Segeln mit Yemanja

Salinas da Margarida

„Steffi, komm schnell, wir müssen hier weg, der Anker schliert, wir hängen schon an der Robusta!“

Uups, das ging jetzt aber schnell! Zwar sind wir die vergangenen drei Tage langsam näher gerückt, doch waren wir beim Aufstehen morgens noch weit genug weg, bis zu unserer geplanten Abfahrt hätte es reichen müssen.

War aber nicht so.

Also schnell Anker rauf und zum Frühstücken, Wassertanken und Einkaufen an den Steg gelegt. Irgendjemand hatte mir gesagt, das kostet ein paar Reals, doch nach dem langem und übervollen Wochenende war das Büro geschlossen.

Mir soll’s recht sein.

Unglaublich wie voll die Marina in Itaparica, wie voll das Ankerfeld am Osterwochenende war! Da lagen kleine und große Motoryachten, voll mit Familie und Gästen, Musik und Cocktails, aber auch jede Menge Segelschiffe. War mir gar nicht bewusst, dass es so viele Segler hier gibt! Und jetzt ist alles leer! Wie ausgestorben! Die Fischer ziehen wieder neben uns die Netze ein!

Fischer vor Itaparica

Ostern trafen wir wieder auf Tom, Thomas und Anja, nachdem wir in den Tagen zuvor meiner Freundin Anuschka und ihrem Sohn Niklas ein wenig Salvador und Umgebung gezeigt hatten. Informativ und witzig wurde es mit Jochen und Hanna, jenem Segler, den wir aus Katwoude kennen: Jochen weiß auf alles eine flotte Antwort! Und weil er doch eine Weile hier gesegelt ist, bevor er sein Schiff verkaufte und sich auf Itaparica niederließ, weiß er auch ein wenig Bescheid, genug, um uns zu erzählen, was er alles nicht gefunden hat…

Die Robusta hat ein Problem mit dem Motor, so können wir nicht wie geplant gemeinsam die Bucht erkunden. Thomas wartet auf ein Ersatzteil und Tom wird ihn nach Salvador begleiten, schließlich hat die Robusta keinen Motor und Tom kann vielleicht helfen, wenn es nötig werden sollte.

Also fahren wir alleine weiter vorbei an Mangroveninseln, neben denen die Hochhäuser Salvadors wie von einem anderen Stern scheinen, nach Salinas da Margarida, einem Dorf kurz vor der Einfahrt in den Rio Paraguaçu. Ruhig soll es hier sein, selbst am Wochenende.

Salinas

An einem Montag im brasilianischen Herbst sind wir die einzigen, die hier vor Anker liegen. Das Dorf ist leergefegt, bis auf ein paar Männer die am Dorfplatz vor den Barracas Karten spielen, mitten drin Endy, mit seiner dicken, silbernen Kette, auf der sein Name wie auf einem Mercedesstern steht, den Ohrringen und Tattoos. Tomy, der den Namen liest, witzelt, ich solle ihn doch nach dem Internetzugang fragen, Endy checkt bestimmt alles hier, doch ich frage den Wirt. Der tut geheimnisvoll, ich frage ja nicht nach seiner Barraca, sondern der daneben. Nein, könne er mir nicht sagen.

Nach einer Weile kommt Endy verstohlen an unsern Tisch geschlichen und flüstert mir das Passwort zu, welches nur leider nicht funktioniert. Dennoch geht er stolzgeschwellt, sich seiner Wichtigkeit völlig bewusst von dannen.

Auf seiner Kette steht Enjoy.

Genießen, das tun wir!

Nachts liegen wir mitten in der Einflugschneise.

Gut, fliegen tut hier keiner, aber die kleinen Fischerboote tuckern lautstark an uns vorbei, bei Sonnenuntergang freundlich winkend hinaus in die Bucht, ein paar Stunden später in völliger Dunkelheit und unbeleuchtet wieder hinein.

Wenigstens sind wir beleuchtet, dank billiger Solarlampe aus dem Baumarkt, die weniger rostet, als alles Hochwertige hier an Bord.

Kirche in Salinas

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