Segeln mit Yemanja

Lichtspiele

Das Wetter gestern war – durchwachsen: Immer wieder Regen, Wind bis 7 Beaufort, dazwischen immer wieder Sonne. Insgesamt eher etwas zum Im-Bett-bleiben. Was wir dann auch gemacht haben.

Der heutige Wetterbericht klingt nicht viel besser, der morgige aber doch schlechter: Also lieber los, als noch einen Tag faulenzen. Wir wollen doch noch wenigstens nach Enkhuizen – wenn nicht heute, wann dann?

Wir machen das Schiff startklar, danach ziehen wir uns um. Mindestens 4 Stunden segeln, sicher auch im Regen, stehen uns bevor. Mit einem beherzten: „Ich glaub, mit Fließpulli ist mir zu warm!“ zieht Tomy sich eben jenen Pulli aus.

Derweil ziehe ich an: Schiunterhemd, Unterhemd, T-shirt, Baumwollpulli; Jeans, darüber die Segelhose, die auch den halben Oberkörper bedeckt, also dort die 5. Lage ausmacht. Darüber den Fließpulli, dann die Segeljacke…

Um die Ohren mein Schlauchtuch, darüber die gestreifte bretonische Segelmütze, Handschuhe liegen bereit.

Der Wind und der Regen können kommen!

Tomy hat übrigens nur Jeans und Polohemd unter dem Segelzeug an.

Los geht es durch die Sonne in der Fahrrinne Richtung Marken. Wir überholen ein Plattbodenschiff, welches unter Segel dahintümpelt. Der Steuermann hebt verzweifelt beide Schultern: „Wo bleibt der Wind?“

Mir ist heiß.

Doch das ändert sich als wir die 90 Grad Wende Richtung Volendam nehmen. Der Wind frischt auf, eine Wolke schiebt sich vor die Sonne, gut, dass ich eingepackt bin. Um es vorneweg zu nehmen: Kalt wird mir bei dem Törn nicht, ich habe ja vorgesorgt. Außerdem klettere ich ständig den Niedergang rauf und runter: Tessa runter tragen, weil es regnet, Tessa rauf tragen, weil es wieder trocken ist. Den Fernstecher holen. Die Kamera holen, die Kamera runter in Sicherheit bringen. Die Position in die Seekarte einzeichnen. Den Kurs bestimmen. Wurst schneiden. Aufs Klo gehen. Den aus dem Cockpit in die Kajüte gefallenen Kuli holen, denn sonst kann ich kein Logbuch oben führen. Die Position des Enkhuizener Sand bestimmen. Das wegen Krängung heruntergefallene Radio aufheben. Und dazwischen das Steuer übernehmen und auf jeden Fall immer wieder rauf klettern.

Das Wetter bleibt fast trocken, Sonne, Wolken und Regen um uns herum wechseln sich ab. Das Licht ist sagenhaft: Volendam liegt vor schwarzen Wolken in der Sonne, kurze Zeit später ist es im Regen verschwunden. Rechts von uns vermischt sich der Regen mit den Sonnenstrahlen, ein ganz eigenes Licht- und Schattenspiel. Vor uns, über Hoorn liegt ein flacher Regenbogen in mehreren Schichten, fast parallel zum Horizont. Das Wasser ist mal tiefschwarz, dann wieder glitzert die Sonne darin.

Es ist wunderschön.

Und wir segeln mit bei 5-6 Beaufort und mit rund 7 Knoten nach Enkhuizen.

Vorher aber müssen wir durch die Schleuse vom Markermeer ins Ijsselmeer. Ich steure, Tomy springt an Land, legt die Taue um die Poller. Klingt einfach, aber irgendwie ist es das nicht. Ich komme schief, kratze meine Yemanja an der linken Hinterbacke…

Natürlich ärgert mich der Kratzer im Teak. Gleichzeitig bin ich unendlich dankbar: Immer wieder beobachte ich, wie Männer ihre Frauen nervös wegen jeden Mist fertig machen. Und ich bin sicher, sie bekommen das von ihren Frauen irgendwann zurück. Natürlich ärgert Tomy sich auch. Aber er macht mich nicht (mehr) fertig: Wir können uns heute gemeinsam ärgern und gemeinsam irgendwann darüber lachen: Lehrgeld bezahlt, Schwamm drüber, uns geht es gut!

Das Einparken in Enkhuizen übernimmt Tomy: Er braucht drei Anläufe, erst beim vierten wird uns klar, dass er versuchen muss, so nach wie möglich vorne an den Steg zu kommen, schief in der Box oder nicht, ich muss rüber an den Steg und ihn halt gerade ziehen!

Enkhuizen ist ein wunderhübsches kleines Städtchen: Heimelige Häuser, Grachten, liebevoll verzierte Vorgärten, alte Gebäude, reich geschmückte Fassaden. Doch am schönsten sind die Häuser gegenüber des Dromedarius (das ist eine Art Wehrturm): Vorne reich verzierte Stadthäuser, doch hinten, zum Wasser hin, mit Erker und kleinem Gärtchen – ein Traum!

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Wir spazieren zwei Stunden durch das Städtchen, mit jedem Schritt schleppe ich mich mehr dahin: Ich bin hundemüde!

Es war ein toller Tag!

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