Oder wie ich zum Weihnachtsmuffel mutiere.
Also um eines klar zu stellen: Ich liebe Weihnachten. Ich liebe alles daran. Naja, vielleicht nicht das Plätzchen backen, das habe ich gleich zu Anfang meiner Ehe ausgelagert: Mutter und Schwiegermutter übertrafen sich darin, wir aßen noch zu Ostern davon, wozu sollte ich mir auch noch die Arbeit machen? Und heute übernehmen das meine Töchter und die Tochter einer guten Freundin – Danke euch!
Aber ich habe es immer geliebt, mein Haus und meinen Garten weihnachtlich zu schmücken, ich bastle immer noch Adventskalender für meine Töchter, auch wenn die schon für ihre eigenen Kinder basteln. Ich mag Weihnachtsmärkte und ein Besuch beim Dinger – Kölner werden wissen, wovon ich spreche – ist in der Vorweihnachtszeit ein Muss! Und Weihnachten ohne Christbaum geht gar nicht. Wobei ein Christbaum bei mir erst dann einer ist, wenn er unten drei bis vier Meter Durchmesser hat und oben an der Decke kratzt. Obwohl – auch da muss ich zugeben, seit wir Engelskinder haben, steht dieser bei deren Eltern. Und natürlich muss auch gesungen werden, darf auch gerne falsch sein…
Nur nicht in den Tropen. Und schon gar nicht vom Schnee.
Bisher haben sich auch alle Länder auf unserer Reise gut zurückgehalten: Weder in Französisch Guyana noch in Surinam war von Weihnachten etwas zu bemerken. Gut, in Parmaribo gibt es Ben’s Christmas Shop, aber der hat das ganze Jahr geöffnet. Ende November schlichen sich dann die ersten Kügelchen in die chinesischen Warenhuiser – aber die können auch immer da gewesen sein. Bei den Chinesen weiß man das nie. Denen ist alles recht, womit sie handeln können.
In Grenada jedoch trifft uns die englisch-amerikanische Weihnachtskultur wie ein Schlag. Gleich hinter dem Mastenwald empfängt uns ein Weihnachtsbaum. Im Restaurant in der Bucht daneben steht ein besonders schöner. Und die Steelband spielt – Let it snow, let it snow, let it snow!
Nein, es passt nicht.
Weihnachten passt nicht in die Tropen. Es fehlt der Grund dafür.
Sicher, für die meisten ist Weihnachten ein christliches Fest. Zumindest hat uns das die Kirche Jahrhunderte lang eingeredet, doch genau das ist es nicht.
Die dazugehörigen Traditionen und Rituale sind weit älter als das Christentum, sie haben ihre Wurzeln in den römischen Saturnalien, im altpersischen Mithras-Kult, im Schamanismus – und irgendwo dahinter steckt immer die Große Mutter. Weihnachten ist zutiefst vorchristlich und untrennbar mit den Jahreszeiten der Nordhalbkugel verbunden. Im Advent geht es in die Dunkelheit, in die äußere und in die innere. Du schaust zurück, vergibst (hoffentlich), was nicht gut war, dankst für das Gute und lässt los. Dann kann das neue Licht strahlen, in dir und in der Welt.
Wie soll das gehen, in der ewigen Gleichheit von Tag und Nacht? In der gleißenden Sonne?
Ich sag es dir: gar nicht.
Sicher, ich habe auch schon in Salvador eine Weihnachtspalme geschmückt, vor vielen Jahren. Aber mir fehlt da etwas. Ich komme einfach nicht in Weihnachtstimmung, wenn es heiß ist. Da helfen keine blinkenden Lichter, nicht die Girlanden und geschmückten Bäume, keine Christmas Fair und schon gar nicht die Berieselung mit Weihnachtsliedern im Tiefkühl-klimatisierten Supermarkt.
Vielleicht rührt meine mangelnde “Happy Holiday” Stimmung auch daher, dass ich mit Grenada und den Leuten hier auch nach zwei Wochen noch nicht richtig warm werde. Da gehe ich schon auch in mich, frage mich, was ich dazu beitrage. Das ist alerdings meine Alltagsroutine und hat mit Weihnachten nichts zu tun. Aber es muss ja nicht immer Liebe auf den ersten Blick sein, was langsam wächst, kann tiefer sein…
Weihnachten beginnt für mich jedenfalls, wenn ich wieder daheim bin. Am 23. Dezember! Bis dahin bin ich ein Weihnachtsmuffel. Pasta!
Schönen Advent noch!
Mit dem Beitrag nehme ich am Adventskränzchen 2016 bei. Zum heutigen Thema Weihnachtsmuffel gibt es noch einen weiteren Beitrag von Katharina auf stadtlandfamilie,