Samaipata haben vergleichsweise wenige Touristen auf ihrer Reiseroute durch Bolivien. Dabei ist es ein gesegnetes Stück Land – und fest in der Hand der Gringos.
Menschen aus gut 30 Nationen sollen hier leben, wobei ich fast sagen würde: Es ist ein deutsches Nest, oder wenigstens ein europäisches: Es gibt anständiges Brot und Marmelade und Kuchen, viele Hotels, Restaurants und Touranbieter gehören Ausländern, auf der Straße sprechen selbst die „Einheimischen“ schon mal deutsch. Vor rund 30 Jahren hatte Samaipata knapp über 2000 Einwohner. Dann kamen die Gringos und entwickelten den Tourismus. Jetzt hat der Ort wieder über 4000 Einwohner, die Menschen aus Santa Cruz erholen sich hier in den Bergen von der tropischen Hitze.
Samaipata ist wirklich so etwas wie ein kleines Paradies: Es liegt in einem grünen Tal, von malerischen Bergen umgeben. In den Tälern und Bergen rundherum wachsen Kartoffeln, Tomaten, Mais und Pfirsiche, in den Höfen und auf den Weiden gedeihen Rinder, Schweine, Hühner und Truthähne. In den Gärten wachsen sämtliche Pflanzen die einen deutschen oder österreichischen grünen Daumen zum Jucken bringen: Rosen und Lavendel neben Orchideen und Kakteen, Oleander und Bougainvillea sowie Maracuja, Pflaumen und Brombeeren für den Gaumen.
Und es ist einfach schön rundherum!
Die Wasserfälle von Cuevas sind ein beliebtes Ausflugsziel. 100 Bolivanos kostet uns die Hin- und Rückfahrt mit dem Taxi, zwei Stunden Wartezeit vor Ort für den Taxler inbegriffen. Erst spazieren wir entlang eines Baches ein wenig ein Tal hinauf. Dabei tanzen uns blaue Morpho-Falter und orange Monarch-Falter vor der Linse herum, sie lassen sich aber nur schwer fangen! Dann folgen drei Wasserfälle, wobei der oberste der schönste ist: Er ist relativ hoch und fällt in ein sandiges, knöchel- bis knietiefes Becken mit Sandstrand – zumindest im Moment. Ein magischer Platz für Kinder! Natürlich träume ich sofort davon, meinen Engelchen diesen wundervollen Platz zu zeigen! Sicher ist er nicht immer so idyllisch und friedlich: Je nach Regenfällen wird das Wasser tiefer und reißender.
Ein magischer Platz ganz anderer Art ist El Fuerte. Den Namen verdankt diese archäologische Stätte den Spaniern, ob es je ein Fort war, ist ungewiss. Sicher ist, dass es einer der bedeutesten Orte aus der vorspanischen Zeit ist: Es ist der größte bearbeitete Felsen weltweit, seine Anfänge datieren bis weit vor Christus. Im 16. Jahrhundert wurde er von den Inkas übernommen, dann von den Spaniern erobert. Lange Zeit wusste niemand wirklich, was dieser Fels mit ein paar Grundmauern rundherum war. Heute ist man sich einig, dass es ein Kultplatz war, eventuell auch ein administratives Zentrum der Inkas und deren östlichster Außenposten. Manche sagen, es sei archäologisch so bedeutend wie Machu Picchu, nur kommt hierher kein Schwein…
Ein Puma soll eingraviert sein, erkennbar ist er für uns nicht – da sind die Tiere im Gras besser!
Erich von Dänicken hielt die parallelen Furchen, die genau in Ost-West-Richtung verlaufen (was für ein Glück, dass der Fels in dieser Richtung liegt!) für Raketenabschussrampen, ich würde ebenso ohne wissenschaftlichen Beleg Kanäle zum Abfließen des Blutes der Opfer vermuten… Vielleicht waren sie auch nur eine Art Rutschbahn für Kinder…
Ausgegraben, vermessen und die Bedeutung erkannt, hat das ganze übrigens ein deutscher Archäologe aus Bonn mit seinem Team.
Außerdem kann man in Samaipata auf einer Parkbank* übernachten, in der Nähe Kondore beobachten und den Nationalpark Amboro besuchen. Und der hat es in sich – dorthin geht es morgen.
*Kommt im Sommer
INFO
El Fuerte und Wasserfälle Cuevas: Keine Tour notwendig (außer man will viel über El Fuerte wissen), Anfahrt mit dem Taxi, im Fahrpreis ist eine Wartezeit vor Ort von zwei Stunden und die Rückfahrt inbegriffen. Leichte Spazierwege
Cuevas lohnt für länger als zwei Stunden, mit dem Taxifahrer den Tarif aushandeln, Badezeug und Sonnenschutz nicht vergessen (Essen mitnehmen ist leider verboten, Wasser ist okay)
Alle Infos hier (PDF, April 2016)
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