Ha! Ich kann auch reißerische Überschriften! Dabei hasse ich sie, vor allem, wenn Medien sie verwenden, die ich im Grunde für seriös halte. (Mein Irrtum, ich weiß)
Aber es macht auch Spaß! Besonders weil Sean, der Badeleiterhersteller und Monteur sogar mich Gutmenschin, die unerschütterlich an das angeborene Gutsein des Menschen glaubt, in Erstaunen versetzt: Ich nominiere ihn hiermit zum Anwärter für das karibische Verdienstkreuz. Wenn es denn so etwas gibt.
Wir sind also wieder zurück in der Karibik. Mit deutscher Pflichtschuldigkeit melde ich mich im Büro des Grenada Yacht Clubs zurück. Das Mädel dort hat keine Ahnung wovon ich spreche, weiß auch nicht, wo ich die Cruising Permit verlängern kann und lächeln kann sie auch nicht. Na gut, ich weiß ja mittlerweile, dass die schwarzen Frauen hier offenbar nichts zum Lachen haben. Dafür entschädigen uns die Männer, nicht alle, aber einige sind doch von einer hinreißenden Offenheit, Sean zum Beispiel.
Bevor wir ihn anrufen können, um einen Termin zur Montage der Badeleiter auszumachen, müssen wir neues Guthaben kaufen. Das tun wir bei einer Dame unterm Sonnenschirm auf einer Wiese am Ufer, selbstverständlich ohne Lächeln. Danach wollen wir die Segelreparatur bezahlen, doch das Büro ist geschlossen. Nun ja, dann eben am Montag. Wenigstens die Segelerlaubnis können wir verlängern. Außerdem besorgt Tomy sich eine Fahrerlaubnis für Grenada. Bald bekommen wir Besuch, da möchten wir ein Auto mieten.
Sean verspricht, Samstagmittags vorbei zu kommen. Tomy wühlt derweil in Scheiße: Er tauscht die Pumpe der Toilette aus. Endlich, endlich läuft kein Abwasser mehr zurück! Das Geruchserlebnis, welches das Badezimmer des Öfteren bot, weicht olfaktorischer Stille. Er ersetzt die kaputten Wanten, tauscht die Halterungen der Paddel des Dinghis aus und erledigt sonst noch ein paar Dinge, die es immer wieder an Bord zu tun gibt: Das Schiff segeltüchtig zu halten ist die Kunst!
Inzwischen ist es nach zwei, Sean ruft an, er komme etwas später. Zwei Stunden später ruft er an, er käme in zwanzig Minuten. Man kann ihm nicht nachsagen, dass er uns nicht verständigt oder sich nicht bemüht.
Kurz vor fünf, ich rühre mittlerweile im Pilzrisotto, taucht er auf, strahlend und lachend, offen und freundlich, einfach herzerweiternd! So stellt sich der von der Karibik träumende Europäer die Menschen hier vor. Und ja, Sean ist der lebende Beweis: Es gibt sie, die immer lachenden No-Worries! Die Badeleiter sieht gut aus und passt, bald haben die beiden Männer, Sean und Tomy, sie montiert. Ich muss zahlen.
Wieviel haben wir ihm nochmals als Anzahlung gegeben? Tomy findet die Quittung nicht, wir glauben es war 800 EasyGo oder Ostkaribische Dollar, EC, abgekürzt. Ich gebe Sean also weitere 400, mit denen wir die vereinbarte Summe bezahlt haben. Handschlag, Schulterklopfen, das Geschäft ist erledigt. Fast tut es mir Leid, als diese lächelnde Freude von Bord verschwindet.
Kurz bevor der Reis endlich weich und sämig ist, klopft Sean ans Cockpit. Und dann tut er das. Dasjenige welche: Er gibt mir 50 EC zurück. Die hätten wir zu viel gezahlt, weil wir 850 EC angezahlt haben. EC – easy come, diesmal.
Wäre mir nie aufgefallen! Aber Sean ist nicht nur fröhlich, er ist auch ehrlich und fair. Er versöhnt mich mit Grenada, sorgt dafür, dass wir uns willkommen und geachtet fühlen. Der Mann hat es verdient, das karibische Verdienstkreuz. Vielleicht sollte ich ihm eines häkeln…