Wir sind auf der Suedhalbkugel!
Um 16:24 UTC ueberqueren wir – also die kleine Steffi aus dem Nest Tribuswinkel, einst Streberin und Leseratte mit Brille, der jeglicher Sport suspekt war und die nach wie vor Kaelte hasst und Blumen liebt, und Tomy aus dem ehemaligen Dorf Pulheim, kein Draufgaenger, doch einer, der immer schon jede Herausforderung, sportlich oder nicht, mit Ausdauer und Begeisterung meisterte, sowie Gluecksbringer Gustav – auf dem eigenem kleinem Segelschiff auf 27 Grad 56 Minuten 18 Sekunden westlicher Laenge, also mitten im Atlantik, zum ersten Mal den Aequator.
Also fuellt das Glas und hebt es auf uns, feiert unsere Aequatortaufe ohne die Taeuflinge. Denen fehlt es dafuer an edlen Tropfen – Wein haben wir keinen mit, Hochprozentiges moegen wir nicht und das Bier ist alle. Sekt waere, falls vorhanden – ekelig warm…
Feucht war es trotzdem. Und bemerkenswert gesellig, zumindest bei der Anfahrt.
Kurz nach Sonnenuntergang sucht ein Toelpel Zuflucht auf unserer Rettungsinsel, gleichzeitig
verlaesst uns der Wind, beginnt zu drehen, die Wellen schaukeln das Schiff auf. Die schlagenden Segel erschuettern Yemanja bis ins Mark, bringen uns um den Schlaf, treiben Sorgenfalten auf unsere Stirn. Dennoch sitzen wir davor wie das Karnickel vor der Schlange, unfaehig etwas daran zu aendern. Auch der Vogel laesst sich nicht stoeren, nicht von uns, nicht von Sissi, nicht von dem Beben. Erst als wir morgens frueh wenden, weil wir zu weit in den Osten kommen, und der Windgenerator anspringt, hebt er ab.
Doch wer taucht da hinter dem Horizont auf? Die Robusta! Die ganze Nacht schon hatten wir nach ihr Ausschau gehalten, kurz im Fernglas ihre Lichter gesehen, doch jetzt ist sie uns so nah, dass wir klar die Schiffsform und die Segel erkennen, ein Foto machen und ueber UKW miteinander flachsen.
Neben uns ziehen Delphine ruhig ihre Bahn.
Doch wir brauchen Strom, der versandete Windgenerator laeuft bei dem Wind nicht an, es ist bedeckt, um uns herum tuermen sich Wolken: Wir sind in einer Vor-Squallzone mit von Suedwest auf Nord drehendem Leichtwind – Wenn nicht jetzt, wann dann? Nach einer Stunde schalten wir den Motor wieder aus, die Robusta haben wir laengst wieder aus den Augen verloren, und ziehen das Grossegel hoch.
Der Wind steigert sich langsam auf 10, auf 16 Knoten. Und dann auf 30. Regen faellt. Reichlich! Tomy uebernimmt die Wache, die Damen – Yemanja und ich – duschen.
Suesswasser auf der Haut! An Deck! Auf den Segeln! Den Leinen! Der Windgenerator beginnt freudig zu schwirren, die graubraunen Lappen, die TransOcean und die oesterreichische Flagge, unter der Backbordsaling leuchten wieder rot, weiß und schwarz und flattern froehlich im Wind!
Und die Geschwindigkeitsanzeige zeigt zum ersten Mal seit unserer Abfahrt wieder eine fuenf, ja eine sechs vor dem Komma an! Wir koennen gut Kurs halten – wie schoen waere es, wenn es dabei bliebe!
Den Tag beenden wir mit einem Festmahl: Silvi, Manni und Miri haben uns eingeladen. Auf Sahnegeschnetzeltes an Nudeln. Die Konserven, die sie uns mit auf dem Weg gegeben haben, sind echt lecker! Danke! Dazu stossen wir mit hollaendischem Radler an…
Und jetzt – Glaeser hoch!
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