Mangue Secco - Dünentour
Mangue Secco - Dünentour

Mangue Seco – auf Sand gebaut

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Mangue Seco, ein Ort am Ende der Welt. Okay, am Ende Bahias. Am nördlichen. Einer, den Touristen am Leben halten und der doch so gar nicht touristisch ist.

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Es gibt Hotels, Restaurants, Internet und WiFi, zahlen kann man mit Visa, auch am Strand, und der Fernseher in der Hotelbar läuft ununterbrochen.

Mangue Seco-0407

Und es gibt Sand. Viel Sand.

Vor der Kirche in Mangue Seco

Kirchenplatz

Mangue Seco wurde bekannt durch die Verfilmung von Jorge Amados „Tieta do Agreste“: Tieta, einst vom Vater verstoßen, kehrt vermeintlich reich in ihr Heimatdorf zurück. In Wahrheit gehört ihr das beste Bordell in Sao Paulo, was für den Verlauf der Geschichte nicht nebensächlich ist. Seit dem Film kommen die Touristen und verhelfen den Einwohnern zu bunt gestrichenen, gepflegten Häuschen, einem offensichtlich recht gutem Einkommen und ein wenig Glamour:

Pousada Fantasia do Agreste, Mangue Seco

Glamour in Mangue Secco

Häuser in Mangue Seco, Bahia

Bunte Häuschen

Mangue Seco liegt am Ende einer Landzunge, an drei Seiten von Meer umgeben. Und an einer davon auch noch mit Wanderdünen. Die verschlingen zwar einerseits das Weideland, andrerseits sind sie der Reichtum des Ortes, denn die tropische Dünenlandschaft ist eine seltene From der Küste.

Außerdem: Hierhin kommt man nicht mit dem Auto oder dem Bus, nein man muss sich per Boot übersetzen lassen. Oder man fährt über eine Lehmpiste um dann im Nirgendwo das Auto stehen zu lassen und sich mit dem Buggy weiter fahren zu lassen.

Wir haben unsere Wegbeschreibung im Schiff vergessen und so finden wir den Weg zum Bootsanleger nicht. Wir fahren dreimal die Straße auf und ab, wohl nicht weit genug, dann nehmen wir den Abzweig „Mangue Seco passeio via Buggy“.

Nach fünfzehn Kilometern Lehmpiste ist Tomy nicht amüsiert, als ein Schild auftaucht, welches uns weitere 15 Km ankündigt. Dabei ist die Gegend schön: Große Farmen mit einigem Bestand an Vieh oder Kokospalmen säumen es, kleine Gewässer beleben es und rechts verschlingen die Dünen die Palmen. Ein Äffchen sitzt auf der Straße, die so breit ist, wie eine Schnellstraße.
Nur holpriger.

Wir haben keine Ahnung, wo sie hinführt, nur eine Hoffnung…

Auf einem sandigen Platz endet sie. Rechts steht ein Haus, mitten auf dem Platz parken drei Autos. Gegenüber, hinter dem Fußballfeld großem Terrain stehen auch ein paar Häuser. Dazwischen deutet eine Sandpiste ein Weiterkommen an.
Nur nicht mit unserem Auto.

Vor dem Haus rechts steht eine junge Frau, ich frage sie nach dem Weg. Sie erklärt mir, dass es von hier aus nur mit „Bugi“ – genauso ausgesprochen – weitergeht und bietet an, einen zu rufen. Ein paar Minuten später ist Adriano mit seinem roten Bugi zur Stelle. Für 120 Reals, immerhin 30 Euro, will er uns nach Mangue Seco fahren.

Unser Auto im Nirgenswo

Unser Auto im Nirgenswo

Auf ins Abenteuer!

Er verlädt unsere Rucksäcke auf dem Vordersitz und bedeutet uns hinten auf der Haube Platz zu nehmen und uns gut am Überrollbügel festzuhalten. Und dann geht es los.

Ein sandiges Dorf, komplett mit Hund, Hühnern und bunter Wäsche, lassen wir schnell hinter uns. Jetzt geht es wieder durch eine von Dünen begrenzte Weidelandschaft. Ein schlafender Hund auf der Piste wird langsam umfahren, Kühe, Pferde und Ziegen lassen uns mehr oder weniger zögerlich vorbei. Weiße Knochen liegen neben einen Gebüsch. Ein Pferd? Eine Kuh?
Über uns schweben die Geier.

Gelegentlich kommt uns ein Buggy entgegen. Tomy rätselt, wo die die VW-Boxermotoren herbekommen. Gebaut werden sie nicht mehr.

Des Rätsels Lösung?

Des Rätsels Lösung?

Und er zweifelt, ob wir je unser geliehenes Auto wiederfinden.

