Segeln mit Yemanja

Atlantic Crossing Tag 11

Wind!!!

Gestern kurz nach 14:00 UTC gaben wir auf: Der Wind war auf unter vier Knoten gesunken, unsere Geschwindigkeit auf unter zwei, die Segel schlugen – wir packten alles ein und warfen den Motor an. Gegen Mitternacht sollte der Wind zurueckkommen.

Nach unserer Funkrunde um 21:00 UTC versuchten wir es mit dem Grosssegel. Mit Motor wollten wir nachts nicht fahren, da kann ja keiner schlafen! Doch das Schlagen machte uns beide halb verrueckt. Dann nur die halbe Genua, ausgebaumt – nun, die schlug wenigstens nicht, auch wenn sie sehr schlapp herunterhing. Der Wind war unter vier Knoten kam mal aus Suedost, dann wieder aus Nordwest, drehte also um mehr als 180 Grad – ich bemuehte mich Yemanja auf Kurs zu halten bei einem Knoten Geschwindigkeit.

Und wenn frau dann da sitzt, die See neben ihr glatter und glatter wird, das Schiff nicht mehr knarrt und knarzt, kein Segel schlaegt und auch das Plaetschern der Wellen verstummt, kurz: vollkommene Stille einritt, dann fragt sie sich:

“Was wenn der Wind jetzt tagelang nicht wieder kommt? Es waere nicht das erste Mal, dass die Gribfiles ungenau sind! Haben wir genug Diesel an Bord? Und wirklich genug Wasser?”

Und dann wurde das Plaetschern wieder lauter, das Segel fuellte sich immer oefter.

Um halb zwei Uhr nachts wehte der Wind wieder konstant mit 8 Knoten aus Nordosten.

Ich weckte Tomy, wir setzten das Grosssegel, warfen Sissi ins Wasser und seitdem ist Segeln von seiner schoensten Seite angesagt:
Wenig Welle, konstanter Wind, um die 10, 11 Knoten, mit nur 30 Grad schwankenden Einfallswinkel! Rund 4 Knoten Fahrt fast auf Kurs 180 Grad sind drinnen – wir rasen dem Äquator und unserem ersten Wegpunkt, etwa auf halber Stecke,  entgegen!

Dahinter liegen die Kalmen, die Intertropische Konvergenzzone, jene Zone in der Plus+Plus=Minus ist, die nordoestlichen Winde und die suedoestlichen sich gegenseitig aufheben. Die genaue Lage dieser Zone diskutieren wir staendig: Jimmy Cornell, der Guru der Weltumsegler, behauptet, die ITCZ liege immer noerdlich des Aequators. Die Gribfiles derzeit zeigen nordoestliche Winde bis kurz hinter dem Aequator, dann einen Streifen wenig Wind, dann, so ab 4 Grad Sued die suedoestlichen Winde.
Also fuer mich sieht das eindeutig nach suedlich des Aequators aus!

“Aber Jimmy Cornell sagt, die ITCZ ist immer noerdlich!”
“Ja genau, die ITCZ richtet sich auch nach dem, was der Herr Cornell ihr vorschreibt!”

Der South Atlantic Circuit stimmt Jimmy Cornell zu, sagt, die Suedostwinde koennen bis 8 Grad Nord reichen…

Und dann eine kleine Einteilung der Windzonen: ITCZ noerdlich von 5 Grad Sued!

Auch die Squalls, jene lokalen tropischen Schlechtwettergebiete von kurzer Dauer, angeblich mit heftigen Boen, Regenschauern und Blitzen, verwirren uns: Blitze ja, Troepfeln ja, kurz – hmm, Wind??? Extrem wenig, aber drehend! Zumindest dauerten unsere beiden seltsamen, blitzdurchzogenen Erfahrungen mit dem Wetter einige Stunden bei drehendem Leichtwind.
Und wieder ist es der South Atlantic Circuit der sagt, ja, Squalls kommen mit meist viel Wind, kann aber eben auch gar keiner sein!

Ja, ja der Mensch neigt dazu, alles zu klassifizieren, mit Namen, Beschreibung und genauen Erkennungsmerkmalen zu versehen und dann in eine Schublade zu tun: Das Leben selbst laesst sich aber nicht in einen Kaefig stecken, das Wetter schon gar nicht – es ist wie es ist, ganz egal wie wir es bennenen!

Gleich funken wir wieder mit Robusta – sie sind auf unserm Längengrad, etwa 13 Meilen vor uns, allerdings leicht oestlicher als wir unterwegs. Sehen koennnen wir sie nicht, aber UKW funktioniert.
Sailor Moon muss etwa 60 Meilen etwas nordwestlich hinter uns sein, Cariad etwa 90 Meilen oestlich von uns.

Die Crews der anderen Schiffe stoehnen unter der Hitze, doch unser Verdeck bietet auf diesem Kurs gut Schutz vor der Sonne, der Wind von achtern blaest uns Kuehlung zu.

Geben wir dem Leben mal ein Etikett: Schoen!

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