Nega – Haut und Knochen Teil II

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Nega, so heißt die Hündin auf Itaparica, die vor einigen Monaten unser Mitleid erregte, weil sie säugte und nur mehr aus Haut und Knochen bestand. Ja, sie hat einen Namen! Sie hat einen Gefährten namens Viero, der genauso sanft wie sie seine Streicheleinheiten einfordert. Wie vor vier Monaten schmiegt sie beharrlich ihren Kopf in meine Hände, hebt ihre Pfote zum „High Five“ Gruß, um sie dann in meinem Schoß abzulegen, damit ich ja nicht vergesse, sie zu streicheln, zu kraulen, zu liebkosen. Von der Tango of Sweden, die auch wieder hier ist, erfahre ich ihren Namen und dass sie und die anderen Straßenhunde gefüttert werden. Ihr Fell sieht gut aus, alle ihre Wunden sind verheilt. Ich freu mich!

Nega 3

Nega mit ihrem liebevollen Wesen und sanften Augen ist so eine Bereicherung für diese Welt!

Ich habe in der Marina in Ribeira nicht nach der anderen säugenden Hündin gefragt, zu groß war meine Angst vor der Antwort. Wohin sind ihre Jungen verschwunden? Wohin sie selbst? Ich will es gar nicht wissen…

So verließen wir Ribeira vor gut 10 Tagen, fuhren nach Aratu, um Leentje und Patrick zu treffen. Drei Tage können Mitglieder eines anderen Segellclubs dort frei an einer Boje liegen. Ich musste einiges an Überzeugungsarbeit leisten – wohlgemerkt auf Portugiesisch – bis die Dame an der Rezeption bereit war, die Mitgliedschaft im TransOcean anzuerkennen! Aber es klappte!

Nach dieser schweren Arbeit zogen wir das Großsegel hoch und legten ab nach Itaparica. Was dann folgte, war Segeln vom Feinsten. Mit katastrophalem Trimm – den untersten Mastrutscher konnten wir auf Grund der Windstärke immer noch nicht einfädeln – rauschten wir mit bis zu sieben Knoten dahin. Der Wind kam von hinten oder von der Seite, 15 Knoten, keine Welle, Sonne. Und Tomy steuerte zufrieden, ich kann dem einfach nichts abgewinnen. Mir tut nach zehn Minuten hinterm Steuer alles weh, von den Füßen bis zum Rücken.

Jetzt im September ist in Itaparica wochentags einfach gar nichts los. Die Sommersaison hat noch nicht begonnen, der Ausklang derselben mit all den ausländischen Seglern ist vorüber. Wir sind fast alleine da: Die Brasilianer bereiten sich auf die Saison vor, Lady Free wartet in Aratu auf die Capitana. Silmaril kommt einen Tag später, weil sie noch auf ein Ersatzteil wartet, Tango of Sweden trudelt im Laufe des Tages ein. Sie hatten Freunde vom Flughafen abgeholt. Jochen, unser alter Segelfreund, ist in Santo Andre, seine Frau in Deutschland.

Abends treffen wir Leentje und Patrick im Aguas da Marina auf einen Caipirinha und ein Bier. Und wir treffen Nega und Viero, freuen uns vor allem, dass es Nega so gut geht. Als wir uns von den Hunden verabschieden, wirft sie sich auf den Rücken, damit ich ihr den Bauch kraule.

Hoppla, was ist das? Da ist eine lange, vernähte Wunde, ein Faden zwischen ihren Zitzen: Nega ist kastriert!

Meine Neugierde ist geweckt: Wer kastriert einen Straßenhund? Wer versorgte Negas Wunden?

Nega hüpft freudig um einen stämmigen Brasilianer mit Goldkette, Typ Zuhälter (sagen meine Vorurteile, um die Nega sich nicht schert). Er bringt ihr Kunststücke bei, wirft ihr Leckerbissen zu. Er beantwortet meine Fragen:

Fatima!

Nein, nicht die Marienerscheinung in Portugal, die Veterinärin. Zufällig steht sie vor ihrem Haus, als wir am nächsten Abend daran vorbeigehen. Ich frage sie, wer denn bezahle, wenn sie sich um Straßenhunde kümmert? Denn eines ist mir schon klar: Auch sie muss essen…

Was ich verstehe ist: „Die Hunde haben alle jemanden, der sich um sie kümmert. Tagsüber leben sie auf der Straße, abends sind sie in den Häusern.“

Auffallend ist, dass sich abends wirklich viel weniger Hunde auf der Straße rumtreiben, drei oder vier aber doch. Mein Herz und meine Hand strecken sich einem kleinen süßen, aber ängstlichen Hund entgegen. Er zieht sofort den Schwanz ein und läuft weg, es dauert eine Weile, dann lässt er sich doch von Leentje streicheln. Negas Augen schenken Liebe, seine flehen danach.

Ich kann nicht alle Straßenhunde retten!

Nun gut, die Hunde haben jemand, der sich um sie kümmert, jemand wird wird sich auch seiner erbarmen. Nur haben diese Jemands noch lange nicht immer das Geld für eine Kastration. Fatima sagt, sie passt ihre Preise den Verhältnissen der Kümmerer und Besitzer an: Wer mehr hat, zahlt mehr. Manche spenden auch…

Danke!

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