Da sitzt er. Erwartungsvoll. Fast unbeweglich. Nur hie und da streckt er sich plötzlich seiner Beute entgegen. Ich muss an Tessa, meinen Hund, denken: Mit genau dieser gespannten Aufmerksamkeit steht sie vor den Mäuselöchern im Feld.
Der bunte Vogel trippelt auf dem Kabel entlang. Nach links, nach rechts. Hockt unbeweglich. Streckt seinen Kopf in Richtung Wasser. Er lässt sich von nichts beirren, nicht von den Menschen am Steg, nicht vom Tomy, der neue Wanten installiert, nicht vom Klicken meiner Kamera. Wir liegen beide auf der Lauer, er will den Fisch, ich das Foto.
Der Wind plustert sein Gefieder, doch er fixiert den Schwarm kleiner Fische unter der Wasseroberfläche. Wieder steckt er sich abrupt, bricht die Bewegung ab. Werde ich ihn erwischen? Ihn und den Fisch?
Sein Gefieder ist wunderschön. Rot, braun, silber, weiß und ein mattes eisvogelig. Wer sagt, dass Fotografieren vom Moment ablenkt? Ich spüre die harten Planken unter meinen Körper, ich sehe das Spiegelbild des Vogels in den Wellen, die Fische darunter. Der Wind fährt durch meine Haare und seine Federn.
Etwas juckt ihn. Ein Floh? Haben Vögel Flöhe? Er kratzt sich, zwickt sich, bauscht sich auf und ordnet seine Federn neu. Ich wechsle meine Position, nicht zum ersten Mal.
Da!
Ich drücke ab, sehe erst auf dem Foto, dass der Vogel beim Hinabschnellen das Kabel nicht mal loslässt. Kaum unten, thront er wieder oben, der Fisch zappelt aufgespießt an seinen langen spitzen Schnabel.
Hab ich mein Foto? Ich bin nicht so geduldig wie der Vogel, ich muss jetzt hinein nachsehen. Der Vogel aber bleibt hingebungsvoll auf dem Kabel hocken, den Blick starr nach unten gerichtet…