Keine 24 Stunden zurück in Jacare, und schon beginnt das Abenteuer!
Also eigentlich stieg die Spannung sofort nach der Ankunft: Kommen wir mit unserem Kram und dem Lächeln unschuldiger Touristen durch den Zoll?
Um die Wantenschoner, den Ventilator, die Leinen, das Silikon, die LEDs, Schrauben, Hölzer und sonstigen Kleinkram, den ein Segler so braucht, machte ich mir keine Gedanken: Alles unter 500 Dollar und außerdem für eine Yacht in Transit.
Kritischer waren da schon das Kurkuma, der schwarze Senf und die vier Äpfel, also landwirtschaftliche Produkte, deren Einfuhr streng verboten ist. Ersteres brauche ich für meine Currys, letztere wollte ich unterwegs essen.
Offensichtlich wirkten wir wie normale Touris, denn wir wurden durch gewunken.
Bernardo, der Taxifahrer der Marina, erwartete uns. Außerdem stürzte sich sofort ein „freundlicher Helfer“ auf uns. Er bemerkte zwar schnell, dass wir schon ein Taxi hatten, wollte uns dann aber doch unbedingt beim Geldwechseln behilflich sein. Ich war ihn schnell los, indem ich ihm klarmachte, dass ich keinen Dolmetscher brauchte. Aber Ernst von der Galatea, der mit uns angekommen war, war nicht so glücklich. Er bekam auch kein Geld, weil die Maschinen nicht funktionierten. Der „Bumster“, ich gebe ihn jetzt mal die gambische Berufsbezeichnung, latschte bis zum Taxi neben uns her. Dort wollte er dann Geld.
Ich war nicht freundlich.
Da Ernst kein Geld bekommen hatte, bekam der Typ auch nichts.
Die Taxifahrt überlebten wir offensichtlich ebenfalls. Bernardo erzählte mir, dass er schon mit 17 nachts, wenn die Polizei schlief, mit dem Auto seines Vaters Taxi fuhr und noch nie einen Unfall hatte.
Liegt sicher daran, dass er beim Erzählen seine Schutzengel lenken lässt und selbst mit den Armen in der Luft rumfuchtelt.
Kaum angekommen, steht Andrea von der AKKA vorm Schiff und überreicht uns Brot, Butter, Wurst und Käse zum Frühstück. Ich bin begeistert. Nicht wegen des Essens, sondern weil jemand, den ich nur über Facebook kenne, für uns sorgt. Das ist Segler-Gemeinschaft vom Feinsten! Und weil ich noch lebe…
Noch ein Bier in der Bar, dann ab ins Bett.
Um fünf Uhr früh fressen mich die Mücken.
Wir haben das Mückennetz vergessen.
Nach dem Frühstück packen wir aus. Und sozusagen ein: LEDs in alle Lampen, Tomy befestigt den 12V Ventilator an der Wand zum WC (ein Segen!) und eine neue Halterung fürs Fernglas und er klebt den Mückennetzrahmen für den Niedergang zusammen. Außerdem befestig er die neuen Wantenschoner.
Tja, und da passiert es: Er bemerkt einen gerissenen Draht an der Vorderwant.
Damit werden wir Anfang nächster Woche nicht in See stechen.
Für Nicht-Segler: Wanten, das sind die Drähte, die den Mast stabilisieren und oben halten, sozusagen die Reifen eines Segelschiffes: Wenn die während der Fahrt kaputt gehen, siehst alt aus.
Aber ihr kennt mich ja: Ich freu mich, dass wir das jetzt bemerkt haben. Unterwegs hätte das bös werden können.
Die Frage ist nur: Woher eine neue Want bekommen? Jacare ist nicht gerade berüchtigt für Infrastruktur. Aber es gibt Erwin, der ist zwar in der Karibik, doch er weiß, wo es Wanten in Brasilien gibt, und zwar welche aus gutem deutschen Stahl. Und siehe da, es gibt auch einen Rigger hier, auch einen deutschen, der uns bei der Bestellung helfen kann.
Das Leben kann so einfach sein!
Leider streiken die Banken, das heißt, wir wissen nicht, wie das mit der Bezahlung der Bestellung gehen wird. Aber auch da wird es eine Lösung geben…