen wir, wie wenig der Mensch eigentlich braucht. Töpfe, Pfannen, etwas am Teller. Schutz vor Wind und Wetter, eine warme Decke und eine Heizung, wenn es sehr kalt ist. Technik für Kommunikation und Navigation. Körperpflege. Lesestoff. Die Kamera. Wir kaufen keine Andenken, denn auf dem Schiff ist kein Platz. Dabei geht es nicht um Verzicht – wir brauchen so viel Zeug einfach nicht.
Doch am Festland ist das nicht so einfach, denn hier sehen wir ständig verlockende Dinge. Die Werbung kommt uns jedes Mal, wenn wir auf Heimurlaub sind, verblödender vor. Das ist einer der Gründe, warum wir nicht fernsehen.
„Wir begehren, was wir sehen“ sagt Lektor Hannibal in Das Schweigen der Lämmer
Gerade jetzt sind wir wieder zu Hause, in einem vollgestopften Haus und können uns von so viel Krempel nicht trennen – wegwerfen schafft ja auch Müll! Lieber gefühlte 100 Handtücher behalten und irgendwann neue kaufen. Dabei denke ich mit Grauen an das Haus meiner verstorbenen Schwiegermutter – niemand von uns braucht, was darin ist. Ihr und dereinst unser Besitz werden auf den Müll landen, zumindest das, was niemand Bedürftiger braucht. Man muss sich das mal vor Augen führen: Da wird ein Vermögen weggeworfen! Hartverdientes Geld. Echt jetzt – Leute, arbeitet weniger und lebt lieber!
Kleidung
Ich habe mir seit drei Jahren nichts zum Anziehen gekauft. Trotzdem habe ich hie und da etwas Neues im Kleiderschrank: Upcycling nennt sich der Trick. Aus alten Hemden, T-shirts, Jeans und Stoffresten nähe ich mir neue Röcke und Kleider. Dieses Jahr werde ich etwas Wäsche, eine Jeans und neue T-shirts brauchen und kaufen. Alles andere habe ich in vielfacher Ausführung, genug für weitere drei Jahre. Wenn es mir gelingt abzunehmen, brauche ich auch keine neue Jeans ;-)!
Wasser
Als ich mir diesmal nach unserer Ankunft zu Hause zum ersten Mal die Zähne putzte, bekam ich einen Schreck: Soviel Wasser fließt so schnell aus dem Wasserhahn! Auf dem Schiff putzen wir mit Tröpfchen, auch beim Spülen läuft nur ein Rinnsal, ebenso beim Duschen am Boot. Wir haben keinen Watermaker und sparen jeden Tropfen. In Deutschland fliest einfach zu schnell viel Wasser aus den Wasserhähnen und Duschen! Wir drehen bewusst wenig auf.
Allerdings ist das auch ein zweischneidiges Schwert. Tomys bester Freund arbeitete in einer Kläranlage. Und die, so sagte er, funktioniert nicht mehr richtig, weil es nicht mehr genug Abwasser gibt.
Energie
Unterwegs und vor Anker kommt unser Strom von Wind und Sonne. Zuhause in Deutschland aus der Steckdose. Blöd jetzt. Die Waschmaschine wird nur voll angeschaltet, getrocknet wird die Wäsche vom Wind, bügeln spare ich mir damit auch fast. Die Lichter sind so oft wie möglich aus, ebenso die Heizung, Elektrogeräte werden vollständig abgeschaltet.
Plastik
In vielen Ländern außerhalb Europas ist es üblich, den Einkauf in zahllosen Plastiktüten nach Hause zu tragen. Wir haben immer unsere eigenen Taschen mit und weisen an der Kasse auch immer darauf hin, warum. Die meisten finden es gut – doch es ändert sich nichts. In Deutschland gibt es zwar kaum mehr Sackerln aus Plastik, dafür wird mittlerweile auch Obst und Gemüse im Supermarkt nur mehr verpackt angeboten. Und natürlich Wurst, Käse, Fleisch. Und Schokolade in Plastik. Grauenhaft! Ich bemühe mich, unverpackt zu kaufen, bin da aber noch nicht konsequent genug.
Müll
Ich werfe keinen Abfall ins Meer oder in die Botanik. Ich nehme ihn mit und entsorge ihn in einer Mülltonne. Und wo es geht sammle ich ihn auf. Der Müll, der in Russland in den schönsten Landschaften oder unterwegs an den Stränden herumliegt, schmerzt mich körperlich. Mich stört es, wenn am Weg vor meiner Tür Müll liegt, oder am Steg oder am Strand, also hebe ich ihn auf. Zumindest so viel, wie ich tragen kann.
Natürlich trennen wir unseren Müll! Einseitig bedrucktes Papier verwende ich als Notizzettel oder gebe sie meinen Engeln zum Bemalen. Aus Holzresten oder Teilen von Sperrmüll bastelt Tomy manchmal Garderoben oder etwas für den Garten. Upcycling geht mit vielen Dingen!
Und nochmals Kläranlage: Essensreste gehören nicht in die Toilette oder in den Abfluss! Sie müssen teuer wieder herausgefischt werden, bevor der Klärprozess beginnen kann.
Saisonal und Regional – Einkauf auf dem Bauernhof
Erdbeeren und Spargel gibt es bei uns nur in der Saison. Wir kaufen so viel wie möglich im Hofladen, der seine Ware aus der Region bezieht. Dort gibt es auch fast das ganze Jahr unverpackte deutsche Äpfel – und vieles mehr! Exotisches Obst und Gemüse essen wir in den Tropen – in Deutschland schmeckt es einfach nicht so gut. Selbst die Bananen, die ich früher so gerne mochte, lasse ich, seit ich weiß, wie köstlich sie sein können. Und natürlich vermeide ich es, Lebensmittel wegzuwerfen.
