Wann wird aus einem Traum, aus einer Idee etwas Konkretes? Wann und wie kommt die Idee in die Welt?
Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wann Tomy zum ersten Mal davon träumte, die Welt zu umsegeln, ich weiß auch nicht, wann er sie mir gegenüber das erste Mal äußerte. Doch ich kann mich erinnern, dass er mit leuchtenden Augen am Steg im Centro Nautico stand als im Jahre 2001 die Minitransat dort ankam. Da würde er gerne mitmachen…
Nun ist das Centro Nautico nicht in Rio Vermelho, auch war ihm wohl schnell klar, dass die Minitransat für ihn nicht das Richtige wäre. Und doch hat unsere Reise irgendwie in Rio Vermelho begonnen, im Hotel Transamerica, das heute ein Golden Tulip ist, hoch oben über dem Casa de Iemanja.
Aber damals kannte ich die Königin des Meeres noch nicht.
Rio Vermelho, Roter Fluss, heißt eines der schönsten Viertel Salvadors. Viele alte Häuser stehen dort, umgeben von alten Bäumen auf denen kleine Affen und die Bem-te-vies wohnen. Still ist es dort des Nachts, dabei liegt es mitten in der Stadt. Abends, vor Allem am Wochenende trifft sich Jung und Alt auf dem Platz, an dem Dinha das angeblich beste Acaraje der Stadt verkauft. Rundherum locken viele Bars mit Life-Musik. Im Cheiro de Pizza gibt es die beste Pizza der Stadt und im Fogo do Chao das beste Churrasco. Kleine Geschäfte, Boutiquen, alte koloniale Häuser, kleine Museen, Galerien, und Graffiti beleben das Viertel tagsüber.
Der Strand ist eher klein und unscheinbar, und doch Schauplatz für eines der schönsten Feste Salvadors: Iemanjas Fest am 2. Februar.
Zu Iemanja wollen wir, ihr Dank sagen, und ein paar Fotos von den Graffitis machen, als wir an einem unser letzten Tage hier, durch die Gassen und Straßen bummeln und uns dabei erinnern:
Wie die Zwillinge und ich oben auf der Terrasse des Hotel in der kurzen Dämmerung nach getanenen Hausaufgaben hinter der Balustrade standen und hinab auf die Straße blickten, sehnsüchtig auf Tomy wartend. Wenige Wochen waren wir erst hier, hatten Mühe, uns zurecht zu finden. Hunger hatten wir, müde waren wir, all das Neue zu verarbeiten strengte an. Wir hatten Sehnsucht nach den Freunden, nach der ältesten Tochter, der großen Schwester, und doch hatte uns Brasilien schon längst verzaubert.
Eineinhalb Jahre lebten wir Anfang des neuen Jahrtausends etwas außerhalb von Salvador, legten damit den finanziellen Grundstein für unsere Reise. Und wir gewöhnten uns an ein Leben fern von zu Hause, voller Herausforderung und Sehnsucht…
Ja, in Rio Vermelho begann Yemanja zu locken…