“Wie lang dauert’s doch?”
“Nicht mehr so lange wie es schon gedauert hat.”
Von der geplanten Route her, hatten wir gestern die Haelfte hinter uns. Da die tatsaechliche Route immer laenger ist – wer weiss! Aber zumindest der Wind sollte nach den Kalmen besser werden. Nur muessen wir da erst noch durch. Falls wir die Gribfiles, richtig lesen sollten wir spaetestens Dienstag durch sein – und dann nach Salvador rauschen. Wenn es gut geht in insgesamt weniger als 13 Tagen!
Aber was tun den ganzen langen Tag?
Ich stehe auf, wenn es hell wird, das ist etwa um 8 Uhr UTC (Zeit in London), lade die neuesten Gribfiles, die Wetterdaten, per Funk herunter, schnappe mir die Dose mit dem Studentenfutter und dann studieren wir gemeinsam das Wetter. Je nachdem ob Emails, oder Kommentare zum Blog per Email reinkommen, lade ich die auch runter und schreibe schnell eine Antwort.
Danach zupfen wir an den Segeln herum: Schmetterling, Blister, umshiften, Reff rein, Reff raus, mit oder ohne halber Genua oder einfach nur etwas trimmen – immer, wenn wir “trimmen” sagen, haben wir Anjas Schwyzer Aussprache im Ohr und lachen liebevoll.
Dann gibt es Fruehstueck, eigentlich eher Brunch, bisher meist Vollkornbrot, Knaeckebrot oder Seabred. Letzteres haben wir in Spanien gefunden – es ist echt lecker und wird nicht weich. Dazu essen wir Kaese – eingeschweisster Hartkaese haelt erstaunlich lange ausserhalb des Kuehlschrankes – und etwas Frsiches: Tomaten, Gurkenscheibchen oder Paprika. Ein, zwei Tage haben wir noch davon, dann kommen die anderen Leckereien dran: eingelegte Artischocken, scharfe Essiggurkerln, getrocknete Tomaten in Öl und Oliven.
Um elf Uhr ist Funkrunde mit Robusta. Sailor Moon und Cariad koennen nur zuhoeren: Wir haben Seefunk, die beiden anderen Amateurfunk. Wieso das eine das andere aussschliesst, erschilesst sich mir nicht – wozu fuer Amateurfunk bueffeln und viel Geld ausgeben, wenn ich danach wieder eingeschraenkt bin? (Ihr duerft das kommentieren!)
Danach lesen wir, oder schlafen, kommt auf die Qualitaet der Nachtruhe davor an. So um drei schreibe ich den Bericht und was mir sonst noch so einfaellt. So ab vier habe ich wieder gute Funkverbindung und kann wieder Emails laden und den Bericht senden. Und natuerlich zupfen wir dazwischen auch immer wieder an den Segeln!
Um 5 Uhr herum wird gekocht: Im Geiste gehe ich alle Vorraete durch, schaue mir den Zustand des frischen Gemueses an, dann wird daraus etwas kreiert. In den ersten Tagen hatten wir recht viel Hunger, oder vielleicht lag es daran, dass der Magen sich erst an die Bewegung des Meeres gewoehnen musste. Jetzt reichen uns zwei Mahlzeiten. Und natuerlich Mannerschnitten zum Kaffee und Tee.
Trotz relativ wenig Wellen entwickeln wir eine gewisse Akrobatik, nicht nur am Klo. Gemuese schneiden geht am besten im Sitzen im Cockpit, aber Abwaschen ist etwas anspruchsvoller: Der Spueler klemmt sich die Ecke der Spuele rechts in die Grube neben dem Hueftknochen und stuetzt sich mit dem rechten Fuss dahinter ab. Das ist sein Standbein. Mit dem linken Fuss betaetigt er die Pumpe des Salzwasserhahns und mit den Haenden wird geschrubbt und gewischt.
Der Kochtopf bleibt eingeklemmt alleine auf dem kardanisch aufgehaengten Herd stehen, nur die Bratpfanne nicht. Auch um diese festzuhalten verklemme ich mich hinter der Spuele – ich glaub’ ich falle lieber ins Wasser als ins Feuer!
Wir haben allerdings beide vor, jederzeit sicher auf dem Schiff zu sein.
Auch bei der Seewasser-Dusche aus dem Kuebel zwischen durch.
Um sechs senden wir vier einander die Position per Email – wir sind erstaunlich nah beisammen, Cariad weiter im Osten, Robusta hinter uns und ein wenig ueber ihr ist Sailor Moon.
Nach dem Essen lesen oder schreiben wir noch etwas, dann macht Tomy sich fertig fuer seine Nachtruhe im Cockpit: Er kann drinnen nicht schlafen. Ich halte etwa fuenf Stunden Wache. Um 21 Uhr ist nochmal funken. Ich lese oder doese so bis zwei UTC, dann gehe ich ins Bett – ausziehen, Beine ausstrecken – wunderbar!