… Mitternacht, wir liegen vor Anker, nähert sich langsam ein Licht. Quer kommt ein Fischerboot auf uns zu. Beim Näherkommen beobachten wir, wie sich das Boot über eine Winde an einem Seil entlang zieht, dabei kommen in regelmäßigen Abständen Körbe hoch. Ein Fischer öffnet sie, wirft alles zurück ins Meer, nur ein Kalamar muss dran glauben. Direkt vor unserem Bug, wir fürchten schon, dass unser Anker hochkommt, drehen die Fischer ab, im Wegfahren werfen sie die leern Körbe wieder über Bord.
… Morgens dann Böllerschüsse – kein Festtag in Galicien vergeht ohne Böller! Zwischen Virgen del Carmen und Jakobitag gibt es ja besonders viele Festtage und danach sicher einige Anlässe. Es böllert rund um die Uhr. Diesmal werden sie am Berg vor Muros gezündet, das Echo rauscht im Kreis durch den Ria, um uns herum, zurück zum Ausgangspunkt. Ist schon ziemlich eindrucksvoll!
… Nebel, mehr oder weniger dicht, am frühen Morgen, durchbrochen von den ersten Sonnenstrahlen – mit welch wunderbar friedlicher und mystischer Stimmung beginnt hier beinahe jeder Tag! Das Beste daran ist, dass frau nicht um halb sechs Uhr früh aufstehen muss, um dies zu genießen: sieben, halb acht reicht völlig. Der Nachteil der hohen Luftfeuchtigkeit ist, dass die Sicht auf diese grandiose Landschaft, das Wasser mit den recht hohen Bergen dahinter, fast immer verschwommen ist.
…Tuut…tuut…tuut…tuuuuuuuuuuuut – ich erwache von etwas, das wie das Tuten eines nicht aufgelegten Telefons klingt. Ein verschlafener Blick aufs Handy – nein, das kann es nicht sein. Ein Blick aus dem Fenster und alles ist klar – genau das ist es nicht: Dichter Nebel liegt über der Bucht, heute wabbelt er bis in die frühen Abendstunden um sonnenbeschienene Flecken herum, das Nebelhonr des Leuchtturms verstummt den ganzen Tag nicht.
… Vor uns brodelt das Wasser, Möwen kreisen darüber, fallen wie Steine vom Himmel, tauchen tief ein, um einen Fisch zu fangen. Das, was da wuselt, ist eine Delphinschule, die einen Fischschwarm jagt, ihn zusammentreibt, den Möwen vor den Schnabel.
… Die Rias sind voller Muschelfarmen, riesige Miesmuscheln gibt es hier, mit Bart und allen möglichen Schalengetier bewachsen werden sie verkauft.
… Obst gibt es viel zu kaufen, vier, fünf Sorten Pfirsiche, Kirschen, Orangen, Äpfel, Birnen, Bananen, Melonen, Mirabellen, doch Gemüse ist rar und von eher schlechter Qualität: Der Brokkoli ist gelb, der Salat verwelkt, das Kraut sieht verhungert aus, die Zucchini sind ausgewachsen, Basilikum und Sellerie unbekannt, Petersilie ein Glücksfall. Die Tomaten sehen jedoch echt aus, sprich sie haben Fehler und Geschmack, auch die Paprika sind gut, die kleinen grünen Pimentos sind köstlich und fast umsonst!
… Pfft… Pfft… Tomy setzt das Segel, neben der Muschelfarm, ich halte Yemanja im Wind; ein schneller Blick nach links, Richtung Geräusch – zwei große Delphine ziehen ruhig und elegant ihre Bahn direkt vor unserm Schiff, tauchen auf und unter, lassen sich nicht von uns beirren.
… Nochmal Mitternacht: Am Platz toben die Kinder, alles was laufen kann spielt Fußball, alles was im Wagen liegt schläft. Die Eltern sitzen in den Restaurants rundherum, stehen an der Bar, alles ganz entspannt – die nächste Siesta kommt bestimmt.
