Race of Alderney
Klingt wie ein Pferderennen, ist aber keines. Das, was hier um die Wette rennt, ist Wasser. Zumindest ist das meine Übersetzung von overflow im nautischem Sinne. Im Kanal zwischen der Normandie und Alderney überholt der Tidenstrom sozusagen sich selbst, mit bis zu 9 Knoten fließt er hier. Das ist nicht ganz ungefährlich, die Route muss gut geplant werden. Dabei hilft der Reeds Nautical Almanac, die Bibel der englischen Seafarer. Im Reeds steht alles was so rund ums Segeln wichtig ist. Also natürlich auch, wann man in Cherbourg losfahren muss um zum während der geringsten Strudel im Race of Alderney zu sein.
Drei Stunden vor Hochwasser in Dover – wann das ist, steht auch im Reeds. Wir haben allerdings fünfmal nachgedacht, bis wir sicher waren, welche Zeit das “in Echt” ist. Wir haben gut gerechnet: Mit uns verließ eine ganze Armada Segelschiffe den Hafen von Cherbourg.
Anfangs konnten wir gut segeln, doch dann hatten wir den Wind genau von hinten, mitten in den Wasserstrudeln des Rennens – das Großsegel nahmen wir direkt runter um keine Halse zu fahren, die Fock flatterte wild. Beides hätten wir fixieren müssen – der Dieselwind war für die relativ kurze Strecke einfacher.
Was Kartenlesen angeht, macht mir so schnell keiner ein X für ein U vor – an Land. Auf See fehlen die Bezugspunkte, Entfernungen sind schwer zu schätzen, für meine eingeschränkte Tiefenwahrnehmung* ist das eine besondere Herausforderung. Wir brachten beide den Kurs auf der Karte in unserem Kopf nicht in Übereinstimmung mit dem, was wir sahen – sehr verwirrend! Na, irgendwann werden wir das auch können.
Die Armada kam auch in etwa gleichzeitig an. Am Warteponton vor der Einfahrt in die Marina trafen sich alle wieder. Der Mr. Port Controll verteilte Einreise- und Zollerklärungen an alle, auch an die Briten: Guernsey gehört nicht zur EU, aber auch nicht zum United Kingdom. Die Kanalinseln verwalten sich selbst, sind frei und unabhängig, überlassen allerdings ihre auswärtigen Angelegenheiten der Queen.
Die Marina ist mit einem Süll gegen Trockenfallen geschützt, er lag bei unserer Ankunft völlig frei. Zwei Stunden später war das Wasser hoch genug, die Port Controll bat uns einzeln hinein, wies jedem einen Platz zu.
Wir wurden an unserem Steg freudig begrüßt: Die Crew der Seawitch, unsere unmittelbaren Stegnachbarn aus Katwoude, hieß uns willkommen.
Race of Alderney
Sounds like a horse race to me, but no. What’s racing is the water. In the channel between Normandie and Alderney the tidal stream reaches up to 9 knots. This causes overflows, so you have to plan your route carefully. The Reeds Nautical Almanac advises to leave Cherbourg three hours before high water Dover. However we had to think twice, no five times to find the “real” time: UTC, summertime, time in France, time used in the almanac… Anyway we obviously got it right as lots of ships left Cherbourg with us.
In the beginning sailing went really well, although we had to navigate carefully between all the fishing areas. Later we had wind from behind, which was very uncomfortably in the overflowing sea. So we went by engine again.
I am pretty good reading maps – on land. On sea, however, the chart on the map and what you see looks quite different. We were both really confused! Well, we will learn it with time.
Of course all ships more or less arrived at the same time in front of the marina in St. Peter Port. Port control handed out immigration and customs papers, which everybody, even the British have to fill in: Guernsey is neither part of the EU nor of Great Britain. It’s self governed, however it’s foreign affairs are handled by the English Crown.
There’s a sill protecting the marina from falling dry, so we had to wait for the tide to be high enough for passing it. Two hours later port control guided us in.
What a surprise: We were happily welcomed by the crew of the Seawitch, our neighbors from Katwoude.