Nach vielleicht zwanzig Minuten kommen wir wieder nach Mangue Secco, doch die Fahrspur ist von der Flut überspült, wir müssen zu Fuß weiter durch den Sand. Adriano zeigt uns den Weg und legt uns gleich eine Bugi-Tour für den nächsten Tag ans Herz. Doch wir sind erst mal nur froh, da zu sein:

Unter einem Flammenbaum liegen ein paar ältere Damen in der Hängematte und halten ihr Spätnachmittags-Schwätzchen. Bunte Wäsche trocknet in der Sonne, Kühe liegen träge unter einem anderen Baum. Ein paar Pferde stoben über den Dorfplatz. Stolze Hähne scharen ihre Hühner um sich und ein Äffchen klettert flink über dem Eingang der Pousada.

Über den Ort liegt eine ansteckende Trägheit.

Und drunter Sand. Ich kann es nicht oft genug erwähnen.

Wenn ich Sand nicht so hasste, würde ich hier meine Memoiren schreiben.

Der junge Mann an der Rezeption findet nach einigem Suchen unsere Buchung. Ich hatte per Booking.com reserviert, doch weder meine noch Tomys Kreditkarte wurde angenommen. Auch jetzt klappte die Bezahlung nur unter dem Schatten spendenden Baum am Dorfplatz vor der Tür.

Bezahlen per Kreditkarte geht nur unter dem Baum vor der Türe

Bezahlen per Kreditkarte geht nur unter dem Baum vor der Türe

Kurze Zeit später suchen wir ein Restaurant, werden direkt gegenüber fündig. Es ist nur eine bessere Strandbar. Kulinarische Hochgenüsse werden wir wohl hier kaum erleben.* Verhungern werden wir auch nicht. Höchstens vor Langeweile sterben.

Aber das werden meine Kamera, Lightroom, der Kindle und der Tolino schon verhindern!

Am nächsten Tag holt Adriano uns zur Bugi-Tour. Erst zieht er sein Rennleiberl an, ein langärmliges T-Shirt mit schnittigem Aufdruck, das darauf hinweist, dass er im Dienst ist. Er grüßt jeden, hat er doch früher in Mangue Seco gearbeitet. Fünfzehn Jahre lang ging er täglich eine gute Stunde von Coqueiro zu Fuß zur Arbeit. Als Bugi-Besitzer verdient er sein Geld sicher einfacher und mit mehr Spaß!

Er gibt Acht auf uns: Ob ich mich genügend eingecremt hätte? Hab ich – trotzdem sehen meine Hände heute aus, wie ein gekochter Hummer. Adriano hilft der alten Dame – mir – in und aus dem Buggy, achtet darauf die Sitzfläche aus der Sonne zu klappen und macht typische Touristenfotos von uns.

Wir müssen die Palmen stemmen

Wir müssen die Palmen stemmen

Die Tour geht durch die Dünen, am Strand entlang, nach Coqueiro, an unserem Auto vorbei, durch Weideland zu den Barracas am Strand: Palmgedeckte Unterstände mit Hängematten darunter laden dazu ein, nichts zu tun.

Nun denn, wenn es sein muss!

*Das erwies sich als Irrtum: Im örtlichen Hostel aß ich den kreativsten und besten Salat Bahias, der konnte doch glatt mit den Kreationen in Südafrika mithalten! Die Pizza dort ist auch ordentlich!

INFO

Anfahrt von Salvador mit dem Auto auf der B099 und B 100 bis Pontal, Abzweig hinter Indiaroba, dann per Boot übersetzen
Anfahrt über die B099 bis  Abzweig Costa Azul, hinter km 172, dann 32 km Lehmpiste, ab Coqueiro per Buggy weiter.
Mit dem Bus bis Estancia, mit dem Taxi bis Pontal und dann mit dem Boot.
Mehr auf der Website des Hostels.
SEGLER: Mit einem Katamaran und genügend Abenteuerlust kannst du vermutlich auch in den Rio Real, der die Landzunge vom Land trennt, segeln. Keine Vermessung. Also wir haben welche gesehen, die es getan haben.

Viele Pousadas, auch das Hostel, holen in Salvador am Flughafen ab. Websites auf Englisch

Übernachten:
Pousada Fantasia do Agreste ist nett und direkt im Ort, gutes Frühstück
Pousada do Forte liegt hintern dem Ort, der in 5 Minuten zu Fuß über die Dünen erreichbar ist. Sie liegt direkt an einer kleinen Bucht. Diese Lage würde ich bevorzugen. Sie holen auch am Flughafen ab. http://www.pousadaoforte.com

Essen:
Restaurant Na Cajazeira im Hostel auf dem Weg zur Kirche, fast neben der Pousada Fantasia do Agreste

Atlantikstrand:
Man kann sich mit dem Buggy hinfahren lassen.
Oder man geht ca 25 Minuten zu Fuß: Links hinter der Kirche hinauf in die Dünen, Richtung Leuchtturm, dann den breiten Sandweg zwischen den Zäunen hinunter in die Bucht (~7 min), am Strand entlang nach rechts bis zur Pousada do Forte (~1 min). Von da der Sand/Lehmpiste folgen (~15min)

Moskitospray für abends mitbringen!

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