Segeln mit Yemanja

Marau

Der Weg nach Tremembé ist Tomy dann doch zu riskant. Nicht wegen der Felsen im Wasser, Wegpunkte darum herum gibt es, sondern weil es sich nicht auszahlt: Tomy findet jeden Wasserfall, der kleiner ist als Iguaçu, doof. Jens ist auch nicht überzeugt. Das ist ein wenig schade, denn Iguaçu ist nicht zu toppen und ich würde gerne mal in einem Wasserfall baden. Also in einem kleinen. Tremembé wird es jedoch nicht sein, denn Wassertaxis dahin gibt es von Maraú aus nicht.

Dabei ist erstaunlich viel Infrastruktur hier: kleine Supermärkte, Obstläden, einen Baumarkt, einen für Futtermittel und Landwirtschaft, Geschäfte mit Bekleidung und Spielzeug, Möbel, eine Bank, eine Lotterieannahmestelle, eine große Schule, drei, vier Kirchen, ein Taxi, ein paar Bars. Beeindruckend ist die große bemalte Treppe, die hinauf zur Kirche führt und wohl den Weg des Wassers vom Wasserfall bis zu den Walen darstellt.

Große bemalte Treppe von Marau

Ich laufe durch den Ort, ich grüße, die Menschen lächeln freundlich zurück, sind hilfsbereit, ja sie scheinen sich über Besuch und Interesse zu freuen. Noch dazu wo diese Fremden portugiesisch sprechen. Das verbindet. Und doch baue ich gleichzeitig einen Zaun um mich oder auch um sie: Indem ich fotografiere, ziehe ich Gitterstäbe hoch. Ich will Geschichten einfangen, wie die von dem verlassenen Haus, den auslüftenden Stofftieren, dem schief geparkten Schulbus. Ich will schöne Bilder, Bilder, die durch Weglassen wirken, die vielleicht auch etwas lügen, den Ort hübscher machen, als er ist. Oder auch ärmer. Oh ja, mit Bildern lässt sich vortrefflich lügen, auch ganz ohne Photoshop. Manchmal genügt ein Schritt zur Seite, manchmal ein In-die-Hocke gehen, und der Müll oder die Ruine verschwindet.

Bus, Sofftiere, altes Haus, die Kirche von oben, das Kircherl

Dass ich die Kamera um den Hals hängen habe, macht mich nicht angreifbar, ausraubbar oder verletzlich. Ihr Gebrauch ist es. Vielleicht liegt es ja in mir: Wie würde ich mich fühlen, wenn ein Fremder meine Haustür, meinen Garten, die Straße, in der ich lebe fotografiere? Also mein tägliches Leben, nicht irgendeine Sehenswürdigkeit?

Ich kaufe wieder zu viele Früchte, zu viel Gemüse und bereite in meinem Kopf die Speisekarte aus: Indisches Gemüse, Gemüseeintopf mit Streusel überbacken, Ananansrisotto, Eier mit Speck, Salamicrackers, Kartoffelgulasch, Feijão, Krautsalat, Humus, Letscho? Nein, das eine schließt das andere nicht aus…

Am späten Nachmittag fahren wir nochmals rüber zu Jens und Blanca um uns zu verabschieden. Wir holen dazu erst Patrick und Leentje ab, denn deren Außenborder fürs Dinghi streikt.

Unserer jetzt auch.

Angeblich vertragen die europäischen Motoren das brasilianische Benzingemisch nicht: Es wird (heimlich) zu viel Ethanol zugesetzt. Nun heißt es auch für Tomy rudern…

2 OMP (two old man power) says Patrick

Da lachte er noch…

INFO: Genauere Info zu Ankerplätzen etc. folgt demnächst. Zum Blog der Outer Rim über Camamu geht es hier.

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