Wieder geht es früh los, diesmal zu den Baumfarnen im Nationalpark und Naturschutzgebiet Amboro. Der ist etwas Besonderes: Auf 637000 Hektar tummeln sich 843 Vogelarten, mehr als in gesamt Kanada, außerdem 127 Säugetiere, wie Pumas, Ozelot, Nasenbär, Tapire, viele Fledermäuse, außerdem Fische, Insekten und Reptilien. Der Grund dafür sind 11 verschiedene Ökosysteme – so viel wie Costa Rica, die mit dieser Zahl groß Werbung machen. Diese elf Ökosysteme ergeben sich aus der Lage des Parkes am Übergang von den tropischen Tiefebenen zum Hochland der Anden. Er ist durchzogen von tiefen Tälern.
Bolivien hat eine Menge Naturschutzgebiete und Nationalparks, und alle sind sie ein Dorn im Auge der gegenwärtigen Regierung Morales: Sie wurden auf Druck der internationalen Gemeinde geschaffen, als Ausgleich zum Nachlass der Staatsschulden und als solches als Imperialismus verstanden. Außerdem gibt es unter den Bergen von Amboro Öl und Gas…
Aber noch ist das Gebiet unangetastet. Rundherum liegen Pufferzonen, in denen die Landwirtschaft die bei der Gründung vorhanden war, weitergeführt werden darf. Die dehnt sich auch etwas aus…
Zugänge gibt es nur eine gute Handvoll, zwei oder drei von Süden von Samaipata aus, und ebenso viele im Norden von Buenavista aus. Im Norden kann man nur in der Trockenzeit in den Park, weil ein Fluss den Zugang versperrt. Sollte es regnen, kommt man unter Umständen nicht mehr raus, oder nur unter sehr abenteuerlichen und riskanten Umständen, wie schwimmend und sich dabei festhaltend an dem Schwanz eines Pferdes. Aber das ist nicht unsere Geschichte.
Wir stapfen durch den Wald, wieder auf einen von den Guides Samaipatas ausgetretenen Pfad. Wir steigen über umgefallene Baumstämme, oder ducken uns unten drunter durch, halten uns an den steilen und abschüssigen Stellen an Wurzeln und Ästen fest. Wir balancieren auf moosigen Baumstämmen über den reißenden Amazonas –
Na gut, es ist nur ein Rinnsal.
Die zahllosen Bäche hier im Amboro entwässern in den Amazonas – wer weiß, wenn man mal richtig nachmisst, ob der Amazonas dann immer noch in Peru entspringt – oder doch hier in Bolivien, im Nationalpark Amboro?
Außer ein paar Faltern sehen wir so gut wie keine Tiere, aber dafür jede Menge Baumfarne. Es gibt drei Arten im Park, zwei davon bekommen wir zu Gesicht: Den freundlichen mit dem Blätterröckchen, an dessen Stamm frau sich ruhig festhalten kann und den unfreundlichen mit Stacheln am Stamm. Ersterer wächst in 40 Jahren einen Meter, wir sehen welche, die fünf sechs Meter hoch sind – also über 200 Jahre alt. Manchmal schweben sie wie UFOs über uns, denn den Stamm können wir dank des Blätterrockes nicht sehen. Die unfreundlichen wachsen schneller, allerdings bilden sie Wurzelausläufer. Und niemand kann sagen, wie alt die Wurzeln sind.
Wunderschön sind sie beide, wenn das Licht durch ihre fedrigen und frühlingsgrünen Blätter scheint.
Und mit diesem Leuchten geht unser Aufenthalt in diesem atemberaubend schönen Land Bolivien zu Ende. In zwei Tagen fliegen wir wieder zurück nach Salvador. Dann werde ich die Infos und Tipps zusammenstellen, und im Sommer, wenn ich wieder auf Urlaub daheim bin, nochmal das eine oder andere zusammenfassen, die eine oder andere Kuriosität würdigen und über die Pflanzen Boliviens, Essen und Trinken sowie die textile Kunst schreiben. Schließlich bin ich ja auch Gärtnerin und Quilterin auf Urlaub!
Dieser Bericht ist auch ein Beitrag zur Blogparade Amazonas von Dirk auf planetenreiter.de
INFO
Touranbieter:
Michael Blendinger, Biologe, weiß viel über Vögel und manches über Pflanzen; deutsch, englisch, spanisch
Kaleidoscope Tours, deutsch, englisch, spanisch, niederländisch
TIPP: Die Wege sind anspruchsvoll! Es geht steil hinauf und hinunter, über Geröll und durch Matsch. Alte Schuhe und Kleidung anziehen, am besten lange Hosen und Ärmel, wegen dem Gestrüpp und Matsch.
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