22. November 2016
Wer mich kennt, weiß, dass ich Gärtnerin bin, und keine Seglerin. Naja, unter Anderem – ich bin ja auch noch Quilterin, Schneiderin, Mutter, Coach, Tochter, Frau, Oma, Fotografien, Autorin…
Jedenfalls musste mich mein Skipper gleich am Anfang unseres Aufenthaltes in Surinam zu Para Flor, einen Garten voller Helikonien, fahren.
Tomy hätte beinahe Glück gehabt: Es war an einem Montag, da ist der Garten laut Prospekt geschlossen. Doch es kam uns sofort ein junger Mann entgegengelaufen, der uns versicherte, dass es Ausnahmen gäbe und fragte, ob wir eine Führung machen wollten.
Tomy: „Nein!“
Ich: „Aber sicher!“
Palulu, eine Helikonien Art ist die Nationalpflanze Surinams. Der Garten Para Flor ist ihr und ihren Verwandten, den Ingwergewächsen gewidmet. Dazu gehören Bananen, Helikonien, Strelitzen, Canna, Ingwer, Maranthen und noch ein paar andere: Eine unglaubliche Vielfalt nützlicher und attraktiver Plflanzen! Kein Wunder, dass es Sammler gibt! Ich wäre hier auch einer!
Am Ende der Tour war Tomy schwer beeindruckt, nicht von den faszinierenden Blüten und der Vielfalt der Helikonia, sondern von den medizinischen Eigenschaften all der anderen Pflanzen in dem Garten: Der junge Mann, Sohn der Besitzerin, zeigte uns Pflanzen gegen Augenentzündungen, solche die Blut stillen, welche gegen Malaria und Dengue. Eine Pflanze hilft den Engelmacherinnen, andere verhelfen den werdenden Müttern zu einer leichteren Geburt. Aus der Wurzel einer Agave macht ein indianischer Medizinmann ein Mittel gegen Krebs. Selbst die Ausländer kämen zu ihm zur Behandlung, aber nach der Chemo hilft es nicht mehr. Und unlängst wollte jemand das Rezept stehlen, doch er wurde am Flughafen gefasst…
Der Kankantri oder Kapok-Baum ist ein heiliger Baum, sowohl für die Indianer als auch für die Maroons. Er wird nie gefällt. In seiner Jugend ist er ziemlich wehrhaft, seine wolligen Samen werden als Füllung für Rettungsringe und Schwimmwesten verwendet. Bis vor kurzem galten sie als nicht spinnbar, doch heutzutage können bis zu 15% seiner Fasern dem Baumwollgewebe beigemengt werden.
Auch Palmen sind sehr vielseitig. Neben Kokospalmen, Ölpalmen, Palmherzpalmen, Acai-Palmen, Dachdecker- und Wändebaupalmen (wie auch immer die alle in echt heißen), gibt es auch eine wandernde Palme: Sie bildet Luftwurzeln in Richtung Wasser. Die alten sterben ab, so wandert die Palme langsam weiter. Und ich hab in der Schule noch gelernt, dass einer der Unterschiede zwischen Tier und Pflanze ist, dass sich letztere nicht vorwärts bewegen! So ein Blödsinn!
Aber ich denke, am meisten fasziniert haben mich die alten Bäume auf der Plantage Mariënburg: Sie wurden bei ihrer Gründung gepflanzt und sind mittlerweile ein Garten für sich: Bromelien, Orchideen, Kakteen, Farne und andere Pflanzen wachsen auf in ihrem Geäst. Jeder Baum ist anders bewachsen, weist eine andere Pflanzenvielfalt auf. Einfach zum Staunen!
Der Lotus in den Kanälen von Domburg muss irgendwie mit Delfinen und Faultieren verwandt sein, denn sein Anblick zauberte mir genau wie diese immer wieder ein Lächeln ins Gesicht.
Ebenfalls immer wieder sticht der Baum der Reisenden, Ravenala, ein Strelitzengewächs ins Auge:
Der Artikel nimmt teil an der Fotoparade von der Reiseeule:
https://diereiseule.com/2017/01/31/die-schoensten-blumen-und-blueten-fotoparade/
INFO Helikonien
Para Flor
Meursweg 40, Para
+ 597 352 031
Dienstag bis Sonntag, Führungen 10:00, 12:00, 14:00, (SRD 50/Person inklusive köstlichen Wasserrmelonen-Getränk) Bei der ersten Führung um 10:00 tauchen meist auch Affen auf
Wir waren montags da und bekamen trotzdem eine individuelle Führung!