Wie der Außenborder versagt, das Paddel bricht und die Killerbienen angreifen

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Ein Drama in drei Akten:

Erster Akt:

Schon bei der Einfahrt nach St. Laurent wird uns klar – an Land kommen wir bei der Strömung und gegen den Wind nur mit dem Außenborder. Ob der aber wirklich mit dem brasilianischen Benzin läuft? Wir haben zwar die beste Qualität gekauft, doch auch da ist viel zu viel Ethanol drinnen! Dennoch springt der Motor beim Trockentest brav an, wir signalisieren der GALATEA, dass wir sie abschleppen. Denn deren Motor bekommt gleich gar kein Benzin auf Grund eines kaputten Anschlusses.

Das Ankerfeld in St. Laurent du Maroni

Das Ankerfeld in St. Laurent du Maroni, rechts die Galatea, nach dem Regen

Kaum ist unser Motor am Dinghi befestigt, streikt er.

Ernst rudert.
Er rudert um sein Leben – na ganz so schlimm ist es nicht, aber Anna Maria und er werden ganz schön abgetrieben und schaffen es nur mit Müh‘ und Not knapp unter Land an den Dinghi-Steg. Ernst ist 77 Jahre alt.

Gut, dann fahren wir eben erst morgen an Land, in der Früh soll das Wasser ruhig sein, die Strömung nicht so stark oder der Wind fehlt. Aber Tomy zieht unermüdlich weiter am Anlasserkabel. Und siehe da, der Motor springt an.

Kaum sind wir am halben Weg, stirbt er ab.
Tomy wirft sich in die Riemen, er ist schließlich ein junger Spunt gegen Ernst, kommt Zentimeter für Zentimeter vorwärts…

Knacks!

Bricht das Ruder aus der Verankerung!

„Schnell, das andere Ruder raus, knie dich her, und paddle!“ ruft er mir zu.

Ich gebe mein Bestes – aber wir schaffen es nicht, fallen immer weiter zurück…

„Wir paddeln zurück zum Schiff!“

Das gelingt uns auch! Kaum haben wir an YEMANJA festgemacht, kommen Miles und Alison zu unserer Rettung. Die beiden Engländer kennen wir schon seit Jacare, sie schleppen uns rüber – Endlich gibt es ein Ankerbier!

Und noch mal Ankerfeld, mit Regen in Surinam im Hintergrund

Und noch mal Ankerfeld, mit Regen in Surinam im Hintergrund

Zweiter Akt:
Wir müssen ja wieder zurück – auch jetzt ist die Strömung wieder gegen uns. Aber der Motor springt an, wir können Ernst und Anna Maria auch wieder zu ihrem Schiff schleppen. Die folgenden vier Tage läuft der Außenborder anstandslos, schleppt auch klaglos die Freunde ab.

Ernst gibt seinen Motor zur Reparatur. Als er ihn rudernd abholen will, haben die beiden wieder Schwierigkeiten vorwärts zu kommen. Tomy springt ins Dinghi um sie abzuschleppen. Und kommt bis zum Steg.
Dann geht der Motor aus.
Zwar springt er wieder an, nur läuft er nicht lange. Tomy kommt immer wieder fast an YEMANJA heran, um beim nächsten Ausfall wieder abzutreiben.
Alleine gegen die Strömung anzupaddeln ist zwecklos.

Ich rufe auf UKW Kanal 72, den Kanal der Marina, auf dem auch alle Schiffe sind, um Hilfe.
Es ist keiner da.
In der Marina ist keiner, die GALATEA ist an Land, die WORLD DANCER auf einem Fest. Die englischen Schiffe hören offensichtlich nicht mit. Ich suche Davides –  ihm gehört die Marina – Telefonnummer raus. Bevor ich auf Anrufen drücke, noch ein letzter Blick auf Tomy…

Er hat es immerhin bis zu Miles und Alison geschafft, hält sich an deren Boot fest. Miles will gerade in sein Dinghi springen, als ein Franzose kommt und Tomy zurück zu seinem Abendessen – Baguette mit Camenbert – bringt.

Der Motor ist mal wieder in Wartung, mittlerweile zum dritten Mal!

Dritter Akt:
Wir kommen zurück von unserem Ausflug nach Awala Yalimapo, unser Dinghi liegt brav am Steg, noch ohne Motor. Wir würden gerne mit unseren Einkäufen zurück zu YEMANJA, aber gegen die Strömung können wir nicht anpaddeln. Es ist auch niemand in der Marina, der uns abschleppen könnte. Also müssen wir warten bis die Tide kippt, vielleicht eine Stunde.
Tomy trinkt einen Kaffee, ich ein Tonic. Wir beobachten die Marktleute, wie sie ihre restliche Ware und die Verkaufsstände auf Piroggen verstauen um damit nach Hause zu fahren. Den Fluss hinauf, in eines der Dörfer, die wir vor ein paar Tagen sahen? Oder hinüber nach Surinam? Wer weiß, wohin ihre Reise geht.
Ein gutes halbes Dutzend Jungs erntet die Mangos von dem Baum vor der Marina. Drei sitzen hoch oben im Geäst und schütteln die reifen Früchte herunter, der Rest sammelt unten auf. Plötzlich läuft kommt ein Mann aus dem Wasser, mit schwarzen Punkten auf der nassen Kleidung. Er läuft davon.

Mangoernte

Mangoernte

Und plötzlich schlagen alle Menschen auf dem Platz hektisch um sich. Ein Ruf, den ich nicht verstehe hallt über den Platz, die Jungs laufen um sich schlagend davon. Das Mädchen in der Marinabar ruft uns hektisch zu sich ins Büro.
Wir haben immer noch nicht kapiert, was genau los ist, als die ersten Bienen uns umschwärmen. Ich schnappe die Kamera, Tomy den Rucksack, mein Tonic bleibt stehen – wir fliehen ins Marianabüro. Ein Franzose bleibt ruhig draußen sitzen, während am Platz alles kreischend weg läuft. In kurzer Zeit ist er Menschen leer. Jetzt flüchtet auch der Franzose – er ist in die Wange gestochen worden.

Diese Viecher stürzen sich auf alles, was sich da draußen bewegt und nach Säugetier riecht!

Andrerseits lassen sie sich mit Herumfuchteln doch ganz gut abwehren – zumindest dann, wenn man nicht derjenige war, der den Zorn der Bienen geweckt hat!

Die Feuerwehr kommt und sucht nach dem nassen Mann, doch findet sie niemand, den sie helfen muss. Nach etwa einer halben Stunde haben sich die meisten Bienen verflüchtigt und die verbleibenden beruhigt. Die Tide ist auch gekippt – wir paddeln zurück zum Schiff.

Ob der Außenborder morgen fertig ist? Oder folgt ein weiterer Akt?

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