… Ich rette ein Lamm, oder zumindest würde ich das gerne. Immer, wenn ich an einem dieser pechschwarzen jungen Männer mit den freundlichen Gesichtern, in die sich niemand zu blicken wagt, vorbeikomme, fällt mir “Das Schweigen der Lämmer ein.” Ich denke daran, dass sie übers Meer kamen, daran was in ihnen steckt: Mut, Verzweiflung, Tod und Entbehrung, Abschied, Sehnsucht, Enttäuschung und jede Menge Hoffnung. Ich kaufe ein Armband, mehr fällt mir im Moment nicht ein, und hoffe, dass wenigstens dieses eine Lamm heute Nacht gut schlafen kann.
… Tomy hilft zwei spanischen Seglern beim Anlegen: Einer arbeitet in Brasilien für eine deutsche Firma, er verabscheidet sich per Handschlag. Der andere bringt als Dank zwei Flaschen Franziskaner Weißbier und ein paar gebrannte Mandel vorbei. Ein nettes Volk!
… Abends, in Baiona, am Nationalfeiertag Galiciens: In der Bucht wird gefeiert, Böllerschüsse auf den Bergen gehen über in das rhythmische Trommeln einer Bateria am anderen Ufer. Für uns ist es halt eine Bateria, eine Trommelgruppe – Danke, Galicien, du bist wunderschön, einen Besuch mehr als wert, und jetzt wird es Zeit, weiterzuziehen!
… Midnight, we are anchoring, when a light is slowly approaching us. It is a fishing boat, towing itself on a line through the bay. The fisher man pull up baskets, and empty them back into the sea. They keep only one calmar. They stop right in front of us, just when we are start worrying about our anchor – will they pull it up? But they leave, throwing the empty baskets back into the sea.
… Shooting in the morning – there is no festivity in Galicia without shooting, maybe no day at all, day and night. This time they shoot in the hills nearby Muros, the echo wanders in a circle around the bay. It’s quite impressing.
… each morning starts with fog or mist, with some sun coming through – it’s magic and peace are in the air. And the best is that I do not have to get up half past five in the morning to enjoy it: seven, half past seven is early enough. The disadvantage of the humidity is the poor sight wich stays all day and makes it impossible to see the impressing landscape, the water surrounded by high hills.
…Tuut…tuut…tuut…tuuuuuuuuuuuut – a noise similar to a phone not hang up properly awakens me. A quick look on my cell phone, no that’s impossible. Another glimpse out of the window and all is clear – or better it is not. Thick fog is hanging in the bay, today it wobbles around sunny patches till the sun sets. The fog signal of the light tower never stops.
… The water in front of us is boiling, sea gulls are hunting. Like stones they drop into the water, catching fish. What makes the water wobbly is a hunting school of dolphins.
… The Rias are full of shellfish farms. The mussels sold are huge, the look very natural, still with beards and other shells on them.
… Quite a variety of fruits are sold, peaches, four or five different kinds, cherries, apples, oranges, bananas, melons and more, but the veggies do not look good. The broccoli is yellow, the salad soft, cabbage looks crabby , zucchini are huge, basil and celery are unknown, parsley a rare find. only the tomatoes and paprika look good, the small pimentos are delicious.
… Pfft… Pfft… Tomy raises the sails, right next to the shellfish beds, I keep Yemanja in the wind; a quick glance to the right – two large dolphins swim quietly and elegantly in front of our ship, they dive and raise, do not care about anything else than their rhythm.
… Midnight again: Kids are playing cheerfully on the plaza. The ones that can walk are playing football, the other ones sleep in their trolleys. The parents are in the surrounding restaurants, at the bar, enjoying life. All are relaxed: The next siesta will come for certain.
… I am saving a lamb, or at least I wish I could. Each time I see one of these deep black young man, with their friendly faces no one dares to look at, I remember “The Silence of the Lambs”. I remember that they crossed the sea to come here, I think of what is in them, courage, despair, death and endurance, good byes and longing, disappointment and a huge load of hope. I buy a bracelet, hoping that at least this one lamb will be able to sleep well tonight.
… Tomy helps two Spanish boats into berth. One sailor works in Brazil for a German Company, the other presents us with two bottles “Franziskaner Weißbräu” and some roasted almonds. Very nice people!
… In the evening, Abends, in Baiona, it is the national holiday: There are festivities in the bay, shooting on the hills, the sound of drumming reach our ears. Thank you, Galicia, you are beautiful, well worth a visit, and now it is time to go on!