Yemanja oder Nossa Senhora?
Yemanja oder Nossa Senhora?

Kennst du die wahre Schutzpatronin Brasiliens?

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Ist es Nossa Senhora Aparecida? Eine der alten Wassergöttinnen, Nana, Oxum oder Yemanja? Oder doch eine ganz andere?

Die etwa vierzig Zentimeter große Statue der Nossa Senhora Aparacida wurde schon 1717 von drei Fischern in zwei Teilen aus einem Fluss irgendwo zwischen Rio und Sao Paulo gefischt – und sonst nichts. Erst als sie die beiden Teile zusammenfügten, holten sie Netze voller Fische ein, genug, um den durchreisenden Gouverneur zu bewirten. Zum Dank bauten sie der unverhofft Aufgetauchten oder Erschienenen – Aparecida auf portugiesisch – eine kleine Kapelle. Daraus entstand einer der größten Wallfahrtsorte der Welt. Jedes Jahr pilgern rund sieben Millionen Menschen zu ihr.

„Die schwarze Madonna mit ihrer Diamantenkrone und dem bodenlangen blauen Umhang, auf dem links und rechts die Nationalflagge prangt, ist in Brasilien allgegenwärtig. Ihre Statue fehlt in kaum einem Wohnzimmer, ihr Bild schmückt Kalender, Autofenster, Schulhefte und Bürowände.“ Antje Schrupp

Die Nationalheilige Brasilienssieht ungefähr so aus. Diese steht in Sao Francisco de Paraguacu

Die Nationalheilige sieht ungefähr so aus. Diese steht in Sao Francisco de Paraguacu

Das stimmt. Maria in all ihren Gestalten ist allgegenwärtig. In manchen Kirchen musst du den Gekreuzigten suchen. Statt seiner, thront Maria über dem Altar, oder zumindest prominent über oder unter ihm.

Maria in Cachoeira

Maria in Cachoeira

Und doch…
An der Küste zwischen Rio und Recife, überall dort, wo viele Menschen afrikanische Vorfahren haben, herrscht eine andere: Yemanja, Iemanja, Jemanja. Zur Tarnung, um die katholischen Priester zu täuschen, nimmt sie die Gestalt der Jungfrau Maria in einem blauen Kleid an. Hier, am Meer ist sie es, die Mutter allen Lebens, die allgegenwärtig ist. Sie wird um Hilfe angerufen, ihr wird gehuldigt.

Schrein der Iemanja, Yemanja, Jemanja Salvador

Im Schrein der Yemanja in Salvador

Und doch wage ich zu behaupten, auch sie ist nicht die wahre Schutzpatronin des Landes.
Die wahre Schutzheilige der Nation ist:

Nossa Senhora do Lixo

Nossa Senhora do Lixo in Olinda - Madonna des Mülls

Nossa Senhora do Lixo in Olinda – Madonna des Mülls, noch unscheinbar

Die Madonna des Mülls

Vielleicht ist sie es noch nicht, aber bald. Dann werden die Gebete der Verzweifelten zu ihr schallen. Und damit bekommt sie Macht. Hoffentlich.

Brasilien versinkt im Dreck. Und daran ändert auch meine Liebe zu diesem Land nichts, auch nicht meine Gabe, die Dinge mit dem Herzen zu sehen. Ja, es gibt immer wieder Lieder, Plakate oder Ähnliches, mit denen die Menschen aufgefordert werden, ihren Müll doch bitte nicht einfach fallen zu lassen. Es gibt Mülltonnen, um den Abfall getrennt nach Rohstoffen zu entsorgen. Nur werden sie ignoriert. Es gibt Menschen, die sich engagieren, die Säuberungsaktionen organisieren oder die Kinder lehren. Doch ohne Unterstützung durch eine höhere Macht, ist dieses Land verloren, erstickt im Dreck. Oder ersoffen, denn durch Müll verstopfte Kanäle sorgen immer wieder für Überschwemmungen. Oder im Fieberwahn umgekommen.

Es gibt den Slogan zur Bekämpfung von Dengue und Zika:

„Ein kleiner Moskito kann nicht so stark sein, wie ein ganzes Land.“

Ein ganzes Land, das seine Einkäufe täglich in hunderten Plastiktüten nach Hause schleppt, sein Bier aus Plastikbechern trinkt, seine Cola und Caipis mit Plastikhalmen schlürft, in Restaurants in Plastik eingepacktes Besteck bekommt und all das inklusive Dosen, PET-Flaschen, Kronkorken (Das Wasser, das darin stehen bleibt, reicht den Tigermücken zum Brüten) und Chipstüten einfach achtlos fallen oder vom Winde verwehen lässt, am Strand, in den Parks, vor der Kirche – ist dem Untergang geweiht.

Der Strand vor Yemanjas Tempel in Rio Vermelho

Der Strand vor Yemanjas Tempel in Rio Vermelho

Wurscht, welchen Präsidenten es hat.

Es sei denn, Nossa Senhora do Lixo hilft!

Ruf sie an:

Heilige Muttergottes des Mülls, erinnere mich daran, eigene Tüten und Taschen für meine Einkäufe zu benutzen. Lehre mich den Unterschied von organischen Rohstoffen, die dich nähren und künstlich hergestellten Verpackungen aller Art, die dich und deine Kinder vergiften. Lass mich begreifen, dass es Alternativen zu Kunststoff gibt – und dass hemmungsloser Konsum nicht glücklich macht.
Madonna des Abfalls, zeige mir, wie ich unseren Müll trennen und wiederverwerten kann, lehre mich, die entsprechenden Behälter richtig zu nutzen. Hilf mir, meine Bequemlichkeit und Achtlosigkeit zu überwinden, die mich immer wieder verführen, mich um meinen Müll nicht zu scheren.
Gute Frau des Drecks, gib meinem Volk die Weisheit, die Kraft und die Möglichkeit unser Land, unsere Küsten, die Flüsse, Seen und unser Meer zu säubern und sauber zu halten.
Und vor allen Dingen: Klopf mir kräftig auf die Finger, wenn ich Müll achtlos fallen lasse!
Amen

Kannst du auch in der EU machen. Auch hier müssen die Menschen noch viel lernen!

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