Wir nehmen den langen Weg nach Rabaçal: Von Quinta do Lorde über Funchal und Ribeia Brava nach Calheta, einem kleinen Ort, wie immer am Ende einer Schlucht. Von dort geht es hinauf nach Lombo do Dotour – der “Lende des Doktors”… Könnt auch Rücken heißen, denn es geht wieder um einen Bergrücken, erst in Serpentinen Richtung Meer, dann wieder bergauf, wieder hinunter und schließlich gerade und steil erst vorbei an Blumen geschmückten Häusern, dann einen schmalen asphaltierten Weg durch Eukalyptuswald und Heidelandschaft hinauf nach Rabaçal. Hinter der Schranke am Parkplatz erwischen wir den Pendelbus hinunter zum Forsthaus. Den Weg entlang der unbefahrenen Straße sparen wir uns, er ist nicht so spektakulär.
Ganz im Gegensatz zu den Wegen zum Fonte de Risco und zu den 25 Fontes. Rabaçal it quasi das Wasserreservoir des Westteils der Insel. Allerding stürzt das Wasser ins Tal und über die Felsen in die Brandung, um es zu nutzen, mussten die Levadas gebaut werden. Sie bewässern heute nicht nur die Felder sondern betreiben auch Wasserkraftwerke. Beide Wege führen entlang Levadas, den berühmten Wasserrinnen, die hier aus dem 19. Jahrhundert stammen. Sie kleben an steilen Hängen: Auf einer Seite geht es gerade hinauf, auf der anderen gerade hinunter! Wir sind sehr froh, dass Bäume und Büsche den Blick in die Tiefe verwehren! Gleichzeitig sind wir voller Bewunderung und Staunen: Welch technische und menschliche Herausforderung und Leistung war ihr Bau! Angeblich wurden die Arbeiter in Weidenkörben die steilen Felshänge hinunter gelassen – was bedeutet, dass alles vorher durch fast undurchdringliches Gebüsch auf den Berg geschleppt werden musste. Wie wahnsinnig oder wie bedürftig (eigentlich fast das Gleiche) müssen Menschen dafür sein?
Der Regen, der hier fällt, sickert durchs Gestein, trifft auf undurchlässiges Schichten und quillt überall aus den Felsen. Wasser fällt wie Regen an Farnen, Moosen und Algen an steilen Felswänden auf den Wanderer, es sprudelt aus den Felsen am Rand, manchmal fängt eine Levada es auf, manchmal stürzt es als Wasserfall in die Tiefe. Die Schluchten sind steil und unzugänglich, deshalb blieb der Wald hier unberührt – es ist ein Urwald!
Lorbeerbäume und Baumheide wachsen kauzig verknotet, dazwischen Farne, und Moose. Flechten hängen wie Bärte von den knorrigen Ästen – wenn hier irgendwo Elfen, Feen und Wassertrolle wohnen, dann im Wald von Rabaçal!
Quellen, Wasserfälle, saubere Luft, verzauberte Pflanzen – Wahnsinn!
Zurück nehmen wir die Straße nach Jardim de Mar, vorbei an glücklichen Kühen, die sich von Autos nicht beim Schmausen von Farn und Gräsern in luftigen Höhen stören lassen.
Jardim de Mar ist ein kleines Dorf, immer noch recht hoch über dem Meer gelegen. Die Wege sind mit kleinen Steinen liebevoll gepflastert, daneben läuft in Rinnen sprudelnd das Wasser aus den Levadas den Berg hinunter. Das Nest hat auch eine überdimensionierte Strandpromenade, die gleichzeitig vor der Brandung des Meeres schützt.
Abends fallen wir müde ins Bett: Der kühl-warme Wind weht durch die Dachluke in unsere Koje und streichelt zärtlich meine nackten Arme, meine Beine, mein Gesicht – W…
Wie schön!
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