Unterwegs ist das allerdings schwieriger. Man glaubt es kaum, aber ab Surinam ist es aus mit der tropischen Früchtevielfalt. In Grenada gibt es nur mehr sehr eingeschränkte Auswahl, in den Supermärkten ist alles verpackt, kommt aus den USA und ist fast eisgekühlt. Ich bin normalerweise froh, wenn ich überhaupt etwas anderes als Bananen bekomme!
Garten
Ich habe in Deutschland einen großen Garten. Erstens, weil ich Pflanzen liebe, und zweitens weil meine Kinder und ihre Freunde wissen sollten, dass Tomaten und Co nicht im Supermarkt wachsen. Kirschen, Ribisln, Erdbeeren, Weintrauben, Bärlauch und Löwenzahn wachsen in meinen Garten auch, wenn ich unterwegs bin. Sämtlicher pflanzlicher Abfall kommt auf den Kompost, Spritzmittel und Kunstdünger verwende ich nicht. Dafür ist mein Garten ein Refugium für Wildbienen, Igel, Molche, Libellen, Insekten und Vögel. Schnecken mögen ihn leider auch sehr.
Außerdem wachsen in ihm zwei große Bäume, die nicht entfernt werden, nur weil mich ihr Laub im Herbst und ihre Sämlinge im Frühling nerven!
Blumentöpfe verwende ich wieder. Wenn ich mehr brauche, als ich habe, suche ich in den Mülltonnen am Friedhof. Da finde ich oft wahre Schätze!
Raus in die Natur!
Ich halte mich gerne in der Natur und draußen auf. Das ist einer der Gründe, warum ich als Nicht-Seglerin segle: Die Verbindung mit der Natur. Ich kann in geschlossenen Räumen nicht schlafen, ich lasse Mond und Sterne in mein Schlafzimmer leuchten, wenn das Wetter es zulässt ist mein Fenster auch tagsüber offen und wir essen draußen. Ich bin einfach gerne in der Natur, im Garten, im Feld, im Wald, auf See.
Ich glaube, wer sich viel draußen aufhält, bekommt ein Gefühl für Zusammenhänge und den Rhythmus der Natur. Natur entspannt, macht friedlich, entstresst – hilft wunderbar gegen Frustkäufe! Wenn du siehst, wie in einem trockenen Sommer die Felder welken, wird dir klar, dass dein Leben von der Natur abhängt. Von der Erde. Dass du Teil von ihr bist.
Und doch
Ist all das im bequemen Alltag so schnell vergessen! Es könnte noch so viel mehr getan werden. Von mir, von uns. Beim Schreiben fielen mir viele nicht-zielführende Handlungen unsrerseits ein. So müsste ich viel konsequenter verpackungsfrei einkaufen und auf die Herrkunft der Lebensmittel achten. Auch mit unserem Trinkwasser unterwegs müssen wir uns etwas überlegen: Bis jetzt kaufen wir es in Plastikflaschen, bzw. Fünf-Liter-Behältern, die wir umfüllen.
Mein Ziel ist es auch, noch weniger Fleisch zu essen oder wenn, dann noch konsequenter aus artgerechter Tierhaltung und vom Bauern vor Ort. Die Massentierhaltung ist immerhin ein Hauptverantwortlicher für Treibhausgase und mindestens so schlimm, wie Auto fahren! Auch werde ich in Zukunft noch mehr auf frische, möglichst naturbelassene, minimal verpackte Lebensmittel achten. Außerdem auf weitere Vermeidung von Müll.
Unser wundester Punkt, der auch das ganze Dilemma mit dem Umweltschutz aufzeigt, ist das Auto: Zwar teilen wir uns das zu Hause mit unserer Tochter, fahren also schon mal mit dem Rad oder gehen zu Fuß, doch benutzen wir es viel zu oft. Gleichzeitig ist es die Autoindustrie, die für unser Einkommen sorgt. Mit anderen Worten – was sind die ökonomischen und sozialen Konsequenzen von reduziertem Konsum? Solange wir unser Wirtschaftssystem nicht ändern, hat die Umwelt keine Chance. Nur – wie? Bisher sehe ich da keinen gesamtgesellschaftlichen Lösungsansatz.
Danke nochmals Help2help für die Bäume, die du für meine Teilnahme an der Blogparade pflanzt und den Anreiz, genau auf mein Verhalten zu achten. Ich sehe dies auch als Ansporn, es weiterhin zu beobachten und entsprechend anzupassen. Ich weiß jetzt, dass ich oft inkonsequent und bequem bin und mir vielleicht ein zu gutes Umweltverhalten attestiere. Gleichzeitig gilt:
Ich mag mich, ich werde mich deshalb nicht verurteilen und auch keinen anderen. Ich werde meine Mitwelt und mich selbst weiterhin nicht mit Frust, Angst, Schuldzuweisungen, Mangelgefühl oder Groll verpesten. Im Gegenteil! Denn ich glaube, dass es unsere negativen Gefühle sind, die wir in übermäßigen Konsum, mit Haben wollen und Gier, ersticken. Wir versuchen immer wieder, glück zu kaufen. Dabei gieren wir nach Liebe, Anerkennung und Zugehörigkeit – Und all das gebe ich gerne! Dir, mir und Pachamama, Mutter Erde!
Weitere Ideen findest du bei den anderen Teilnnehmern der Blogparade:
https://mado-unterwegs.com/2017/03/12/blogparade-umweltschutz-im-alltag-mit-minimalen-mitteln-und-kreativitaet-umgesetzt/