Es regnet. In England würde man sagen, es regnet Katzen und Hunde, in Frankreich: “Il pleut comme vache qui pisse.” Im Moment tendieren wir ja dazu, auf der französischen Seite des Ärmelkanals Richtung Biskaya zu segeln. Trotzdem sage ich: “Salzburger Schnürlregen”. Der Regen fällt in langen, geraden Schnüren vom Himmel. Es ist die Art Regen, die ein paar Tage bleibt.
Dabei wollte ich Vincent doch heute noch ein paar Arbeiten zeigen, die er in meiner Abwesenheit im Garten erledigen kann. Vincent wurde mir letzte Woche, als ich schwer bezweifelte, alles vor unserer Abfahrt fertig zu bekommen, vom Himmel geschickt. Es kam die Treppe vom Nachbarhaus runter, stand plötzlich neben mir und fragte, ob er mir helfen könnte. Ja, und ob: Rasenkanten abstechen, Unkraut am Zaun entfernen, rundherum kehren, die Erdbeeren vom Unkraut befreien, im Herbst Blätter fegen, Verblühtes abschneiden. Genau das wollte ich ihm heute und morgen noch zeigen, denn Vincent sucht erst noch eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner und ist sehr wissbegierig.
Und jetzt schüttet es aus Kübeln und Eimern, wie pissende Kühe.
Im Keller kämpfen Trockner und Ventilator Seite an Seite gegen die Feuchtigkeit und ihren muffigen Geruch in Jeans und T-shirts.
Tomy ist in Holland, er bringt eine vorletzte Fuhre Zeugs auf Schiff: Medikamente, Bulgur in Flaschen, Klamotten, Bettwäsche, Handtücher, Vorratsdosen, Druckkochtopf, Nadeln und Garn, H-Milch, noch ein paar Bücher – das Auto ist wieder voll. Und das wird es auch am Donnerstag sein, wenn wir mit den letzten gepackten Säcken endgültig aufs Boot ziehen. Unsere Kinder werden mitkommen um uns zu verabschieden. Davor graut mir so ein bisschen.
Sehr.
Ob ich fertig werde? Die To-do Liste wird doch tatsächlich kürzer. Vor allem weil ich ein paar Aufgaben einfach streiche. Möglicherweise auch, Vincent im strömenden Regen das fachgerechte Abschneiden von Verblühtem zu zeigen.