Segeln mit Yemanja

Aratu – Santo Amaro – Cachoeira

Sao Felix

Sao Felix

Die Überlandstraße nach Aratu (und weiter bis nach Brasilia), die BR 324, führt uns erst durch eine endlose Favela: rohe Ziegelhäuschen stapeln sich dem Berg hinauf und hinunter, soweit das Auge reicht. Was uns am meisten erstaunt ist allerdings die Metro: Diese Stadtbahn auf Stelzen war schon vor 15 Jahren ein Bauruine, die Wagons verrotteten jahrelang in den Depots, doch siehe da, sie wurde weitergebaut, es gibt Stationen, ja es fahren sogar Züge!

Auf dem Weg nach Aratu

Der Verkehr ist noch unglaublicher, weniger die Menge als die Art und Weise: Eigentlich fährt alles kreuz und quer, Mopeds hupen sich durch den Verkehr, schlängeln sich zwischen Bussen und Autos hindurch. Wer von rechts kommt, muss oft genug bald links wieder raus, oder umgekehrt. Seltsamerweise funktioniert es, Unfälle sind verhältnismäßig selten, dabei verbessert der Zustand der Fahrbahn die Situation keineswegs!

Bald verlassen wir die BR 324 Richtung Naval Base, durch kleine Vororte, es wird ländlicher. Entlang der Straße stehen diese kleinen, aus rohem Holz oder Bambus zusammengezimmerten Stände, an denen Obst verkauft wird. Oder Churrasco: Morgens früh wird der Grill angeheizt, mittags werden hier die Menschen unter tropischer Vegetation und im Staub der Straße ihre Mahlzeit einnehmen.

Bald werden die Hütten ärmlicher, oft sind es nur mehr reine Bretterbuden. Ein Mann bringt mit dem Esel seine Jackfruits zum Markt…

Wir holen Patrick und Leentje im Aratu Iate Club ab, er liegt hinter einem ärmlichen Dorf in der Bucht von Aratu. Davor kommt uns ein Gaucho, diesmal ein echter, auf dem Pferde entgegen, durch das Dorf trabt eine Herde Rinder. Wir sind vielleicht 20 Kilometer vom Zentrum, wobei die Stadt nie wirklich geendet hat.

Rinderherde in Aratu

Wir fahren wieder auf die BR 324: Sie wird zur Mautstraße und hat doch tatsächlich einen neuen Belag! Sie ist fast schon komfortabel zu befahren.

Doch schön, richtig schön, wird der Weg erst nach Verlassen der BR. Von jetzt an führt die Straße durch eine tropische Hügellandschaft: Mal durch Bambuswälder, die zur Papierproduktion angelegt wurden, mal durch Weideland mit Kühen, mal durch atlantischen Regenwald – Mata Atlantica. Nach dem Regen am Morgen leuchtet und glitzert das Grün besonders saftig.

Auf dem Weg nach Cachoeira

Es ist wunderschön! Wie liebe ich diese Landschaft!

Manchmal liegen rechts und links der Straße kleine Sitios, Herrenhäuser wäre zu viel gesagt, aber das sind sie wohl: Die Behausung der Besitzer, mit mehreren Zimmern, einer guten Stube, so etwas wie einem Bad und einer überdachten Veranda rundherum. Die bescheidenen Häuser der Arbeiter bestehen nur aus einem großen Raum, der innen mit Wänden, die nicht ganz bis zum Dach reichen in vier Teile geteilt ist: Eltern, Kinder, Küche, Stube, alles auf vielleicht 40 Quadratmetern.

Viel hat sich nicht verändert in Santo Amaro: Der Markt ist faszinierend und bunt wie eh und je! Immer noch bringen Pferde- und Eselskarren die Waren in die Stadt, ja wir haben nie zuvor so viele Pferde, Esel und Maultiere gesehen! Überall, von Aratu bis Sao Felix treffen wir sie an!

Markt in Santo Amaro

In Santo Amaro

Auch die Borracharias, die Reifenreparaturwerkstätten, haben sich mit den Jahren nicht verändert, obwohl die Autos neuer und schicker denn je sind. Rostlauben sehen wir so gut wie keine mehr, auch die hübsch bemalenen Lastwägen sind fast verschwunden. Mit Deus, Jesus und ein paar bunten Bändchen fahren jedoch immer noch viele…

Auch in Cachoeira und Sao Felix hat sich nicht viel verändert, und doch ist in allen drei Orten eine Tendenz zu besseren Geschäften und renovierten Häusern zu erkennen. Was nicht heißt, dass es da nicht noch viel zu tun gäbe…

Im Centro Cultural Dannemann werden immer noch Zigarren als Touristenattraktion gerollt, es ist sehr professionell geworden, inklusive Café, da ist nichts mehr von der verschlafenen Fabrikation von vor 15 Jahren geblieben. Die Vorarbeiterin Rita, die uns damals manche Zigarillo zusteckte – wir kauften genug – ist in Pension. Schade, ich hätte sie gerne gesprochen!

Unsere Reifen halten, wir kommen gut wieder nach Hause zu unserem Schiff!

 

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