Zufrieden schliesse ich Airmail, schalte die Funke aus und klappe den Laptop zu: Emails sind erledigt, ein ruhiger Tag neigt sich dem Ende zu. Ich rutsche von meinem Sitz in der Navi-Ecke…
Und stehe in einer Lacke, in einer Pfuetze.
Geistegegenwaertig buecke ich mich, stecke den Finger hinein und schlecke ihn ab.
“Tomy, komm, in der Bilge ist Wasser, Suesswasser.”
“Uebernimm das Ruder!”
Kaum bin ich draussen, bricht ein Squall mit Regen und Windstaerke 25 bis 30 ueber mich herein, ich reisse mir das Kleid vom Leib – nichts wird kaelter auf der Haut als nasse Baumwolle. Splitterfasernackt und nass umklammere ich das Steuerrad. Tomy hebt fluchend den Deckel der ueberschwappenden Bilge, reisst die elektrische Pumpe aus der Backskiste – sie funktioniert nicht. Noch ein Blick auf die Wassertankanzeige –
“Die Wassertanks sind leer, ein Schlauch muss geplatzt sein.”
Wie gut, dass ich diesmal auf meine Intuition gehoert habe, und darauf bestanden habe, noch ein paar 5-l Kanister Trinkwasser in letzter Minute zu kaufen! So kann ich in der Situation wenigstens noch lachen:
Tomy kniet waschelnass neben mir, lenzt per Handpumpe, ich, mittlerweile in der Oeljacke, aber nicht minder nass, halte das Steuer fest: Just als unser Suesswasser nach unten abfliesst, giesst der Himmel welches von oben nach. Nur zum Auffangen haben wir keine Zeit!
Kurze Zeit spaeter sind Bilge und wir wieder trocken, Wind ist auch keiner mehr. Wir beschliessen, die schlagenden Segel einzuholen und solange mit dem Motor zu fahren, bis wir beide zu muede oder zu nass zum Steuern sind, und dann den Rest der Nacht im Atlantik zu “ankern”: uns treiben zu lassen. Franz, der Autopilot, arbeitet schon seit La Palma nicht mehr zuverlaessig und Tomy traute sich noch nicht, das alles auseinanderzunehmen.
Bis vier Uhr morgens lassen uns die Squalls in Ruhe, dann giesst es wieder. Tomy stellt das Ruder fest und geht schlafen, ich stehe alle 20 Minuten auf und schau mich um: Zu unserem grossen Erstaunen halten wir Kurs und machen sogar knapp zwei Knoten Fahrt!
Das einzige, das wir nicht verstehen ist der Wind – er kommt aus suedwestlichen Richtungen. Um uns toben immer noch tropische Regenguesse und Wetterleuchten. Wieder sind wir mit Motor unterwegs, wir wollen hier raus, durch die ITCZ durch, bis zum Abend koennten wir es schaffen.
Dann, um 10:00, dreht der Wind auf Suedost, schwach weht er, die Segel schlagen, wir sind beide nass bis auf die Haut. Ich will sie schon runternehmen – da regt sich ein Hauch, wird staerker.
Um 13:00 UTZ setzt der Suedostpassat mit 15 bis 20 Knoten ein, die Regenwolken verziehen sich, wir rollen die Genua halb aus – wir sind durch die Kalmen! Windstill waren sie nicht, aber voller tropischer Tiefdruckgebiete mit Regen, Boen und Wetterleuchten.
Und jetzt rauschen wir mit ueber fuenf Knoten hoch am Wind Richtung Salvador. Noch liegen etwa 900 Seemeilen vor uns – da kann sich noch viel aendern!