Wir liegen im Rampenlicht. Sind irgendwo im Fernsehen. Als romantische Untermalung für eine TV-Show. Welche, das bekommen wir nicht heraus, obwohl wir zwei Tage lang beobachten, wie am Dach des Terminal Nautico ein Zelt, Scheinwerfer und jede Menge Technik aufgebaut werden. In der Marina stehen riesige Übertragungswagen. Montagabend sind nicht nur unser Schiff, nein, auch der Elevador Lacerda, der Mercado Modelo und das Marinegebäude bunt angestrahlt. Wir befürchten Schlimmes, kennen wir doch die Vorliebe der Brasilianer für laute Musik bis in die frühen Morgenstunden…
Doch nein, wir bekommen fast nichts mit. Nur ein paar Lieder, gesungen mit der Stimme Daniela Mercurys. Durchs Fernglas gegen Scheinwerferlicht beobachtet – sie könnte es sein. Als sie auch noch einen ihrer größten Hits „ O Amor de Julieta e Romeo“ singt, sind wir sicher – sie ist es.
Und was nutzt uns das? Nichts!
Im Rampenlicht standen am Morgen auch die festlich gekleideten Mães dos Santos, die Candomble Priesterinnen, die offensichtlich zu einer Zeremonie hinaus aufs Meer fuhren – natürlich nicht nur mit Trommeln zur Kommunikation mit der geistigen Welt ausgerüstet: Das Selfie für Facebook und die materielle Welt darf nicht fehlen…
Mittags sind wir bei unseren Freunden Mollie und Nelson zum Essen eingeladen und verbinden die Fahrt nach Rio Vermelho mit einem kurzen Bummel durch Shopping Barra: Dort ist Weihnachten ausgebrochen! Die rot-weiß gekleidete schwarze Weihnachtselfe lächelt bezaubernd ins Blitzlicht der Kamera – es muss ja auch todlangweilig sein, den ganzen Tag nur rumzustehen!
Licht ins Dunkel von Tomys und Dorotheas Gebiss bringt am Nachmittag Mollies Zahnarzt: Die beiden hatten sich in Itaparica innerhalb von fünf Minuten an einem zarten Filet Mignon ein Provisorium und eine Goldkrone ausgebissen. Dorotheas Provisorium bereitet keine Probleme, aber Tomy hatte eine dicke Backe: Die Krone hatte den Zahn mit in den Abgrund gerissen! Nun ja, jetzt ist alles erst mal vorläufig repariert, in ein paar Wochen sind wir ja wieder zu Hause!
Um in den Iate Clube zu kommen, braucht man zwar kein Schiff, nur ein dickes Konto oder eine Einladung. Zu der verhalf uns eine weitere gute Freundin hier. Man kann dort wohl auch als Ausländer mit dem Schiff an einer Boje hängen, ich weiß aber keine Preise oder Konditionen. Jedenfalls liegt der Yachtclub sehr schön neben dem Britischen Friedhof, auf dem zwei Seeleute der Beagle begraben liegen. Ja, Darwin war auch in Salvador – bevor er Licht ins Dunkel der Entstehung der Arten brachte.
Dunkel ist es hier ja schon um sechs Uhr, kurze Zeit später sind wir für den „Segen am Dienstag“, dem Terça do Benção, im historischen Viertel Pelourinho. Gerade rechtzeitig für eben diesen Segen in der goldenen Kirche São Francisco: Der Pfarrer und sein Gehilfe bespritzen mit spitzbübischer Freude die Gläubigen. Genüsslich und herzlich lachend taucht er die „Schöpfkelle“ tief in den silbernen Eimer mit dem Weihwasser… Wir bekommen auch unseren Teil der Dusche ab, auch wenn ich zweifle, dass dies zu unserer Erleuchtung beiträgt. Noch dazu wo meine Brille jetzt klitschnass ist!
Danach ziehen wir fröhlich mit den Trommelgruppen durchs Pelourinho! Im grünen Licht der medizinischen Fakultät…