Segeln mit Yemanja

Auf Salvadors Straßen

Es ist zum Heulen!

Und wieder locken die Graffitis (und die Stoffgeschäfte), diesmal allerdings in eine ziemlich belebte Straße, die Carlos Gomez. Sie führt vom Pelourinho (Rua de Chile) bis kurz vor den Campo Grande. Mit dem Bus sind wir hier schon oft gefahren, doch die Gassen, Läden und Wandmalereien mussten zu Fuß erkundet werden.

Die Carlos Gomez ist eine stark befahrene Straße, ein Bus kommt nach dem anderen, dazwischen Autos und Motorräder. Menschenmassen warten auf diese Busse, Ramschläden flankieren sie. Links runter geht es zum Museu de Arte Sacra, dessen schöner, mit alten Mangobäumen bestandener Hof über der Bucht eine der beliebtesten Hochzeitslocations ist. Leider hat es zu, doch die Stoffläden haben offen…

Die Carlos Gomez ist voll mit Handarbeits-, Stoff-, Bastel- und Nähmaschinenläden! Ein Paradies für mich! Möchte ich doch während meines Heimurlaubes viele Quilts nähen!

Menschen wohnen hinter Absperrgittern, ältere Damen sitzen vor einem Garnladen und häkeln, tauschen sich über die neuesten Muster und Werke aus. Immer wieder werden Snacks und Süßigkeiten angeboten, Aqua darf nie fehlen. Ein kleiner Platz ist voller Obst- und Gemüseständen. Auch die Telefonzentrale ist eindrucksvoll.

Telefonzentrale

Und überall dazwischen ist Graffiti. Graffiti, Typ Wandbild, wird in Salvador weitgehend akzeptiert und ist niemals illegal in Salvador, im Gegensatz zum Tagging. Geschäfte und Bars lassen ihre Wände schon lange mit Wandmalereien verzieren. Vielleicht kommt die Affinität dazu auch aus der portugiesischen Tradition, Wände mit Azujelos zu verzieren. Daraus entstanden die Mosaike und dann eben Graffiti – letzteres ist meine Theorie!

Mir gefallen die Arbeiten von Eder Muniz besonders gut. Als Künstler ist er mittlerweile international bekannt, bis in die USA und auch Europa. Seine Spezialität sind Tier-Mensch-Natur-Metamorphosen. Die traurige Frau ist auch überall in Salvador zu sehen, Limpotu, ihr „Vater“ kommt aus Salvador und lebt in Malmö. Tomy fasziniert wiederum die Olodum-Trommel in einem Wandbild, er fotografiert sie wieder und wieder, doch ich glaube ihm nicht ganz…

Olodum Trommel

Kurz vor dem Campo Grande beherbergen drei Forts die Militärpolizei und andere militärische Einrichtungen. Wunderschöne alte Häuser, verkommen, wie fast alle hier, machen traurig – Was könnte diese Stadt doch schön sein! Südamerikas Perle, Rio könnt‘ einpacken – doch darum geht es heute nicht.

Alte Vila

Hier, hinter einer dieser alten Villen, deren Eingang von Hundertwasser inspiriert wurde, verstecken sich zwei alte Säufer…

Den Park am Campo Grande umgibt ein floral inspirierter Zaun, er ist schön gepflegt, mit größenwahnsinniger Unabhängigkeitssäule in der Mitte, an deren Spitze ein Cabloco, ein Indio, die Schlange Portugal aufspießt.

Hm, ich glaub, da hat einer was verdreht…

Zurück gehen wir die Sete de Setembro an ihrem weniger repräsentativen Teil – der geht vom Campo Grande nach Barra – also zurück zum Peourinho. Obwohl die Gebäude um den Platz, an dem die Portugiesische Bibliothek steht, eines der schönsten Häuser der Stadt, ausnahmsweise renoviert, schon recht eindrucksvoll sind.

Leitura Portuguesa

Die Uhr Relogio do Sao Pedro wird renoviert, also etwas geschieht ja doch. Der Straßenabschnitt, der jetzt folgt ist nichts für Menschen mit Berührungsangst. Es ist eng, auf wenigen Quadratmetern versuchen die Menschen lautstark alles zu verkaufen, was das menschliche Herz begehren könnte, rechts aus den parkenden Autos heraus und den davor stehenden Tischen, links aus den Geschäften und Bauchläden: Acaraje, Uhren, Bademoden, Unterwäsche, Kinderkleidung, Handyzubehör, Plastikdosen, Bettüberwürfe, Bier, Wasser, Spielzeug, Snacks…

Von oben tropft es aus den Klimanalagen.

Welch eine Oase ist da das Benediktiner-Kloster! Ihr eher karges inneres ist ein wohltuender Kontrast zu dem Trubel auf der Straße. Große, alte Bäume mit hängenden Bärten und riesigen Bromelien oder Agaven im Gipfel sorgen davor für kühlen Schatten und frischer Luft.

Wir brauchen ein kühles Bier zum Abschluss, am besten vorm Mercado Modelo, wo die Kellnerinnen mit allen Mitteln – winken mit der Hand oder Karte, die Konkurrenz anfauchend, die Kunden anlächelnd – potenzielle Kunden abfangen.

In Erwartung

Wir entscheiden uns rein zufällig für die Bar mit den besonders entspannenden Snack um 8 Real:

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