Es regnet, die Wolken hängen tief. Aber heute, Donnerstag, ist doch Markt in El Alto!
El Alto ist quasi die Oberstadt von La Paz, 4100m hoch in der riesigen Hochebene Altiplano gelegen. Der Flughafen dort ist der höchstgelegene der Welt. In der dünnen Luft hoch oben leben die, die sich La Paz nicht leisten können: Die Indigenen. Wer Geld hat, zieht so tief hinunter wie möglich, in die „dicke“ Luft.
Ich persönlich finde, dass El Alto gegenüber La Paz einen großen Vorteil hat: Es ist eben, außerdem ist die Luft unten zwar Sauerstoff- aber auch Abgasreicher!
Wir aber gehen erst mal steil bergab ins Alexander, unserem Stammcafé. Dort gibt es leckere heiße Schokolade, ein Schokoriegel, der in heißer Milch schmilzt. Und Internet, mit dem sich sogar mein altes Notebook verbindet. Dann geht es wieder steil hinauf zu unserer Unterkunft. Von dort ist nicht weit bis zur Station der gelben Linie der Teleférico.
In ein paar Jahren wird La Paz/El ALto das weltweit größte urbane Seilbahnnetz der Welt haben, erbaut von einem österreichischen Unternehmen. Seit 2014 verbinden drei Linien die beiden Städte, die von steilen Felswänden getrennt werden. Es gibt nur wenige Straßen, die hinauf führen, und die sind oft verstopft, es dauert bis zu einer Stunde mit dem Auto. Die gelbe Linie verkürzt die Fahrzeit auf 17 Minuten, zumindest, wenn man ganz unten anfängt.
Wir steigen im unteren Drittel zu, schweben über Baustellen, Wäscheleinen, Ziegelbauten und einer endlosen Treppe nach oben. Wir folgen rechts der Panoramica bis wir zu den ersten Groß-Marktständen kommen.
Himmel, wer kauft diese Unmengen an Kartoffeln?
Andrerseits sitzen manche Frauen vor einer Handvoll Zwiebeln, die sie verkaufen möchten.
Wir lassen uns treiben, sind erstaunt über die unglaubliche Vielfalt und Qualität des Angebotes: Äpfel, Weintrauben, Melonen, Ananas, Feigen, Birnen, Pfirsiche, Kürbisse, Kräuter, Salat, rote Zwiebeln, Stangensellerie, Knoblauch, Bananen, weißer Mais, Bohnen, Paprika, Zucchini, Auberginen, Chili, Tomaten, Möhren…
Auch gar manches, das wir nicht kennen: Papalisa zum Beispiel oder Pacay. Und etwas Weißes, das aussieht wie Marshmallows und Tongo oder so heißt. Was es ist, weiß ich nicht.
Wir suchen eigentlich immer noch den berühmten Markt von El Alto, auf dem es alles geben soll, ob Fahrrad oder Kleidung. Aber irgendwie werden wir die Gemüseverkäuferinnen nicht los. Immerhin finden wir den echten Hexenmarkt: Stände mit Lamaföten, die in die vier Ecken von neuen Häusern eingemauert werden, Weihrauch, Opfergaben und Kerzen. Und säckeweise Kokablätter.
No Foto.
Ich werde sehr streng angesehen.
Die Männer lassen sich gerne fotografieren, sie fordern uns sogar dazu auf. Die Frauen schütteln böse dreinblickend den Kopf, drehen sich weg. Nur wenige lassen Fotos zu. Dabei sind alle sehr freundlich, beantworten meine Fragen, lachen mit mir – solange ich die Kamera unten lasse.
Kinder zu fotografieren, da traue ich mich gar nicht erst fragen! Die ganz Kleinen werden am Rücken getragen, im bunten Tuch, doch nur eine Mütze sieht heraus, wenn überhaupt. Sie werden übrigens durchaus in der Öffentlichkeit gestillt, nur muss frau schon sehr genau hinsehen, um das überhaupt zu merken. Ich hab‘ auch noch keines weinen gehört. Die älteren sitzen neben den Frauen zwischen dem Gemüse. Oder spielen neben der Kassa im Schuhgeschäft. Es sind wunderschöne Kinder, mit großen dunklen Augen und roten Bäckchen.
Dafür erwische ich den echten Leoparden sehr gut:
Ich esse eine sehr heiße und scharfe Nudelsuppe, die eine Frau am Straßenrand verkauft. Alle Umstehenden lächeln wohlwollend. Der Suppe fehlt Salz, sonst ist sie gut und sättigend, schließlich ist sie so dick, dass der Löffel drin stehen bleibt.
Tomy lässt diesen Kelch an sich vorübergehen.
Mittlerweile haben wir die Orientierung gründlich verloren. Selbst Tomy mit seinem verschluckten Kompass weiß nicht, ob geradeaus oder doch rechts? Wir glauben, das eine oder andere von unserer Taxifahrt vom Flughafen wiederzuerkennen, aber wir finden weder die berühmte Feria, noch den Gemüsemarkt noch die Teleférico-Station. Just als es wieder zu schütten beginnt, steht ein Taxi vor uns, von dem lassen wir uns zur Station bringen – so falsch waren wir gar nicht!
DEN Markt haben wir zwar nicht gefunden, der große findet wohl doch nur sonntags statt, aber der Gemüsemarkt war sehenswert!
Wer mehr über den Sonntags-Markt in El Alto lesen und sehen will schaut am besten bei flocutus vorbei.
INFO
Angeblich ist donnerstags und sonntags großer Markt in El Alto. Wir waren Donnerstag und fanden nur Gemüse!
Besser früh gehen, um 9 solltet ihr oben sein, denn mittags machen viele zu.
Anfahrt über die gelbe Linie (wir sind in Sopocachi eingestiegen) und oben nach rechts. Nach ca. 15 bis 20 min kommt der Kartoffelmarkt, der in den Gemüsemarkt übergeht.
Wie wir den Hexenmarkt fanden, weiß ich nicht mehr.
Dennoch: Eine Tour (Teleferico und Markt), wie sie oft angeboten wird, braucht ihr dafür nicht! Nur einen Stadtplan und oder Google-App
Mehr Info unter Downloads & Links
[ready_google_map id=’10’]